Gegen Stuttgart will er Tore sehen
56 Torschüsse, 2 Treffer: Bayerns Angriffsflaute alarmiert Kahn

09.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:51 Uhr

Grantelnder Oliver Kahn: „Es ärgert mich, wenn wir nicht Tabellenführer sind!“ Aus diesem empfundenen Mangel ergibt sich ein klarer Auftrag für Bayern-Trainer Julian Nagelsmann. −Foto: Imago Images

Oliver Kahn ist grantig. „Beunruhigen tut es mich nicht“, sagte der Vorstandschef von Bayern München über den ungewohnten dritten Platz des Dauermeisters in der Bundesliga, aber „es ärgert mich! Es ärgert mich, wenn wir nicht Tabellenführer sind“. Und so hat der Boss einen klaren Auftrag formuliert für Julian Nagelsmann und seine Remis-Experten: Das brisante Wiedersehen mit Weltfußballer Robert Lewandowski soll raus aus den Köpfen - und die Pflichtaufgabe VfB Stuttgart rein.

„Jetzt brauchen wir Ergebnisse!“, forderte Kahn nach zuletzt zwei mageren Unentschieden gegen Borussia Mönchengladbach und bei Union Berlin. Spitzenreiter Freiburg und Erzrivale Dortmund, die einen Punkt vor dem Titelverteidiger liegen, sollen schnellstmöglich überholt werden - selbst wenn Offensivstar Kingsley Coman (Muskelfaserriss im Oberschenkel) vorerst ausfällt.

Entsprechend schob auch Hasan Salihamidzic die Rückkehr des einstigen Münchner Torgaranten Lewandowski mit Champions-League-Gegner FC Barcelona am Dienstag beiseite. „Ein Spiel nach dem anderen“, betonte der Sportvorstand: „Sie wissen, wie schwer die Bundesliga ist.“ Der FC Bayern freue sich ja auf Lewa, meinte Kahn, doch jetzt gelte „voller Fokus auf Stuttgart!“

Bei Julian Nagelsmann ist diese klare Ansage angekommen. Er nahm seine Elf, in der er „einige Wechsel“ vornehmen will, entsprechend in die Pflicht. „Wir müssen schnellstmöglich auf die linke Spur und aufs Gaspedal gehen“, forderte er und drohte: „Wenn morgen einer die Handbremse anzieht, kann er am Dienstag die Parkbremse reinhauen“ – und sich den Kracher in der Königsklasse von der Bank anschauen.

Komplett ausblenden wolle er Barca aber nicht, „das wäre dumm“. Wichtig sei nur, dass „die Spieler, die spielen, sich auf Stuttgart konzentrieren“. Konkret etwa Leon Goretzka, der laut Nagelsmann erstmals in dieser Saison von Beginn an auflaufen wird. Leroy Sane, am Mittwoch bei Inter Mailand noch Matchwinner, habe „Körner gelassen“ und bekomme eine Pause.

Im Angriff dürften Sadio Mane und Serge Gnabry beginnen, Kahn forderte von ihnen mehr Effizienz. 56 (!) Torschüsse benötigten die Bayern in den jüngsten beiden Liga-Partien für nur zwei Treffer. Bewusst gegen einen echten Stoßstürmer als Lewandowski-Erbe habe er sich aber nicht entschieden, erklärte Nagelsmann. Der Markt sei schlicht „abgegrast“ gewesen.

Ein grundlegendes Offensivproblem will er ohnehin nicht erkennen. Doch Nagelsmann ist klar: „Wir sind gefordert.“

Dem VfB schwant angesichts von so viel zur Schau getragener Gier Böses. „Wir werden leiden müssen“, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo, „aber wir fahren nach München, um was zu holen.“ Das gelang in den vier jüngsten Gastspielen mit vier Punkten keinem Klub besser. Dem stehen allerdings auch zwei klare Bayern-Siege (4:0, 4:1) gegenüber.

− sid