Harter Kampf um die Plätze
Viel Lob für Bayern, aber: „Zu viele Topspieler können ein Problem sein“

01.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:26 Uhr

Sadio Mane dürfte seinen Platz sicher haben – Leroy Sane dagegen nicht −Foto: imagoimages

Beim Blick auf den Münchner Offensiv-Luxus macht sich selbst Oliver Bierhoff so seine Gedanken.

„Es kann ein Problem besonders in einem WM-Jahr sein, wenn es zu viele Topspieler im Kader gibt, die alle Einsatzminuten wollen und brauchen und für sich den Anspruch haben zu spielen“, sagte der DFB-Geschäftsführer schon vor Wochen der Sport Bild. Der FC Bayern sei gerade im Sturm „top besetzt, da bin ich gespannt, was passiert“.

Da ist nicht nur Bierhoff gespannt. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der in seiner zweiten Saison ohnehin noch stärker unter Druck steht, ist mehr denn je gefordert, die vielen Befindlichkeiten der sensiblen Stars zu moderieren. Beim Rekordmeister gibt es vor dem Bundesligastart am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN) bei Eintracht Frankfurt reichlich Konfliktpotenzial.

Zumal am Samstag beim Supercup-Sieg in Leipzig (5:3) Jungstar Jamal Musiala ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt und den Etablierten den Kampf angesagt hat. „Für jeden Spieler ist es das Ziel, Stammspieler zu sein. Ich mache einfach mein Ding“, sagte er nach seiner Gala lapidar.

In dieser Form, räumte Nagelsmann ein, sei der 19-Jährige „nicht wegzudenken, Das war weltklasse“. Eine „Augenweide“, so Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Selbst Superstar Sadio Mane geriet ins Schwärmen: „Was für ein Spieler!“

Heißt: Nationalspieler Musiala dürfte in der Offensive des Rekordmeisters erst einmal gesetzt sein. Dazu haben Mane und wohl auch Thomas Müller ihren Platz sicher, bleibt vorne noch genau einer übrig: Und um den streiten sich Kingsley Coman, der allerdings noch zwei Spiele rotgesperrt ist, sowie die deutschen Nationalspieler Serge Gnabry und Leroy Sane. Supertalent Mathys Tel, Eric Maxim Choupo-Moting und Joshua Zirkzee bleibt bei dem Gedränge ohnehin nur eine Jokerrolle.


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Vor allem Sane, der in Leipzig erst kurz vor Schluss eingewechselt wurde, muss zittern. Zumal der 26-Jährige in der Rückrunde der vergangenen Saison oft genug enttäuscht hatte. Sanes Ambitionen mit Blick auf die WM im Winter in Katar sind Stand jetzt gefährdet. Auch bei Gnabry gilt es abzuwarten, wie viel Spielzeit er bis November in München erhält.

Bundestrainer Hansi Flick dürfte die Entwicklung in München genau beobachten. Bei ihm galt bislang die Devise: Gnabry spielt immer. Und jetzt vielleicht Musiala? Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn macht schon mal Werbung für das Juwel: „Jamal hat gezeigt, dass er im Moment einer der besten deutschen Spieler ist, die wir haben.“

Das Hauen und Stechen in „so einem wahnsinnigen Kader“ (Musiala) sehen die Verantwortlichen noch entspannt. Der extreme Konkurrenzkampf sei „gewollt und wichtig“, betonte Kahn. Man benötige dringend „neue Reizpunkte“. Man lasse das, so Salihamidzic, „bewusst laufen“.

Durch die hohen Belastungen in den kommenden Wochen komme ohnehin jeder zu seinen Einsatzzeiten, meinte Präsident Herbert Hainer bei Sport1: „Wenn man sich die nächsten 365 Tage anguckt, haben wir auch durch die WM in Katar permanent Fußball. Wir werden einen breiten Kader brauchen.“

Nagelsmann lobt Tor-Debütant Mane: „Ein herausragender Typ“

Neben Musiala lobte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nach dem Supercup-Sieg auch Star-Zugang Sadio Mane in höchsten Tönen gelobt. Mane sei „einfach ein demütiger, auf dem Boden gebliebener und herausragender Spieler, der sehr gut verteidigt, fleißig ist und die Jungs in der Kabine pusht“, sagte Nagelsmann.

Nagelsmann hatte Mane, der vom FC Liverpool gekommen war, als einzigen Neuen in die Startelf berufen. Der Senegalese dankte es dem Coach mit dem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 (31.). „Er tut uns extrem gut. Er hat noch zwei schöne Tore gemacht, die leider beide Abseits waren“, sagte Nagelsmann: „Er hat eine herausragende Qualität und ist ein herausragender Typ.“

Auch sonst gab es viel Lob für den ersten Pfichtspielauftritt der Münchner. „Man hat gesehen, dass wir brandgefährlich sind. Dass wir viele schnelle Spieler haben, viele torgefährliche Spieler, die alle in der Lage sind, Tore zu machen. Und das ist ja die Idee“, betonte Sportvorstand Salihamidzic. Man habe schon Ansätze gesehen, „dass wir wirklich guten Fußball spielen können“.

Der Goalgetter namens Lewandowski ist nicht mehr da, es leben die vielen Goalgetter. „Wir sind einen Tick schwerer ausrechenbar. Das heißt nicht zwangsläufig, dass wir erfolgreicher sind“, sagte Coach Julian Nagelsmann - auch aus Respekt vor den Leistungen von Abgänger Lewandowski

− sid/dpa/red