Nach 0:0 gegen Wolfsburg
„Eine absolute Frechheit“: Schalke-Coach Thomas Reis geht auf den Schiri los

11.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:18 Uhr

Richtig bedient: Schalke-Trainer Thomas Reis. −Foto: dpa

Die Fans besangen inbrünstig den „Mythos vom Schalker Markt“, der Trainer schimpfte aufgebracht über einen „Witz“ und eine „absolute Frechheit“ des Schiedsrichters, und der Kapitän fühlte sich „viel besser“: Der Tabellenletzte Schalke 04 lebt noch - trotz Rekordflaute.

„Mein Glaube schwindet mit Sicherheit nicht. Aufgeben gibt’s nicht“, beteuerte Coach Thomas Reis nach dem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg, mit dem die Königsblauen einen Bundesligarekord einstellten. Drei Nullnummern in Folge, ein Novum in 54 Schalker Erstligajahren, hatte zuletzt Fortuna Düsseldorf 2012 fabriziert.

Auch lange nach dem Schlusspfiff und den aufmunternden Gesängen aus der Nordkurve war der Ärger des 49-jährigen Reis noch nicht verraucht. Ein nicht geahndetes Handspiel von Wolfsburgs Abwehrspieler Sebastiaan Bornauw im Strafraum hatte Reis ebenso auf die Palme gebracht wie die abgepfiffene Riesenchance von Simon Terodde in der Nachspielzeit. „Das war die schlimmste Szene, ein Witz, eine klare Fehlentscheidung“, ereiferte er sich. Dass er daraufhin für seinen Protest die Gelbe Karte erhielt, sei „eine absolute Frechheit“, er sei „für den Fehler eines anderen bestraft“ worden.

Der in der Tat schwache Schiedsrichter Benjamin Brand, den Teammanager Gerald Asamoah in der Halbzeitpause zur Rede stellte, war das Hauptziel des Schalker Frusts nach der erneut verpassten Chance zum Start einer Aufholjagd. Den dringend benötigten dritten Saisonsieg verhinderte allerdings in erster Linie der Kölner Videokeller, der das ausgiebig bejubelte und schon vom Stadionsprecher verkündete 1:0 durch Alex Kral (50.) nach einer Zentimeterentscheidung per kalibrierter Linie zurücknahm. Beim zweiten Tor durch Michael Frey (77.) war die Abseitsstellung deutlicher.

„Heute hat’s ja sogar mal geklappt“, meinte Reis mit Blick auf die Torflaute mit nur drei Treffern in seinen neun Spielen als Schalker Trainer: „Aber es wurde dann zurückgenommen.“

Bei allem Ärger bemühten sich die Königsblauen, Positives aus dem überlegen geführten Spiel gegen einen Europacup-Aspiranten zu ziehen. „Wir sind gefährlich, wir haben Torchancen, wir verteidigen gut, wir halten zusammen„, zählte Stürmer Frey auf.“ Ich fühle mich viel besser„, resümierte Kapitän und Abwehrchef Maya Yoshida, „wir sind auf dem richtigen Weg.“

Auch Keeper Ralf Fährmann urteilte: „Wir sind stabil geworden.“ Seit der 34-Jährige wieder im Tor steht, hat kein Gegner mehr gegen das Schlusslicht getroffen. Dreimal in Folge zu null spielte Schalke zuletzt in der Vizemeistersaison 2017/18 – ebenfalls mit Fährmann.

Damals war der Jubel so groß wie jetzt die Enttäuschung. „Es tut unheimlich weh“, meinte Fährmann, „wir warten einfach nur darauf, dass wir uns endlich belohnen.“ Die Entwicklung bei den Nullnummern gegen Köln, Mönchengladbach und Wolfsburg sei gut, betonte auch Asamoah, aber: „Es fehlt der eine Ball, der über die Linie geht.“ Und nicht zurückgepfiffen wird.

− sid