Auch Rose schimpft über VAR
„Keine Ahnung vom Fußball“ und Schiris werden „enteiert“: Labbadia zerlegt den Kölner Keller

11.02.2023 | Stand 12.02.2023, 13:00 Uhr

Fassungslos: Bruno Labbadia. −Foto: dpa

Bruno Labbadia fiel es sichtlich schwer, seine Enttäuschung zu verbergen. Der Trainer des VfB Stuttgart war nach dem 1:2 (1:0) in der Fußball-Bundesliga beim SC Freiburg aber nicht nur enttäuscht, er war auch schwer verärgert.

Das hing in erster Linie mit Videoschiedsrichter Sören Storks zusammen, der vor beiden Treffern der Breisgauer eingegriffen hatte. Denn erst nach dessen Zuruf entschied der Unparteiische Sascha Stegemann am Samstag jeweils auf Strafstoß. Vincenzo Grifo verwandelte sicher (60./84.).

„Ich habe gar keine große Lust, über die Elfmeter zu sprechen“, sagte Labbadia, um es dann doch zu tun. „Der VAR wurde eingeführt, um krasse Fehlentscheidungen aufzudecken. Und dann braucht der Schiedsrichter gefühlt zehn Minuten, um sich festzulegen. Ich bleibe ein totaler Gegner des VAR. Er macht den Fußball kaputt.“ Im Sky-Interview wetterte der Trainer gar: „ Ich finde es unmöglich, dass der Keller da eingreift. Der Schiedsrichter hat ganz klar gesagt, dass es kein Foul war. Er braucht zehn Minuten draußen, um eine Entscheidung zu treffen. Dann können wir einpacken. Dann kann ich in jedem Spiel 20 bis 30 Szenen raussuchen, die ein Foul sind, wo ich pfeifen kann.“

Welche Erklärung er für das Problem habe? „Du kannst vor allem nicht den Schiedsrichter, der eine klare Entscheidung trifft, rausholen. Damit enteierst du die Schiedsrichter. Es ist so, dass die Schiedsrichter eigene Entscheidungen treffen müssen. Das wird immer mehr genommen, da die Schiedsrichter sich auf den VAR verlassen.“

Ähnlich deutlich äußerte sich sein Co-Trainer Bernhard Trares auf dem Weg in die Stuttgarter Kabine. „In 20 Jahren habe ich noch kein Spiel durch zwei Elfmeter verloren. Immer wird man beschissen“, polterte er deutlich hörbar. Sportdirektor Fabian Wohlgemuth drückte sich dagegen diplomatischer aus: „Bei beiden Elfmetern gibt es einen Körperkontakt und wahrscheinlich kann man auch beide geben. Aber der zweite ist sicherlich mit voller Härte gegen uns entschieden worden.“

Die VfB-Profis müssen sich jedoch auch vorwerfen lassen, dass sie nach der Führung durch Chris Führich (30.) nicht mehr so konsequent den Weg nach vorne gesucht hatten. „Und täglich grüßt das Murmeltier“, sagte Labbadia. „Wir haben wieder gut gespielt und haben uns wieder nicht belohnt, weil der letzte Pass oder die letzte Entscheidung nicht gepasst hat.“

Auch Leipzig-Coach Rose übt Kritik



Auch RB Leipzigs Fußballtrainer Marco Rose hat die Anwendung des Videoschiedsrichters in den Bundesligen kritisiert und sich für ein Umdenken ausgesprochen. „Insgesamt glaube ich, dass wir in Deutschland den VAR inflationär benutzen. Ich kenne das aus anderen Ligen anders und habe das auch bei der WM anders wahrgenommen. Wir tun den Schiedsrichtern auf dem Feld damit keinen Gefallen“, sagte der 46-Jährige nach dem 1:2 am Samstagabend gegen Union Berlin. Er habe den Eindruck, „wir schauen nur noch Fernsehen und schalten ständig um“.

In der Begegnung zwischen Berlin und Leipzig hatte es drei Handspiele im Strafraum gegeben, eines hatte zum siegbringenden Elfmeter führte. „Wenn es um die Handregeln geht, ist es wirklich unheimlich schwierig“, sagte Union-Coach Fischer. „Es gibt zu viele strittige Situationen, da blickt wirklich kaum einer durch.“ Rose betonte, dass das Handspiel des Leipzigers Mohamed Simakan berechtigterweise zu einem Elfmeter für Union geführt hatte.

Für die Aberkennung des Ausgleichs hatte der Leipziger Trainer aber kein Verständnis. Der Berliner Aissa Laidouni wollte in der 78. Minute einen Ball mit der Hacke klären, berührte ihn und hob nach Roses Auffassung damit eine Abseitsstellung von Timo Werner auf. „Das war für mich eine klare Fehlentscheidung, weil er den Ball nicht unkontrolliert spielt“, sagte Rose. Schiedsrichter Daniel Schlager argumentierte bei Sky genau damit: „Es gab keine andere Möglichkeit für den Spieler. Er konnte den Ball in der Situation nur mit der Hacke klären. Es war bewusst, aber unkontrolliert.“

− dpa