Bayern besiegt BVB mit 4:2
Tuchel sieht „Luft nach oben“, Kobel erklärt Mega-Bock: Das Topspiel in München und die Reaktionen

01.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:08 Uhr

Bayern-Trainer Thomas Tuchel war trotz des Siegs gegen Dortmund nicht voll zufrieden mit seinen Bayern. −Foto: dpa

Thomas Tuchel verabschiedete mit einer kurzen Umarmung Trainerkollege Edin Terzic und verschwand nach seinem schillernden Einstandsieg schnell Richtung Kabine.

Seine Bayern-Profis ließen sich dagegen für ihre fulminante Machtdemonstration gegen den großen Rivalen ausgiebig von den Fans feiern. Mit einem 4:2 (3:0) gegen Borussia Dortmund samt Mega-Patzer von BVB-Torwart Gregor Kobel holte sich der Rekordmeister im Spiel eins nach Julian Nagelsmann die Tabellenführung zurück – der elfte Meistertitel nacheinander ist nah.

„Es war schon jedem bewusst, was auf dem Spiel steht heute. Ein Trainerwechsel, viele neue Sachen, neuer Input“, sagte Tuchel nach dem Spiel bei Sky. „Der Wille, das umzusetzen, war 100 Prozent da, der Wille, das auszuhalten und zu leiden, wenn Sachen schiefgehen, auch. Das ist das Wichtigste.“ Zwar sei es insgesamt „ein sehr guter Start“, der neue Bayern-Coach kritisierte aber auch, die Partie sei „ein bisschen zu offen und zu wild“ gewesen. Es sei „noch viel Luft nach oben“. Weiter meinte der Coach: „Es ist ganz gut, dass niemand zu euphorisch ist. Es gibt schon noch was zu tun.“

Tuchel: Gibt keinen lustigeren Ort als eine Fußballer-Kabine



Lange freuen über den Erfolg könne man sich ohnehin nicht. „Das Leben bei Bayern München ist so, dass es am Dienstag weitergeht“, sagte er zum straffen Spielplan im Streben um noch alle drei möglichen Titel in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal. Am Dienstag empfangen die Bayern den SC Freiburg im Pokal-Viertelfinale.

Tuchel ist glücklich, dass er sechs Monate nach seiner Entlassung beim FC Chelsea wieder das machen kann, was er am liebsten macht: eine Mannschaft trainieren und Spiele im Stadion am Spielfeldrand erleben. „Es gibt keinen lustigeren Ort als eine Fußballer-Kabine und ein Trainingszentrum“, sagte er in der Pressekonferenz. „Das ist der Platz, an dem man sein möchte. Und das ist ein großes Geschenk. Das ist auf jeden Fall das bessere Leben als zu viel Freizeit.“

„Am Ende lügt das Ergebnis nicht“

Mit zwei Punkten Vorsprung gehen die Bayern, für die nach dem Eigentor von Kobel (13.) der nicht zu bremsende Kapitän Thomas Müller (18./23.) sowie Kingsley Coman (50.) trafen, in die verbleibenden acht Spieltage. „Greg hat uns in dieser Saison schon so viele Spiele gewonnen, es ist bitter in so einer Situation. Am Ende lügt das Ergebnis nicht, wir haben verdient verloren“, sagte BVB-Kapitän Marco Reus. Emre Can mit einem verwandelten Foulelfmeter (72.) und Donyell Malen (90.) erfreuten die BVB-Anhänger wenigstens in der Schlussphase noch mit zwei Toren.

Auf der Tribüne pusteten auch die Bayern-Bosse um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic durch, die mit dem zu diesem Zeitpunkt der Saison überraschenden Trainerwechsel ins Risiko gegangen sind. Vorstandschef Kahn rechtfertigte beim TV-Sender Sky noch einmal die Entscheidung, auch wenn der Ablauf durch gewisse Umstände „katastrophal“ gewesen sei. Im Vordergrund stünde der Vereinserfolg: „Wir wollen Titel gewinnen.“

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Tuchel hatte der brisanten Kraftprobe mit seinem Ex-Club eine „Signalwirkung“ zugeordnet. Und so kam es dann auch. Bis zur 13. Minute traten die Dortmunder vor 75 000 Zuschauern in der Allianz Arena wie ein selbstbewusster Tabellenführer auf. Dann zerbröselten alle Hoffnungen der Gäste auf einen großen Abend im Titelkampf binnen zehn Minuten.

Und dafür war an erster Stelle der 25 Jahre alte Kobel verantwortlich, der bei seinem Comeback nach Oberschenkelproblemen einen Treffer aus über 50 Metern kassierte. Der Schweizer schlug nach einem harmlosen langen Ball von Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano mehr oder weniger ein Luftloch. Er berührte den Ball zart, darum war es ein Eigentor. Kobel schlug die Hände über dem Kopf zusammen, seine Teamkollegen waren geschockt. Und die Bayern legten gnadenlos nach.

Kobel gesteht zwei „relativ große Fehler“ ein

Kobel hat nahm seinem Mega-Patzer die Hauptschuld für die deutliche Niederlage auf sich. „Schöne Scheiße, das muss man einfach so sagen“, sagte der 25-Jährige bei Sky und gestand „zwei relativ große Fehler“ ein. „Es gibt einfach scheiß Tage - und heute war so einer“, fügte Kobel an.

Über das 1:0 meinte der Keeper: „Die Entscheidung, da raus zu kommen, war gut. Aber ich habe den Ball nicht getroffen. Wie das passiert ist, keine Ahnung. Das geht ganz klar auf mich, das tut natürlich weh.“

Im Anschluss habe sein Team „einen Knick“ im Spiel gehabt. „Ich habe da leider der Mannschaft nicht weiterhelfen können“, sagte Kobel. Sein Trainer Edin Terzic stärkte dem Torwart den Rücken. „Wir wissen auch, dass wir uns auf Gregor in dieser Saison sehr häufig und oft verlassen konnten“, sagte Terzic. „Ihm tut das natürlich leid, aber wir müssen das richtig einordnen. Er ist der Grund, warum wir hier heute als Tabellenführer antreten konnten.“

Eine Ecke von Joshua Kimmich landete via Kopfball von Matthijs de Ligt bei Müller, der aus kurzer Distanz vollendete. Und als Kobel einen feinen Distanzschuss von Leroy Sané vor die Füße von Müller abwehrte, bedankte sich dieser mit dem 3:0. Das Spiel war entschieden - und Tuchel der Gewinner des Abends. Der Dortmunder Wille war gebrochen, die schwarze Serie in der Allianz Arena setzte sich mit Niederlage Nummer neun und 8:37 Toren fort.

BVB-Coach Terzic verfolgte die erste Liga-Niederlage 2023 verstört und frustriert in seiner Coaching Zone. Nach der Pause hätte die Niederlage noch höher ausfallen können, wenn die Bayern nicht in der Chancenverwertung arg nachgelassen hätten. Ein Foul des eingewechselten Serge Gnabry an Jude Bellingham eröffnete Can die genutzte Chance zur Ergebniskorrektur. Der Malen-Treffer kam zu spät für eine echte Aufholjagd.

− dpa/red