Pavlovic fehlt zunächst erkrankt
Chef Kroos und sechs Neue: So plant „Lehrer“ Nagelsmann mit dem neuformierten DFB-Team

18.03.2024 | Stand 18.03.2024, 14:58 Uhr

War bei den Autogrammjägern der gefragteste Spieler: DFB-Rückkehrer und Real-Star Toni Kroos. − Foto: dpa

Julian Nagelsmann startet das EM-Jahr mit einem Schulbesuch – und ist bald selbst als „Lehrer“ gefragt.

Julian Nagelsmann bahnte sich seinen Weg durch ein Spalier jubelnder Kinder mit schwarz-rot-goldenen Fahnen, dann war er als einfühlsamer Pädagoge gefragt. Erst beim Besuch einer Grundschule in Essenheim nahe Mainz, wo sich der Fußball-„Lehrer“ den bohrenden Fragen neugieriger junger Fans stellte, dann bei der Vergabe der EM-Rollen im noblen Teamhotel in Neu-Isenburg. Dort warteten auf den Bundestrainer neben den prominenten Rückkehrern Manuel Neuer und Toni Kroos fünf der sechs Neulinge, die ihre Ambitionen wie Geburtstagskind Maximilian Mittelstädt gleich mal selbstbewusst unterstrichen.

„Ich traue mir alles zu“, sagte der Stuttgarter an seinem 27. Geburtstag, „der Mannschaft in der Startelf zu helfen oder sie von der Bank zu pushen.“ Welche Aufgabe Nagelsmann ihm genau zugedacht hat, wollte ihm der Bundestrainer am Nachmittag nach seinem Hallen-Kick mit den Schuld-Kids verraten. „Jeder“, betonte Nagelsmann vor seinen EM-Gesprächen, „muss ein gutes Verständnis für seine Rolle haben, die er im Kader inne hat.“ Das sei einer der Schlüssel für den Turniererfolg.

Kroos muss da nicht lange rätseln, der 34-Jährige soll bei den Duellen mit Frankreich am Samstag (21.00 Uhr/RTL) in Lyon und drei Tage später gegen die Niederlande in Frankfurt sofort wieder Chef sein im Mittelfeld. Als er 993 Tage nach seinem 106. und bislang letzten Länderspiel im schwarzen Kleinbus am Quartier vorgefahren wurde, war er unter den drei Dutzend Autogrammjägern gleich wieder der begehrteste Spieler.

Wer neben Kroos den von Nagelsmann gesuchten „Worker“ auf der Doppel-Sechs geben soll, ist dagegen offen. Teenager Aleksandar Pavlovic, einer von drei Kandidaten im Kader neben Pascal Groß und Robert Andrich, konnte sich zunächst nicht per Bewerbungsgespräch aufdrängen: Der Münchner stößt wegen eines Infekts erst in den kommenden Tagen dazu.

Der ohne Pavlovic auf vier Spieler geschrumpfte Bayern-Block traf mit als erstes ein. Routinier Thomas Müller begrüßte die Anhänger mit einem kernigen „Servus“, er wird sich aber mit der Backup-Rolle begnügen müssen. Sein Klubkollege Neuer dagegen dürfte bei seiner Rückkehr nach 15 Monaten DFB-Pause gleich wieder Stammtorwart sein. Bestätigen wollte Nagelsmann dies bei der Nominierung am vergangenen Donnerstag allerdings noch nicht.

Die Kapitänsbinde, das stellte Nagelsmann klar, behält Ilkay Gündogan, der im Mittelfeld nach vorne rückt auf eine der „Zehner-Positionen“ zwischen die Zauberfüße Jamal Musiala und Florian Wirtz. Joshua Kimmich muss seinen Platz im Zentrum räumen und spielt künftig hinten rechts neben dem neuen Innenverteidiger-Duo Antonio Rüdiger und Jonathan Tah, links könnte der forsche Mittelstädt zum Zuge kommen. Als neue Herausforderer für Stammstürmer Niclas Füllkrug will Nagelsmann die Debütanten Deniz Undav und Maximilian Beier testen.

Undav tauschte sein Hoodie mit der passenden Aufschrift „I'm just a kid with a dream“ am Nachmittag gegen das pink-lila EM-Trikot - am Marketing-Tag standen neben den wichtigen sportlichen Themen auch die Werbe-Aufnahmen für das Heim-Turnier an. In einem der bisherigen Spots für das neue Dress sind noch die ausgebooteten Leon Goretzka und Serge Gnabry als zwei von vier Stars zu sehen. Das erste Kennenlernen der drei Monate vor dem Eröffnungsspiel gegen Schottland in München (14. Juni) neuformierten Mannschaft auf dem Platz ist erst für Dienstagvormittag angesetzt.

„Über Training werden wir auch bei diesem Lehrgang nicht viel entwickeln können“, sagte Nagelsmann, „das ist die Krux als Nationaltrainer. Es gibt keine taktischen Meisterwerke, da kommt man auch in kein Taktik-Buch.“ Es gehe ihm daher „nicht darum, meine Philosophie durchzudrücken, sondern eine gewisse Stabilität zu entwickeln“.

Sehr pädagogisch.

− sid