Kommentar
Nagelsmanns Verlängerung beim DFB ist eine satte Watschn für den FC Bayern

19.04.2024 | Stand 19.04.2024, 19:10 Uhr

Sportvorstand Max Eberl und der FC Bayern müssen einen anderen Trainer als Julian Nagelsmann finden. Foto: Imago Images

Der weiße Rauch zahlloser Pyrotechnik, welche die Bayern-Fans am Mittwoch zum Einlaufen ihrer Mannschaft gegen den FC Arsenal zündeten, schmerzt die Klubbosse des Rekordmeisters nur bedingt.

Selbst wenn noch eine Strafe der Uefa über Zehntausende Euro käme. Der weiße Rauch, der am Freitag aus Frankfurt aufstieg, trifft die Münchner umso stärker: Julian Nagelsmann, offenkundiger Wunschkandidat bei der Nachfolgersuche für Thomas Tuchel, bleibt Trainer der deutschen Nationalmannschaft.

Das ist – nach Xabi Alonso, der Bayer Leverkusen die Treue hält – der nächste bittere Korb für die Bayern. So scheint auch die alte Weisheit, dass die Münchner mit Geld immer das bekommen, was sie unbedingt möchten, in Rauch aufgegangen. War das Verhältnis Nagelsmanns zu einigen Klub-Granden nach seiner Entlassung 2023 doch zu vergiftet? Oder hatte der Bundestrainer Bedenken wegen des (nach dem von ihm initiierten Rauswurf von Torwarttrainer Toni Tapalovic) belasteten Verhältnisses zu Keeper Manuel Neuer? Dies gibt es freilich auch im DFB-Team, jedoch als Zweckgemeinschaft und nicht als Brandherd im täglichen Umgang.

Die Münchner werden eine Alternative, zum Beispiel Zinédine Zidane oder Ralf Rangnick, finden (müssen) – und dann als „ideal“ verkaufen. Etwas, das der DFB nicht machen muss, weil es glaubhaft ist, was die Offiziellen in der Causa Nagelsmann von sich geben und mit dem Trainer sowie Sportdirektor Rudi Völler (ebenfalls bis 2026 verlängert) ein Gespann gefunden haben, dass sich auf Anhieb verstand und Fachkompetenz sowie große Sympathiewerte bei den Fans besitzt.

Das war den DFB-Bossen ebenso bewusst wie der Druck, unter den sie wegen des intensiven Werbens der Bayern um Nagelsmann geraten waren. Der große EM-Hoffnungsträger genießt nun gewiss noch größere Freiheiten. Überdies haben die starken März-Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande Nagelsmanns Lust auf den DFB gesteigert.

Und er weiß, dass die Mannschaft und der Verband so schnell wie möglich eine klare Linie brauchten und er den nach Saisonende nötigen Umbruch beim FC Bayern kaum mitgestalten kann, wenn er das Nationalteam bei der EM coacht. Nagelsmann beweist den richtigen Riecher – und damit etwas, das seinen Ex- Chefs an der Säbener Straße immer mehr abhandengekommen zu sein scheint.