„Bieringer“ erstmals Bezirksligist
Oberpörings Mix für einen Relegationskrimi: Der 19-jährige „Fanga“ und ein Elfer-Wunsch im Hause Rockinger

03.06.2023 | Stand 15.09.2023, 3:12 Uhr

Ein Traum, ein Ziel, eine große Gemeinschaft: Der FC Oberpöring feiert ausgelassen mit seinen Fans den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. −Fotos: Magdalena Nadler

„Nur, weil du heute da bist”, sagt Spielertrainer Stefan Rockinger mit Tränen in den Augen zu seiner Frau Isabella nach der letzten Parade von Oberpörings Keeper Johannes Petzenhauser.

Vor allem sie liebt die Spannung, liebt das Elfmeterschießen. Hintergrund: Am Tag davor hatte sie während den Duellen vom Punkt im Europa-League-Finale zwischen Sevilla und der Roma schon tief und fest geschlafen. Dementsprechend traurig war Rockingers Ehefrau darüber – und wünschte sich beim Relegationsspiel gegen Eintracht Landshut, dass es ebenfalls zum „Rittern“ kommt. Die Rockingers witzelten noch darüber am Essenstisch. Aber was wäre der 32-jährige Trainer für ein Ehemann, wenn er seiner Frau nicht alle Wünsche erfüllen würde? Wenngleich der ehemalige Regionalligakicker (SV Schalding) auf diesen Nervenkitzel gerne verzichtet hätte. Nach über 120 Minuten vor rund 1000 Zuschauern duellierten sich beide Releganten tatsächlich vom Punkt. Was ein Zufall? Was für ein Krimi – und was für ein herrliches Happy End...

Mit 5:4 nach Elfmeterschießen lösten die „Bieringer“ erstmals in der Vereinsgeschichte das Ticket für die Bezirksliga und machten den Durchmarsch aus der Kreisklasse perfekt. Maßgeblich an diesem größten Erfolg in der Vereinsgeschichte beteiligt: Torhüter und Elferkiller Johannes Petzenhauser. Bereits in der Partie sorgte der 19-Jährige mit seinen Paraden dafür, dass seine Mannschaft im Spiel blieb, trieb die Dreihelmenstädter immer wieder schier zur Verzweiflung. Die letzte Heldentat des Keepers an diesem Abend war der mit den Füßen parierte Strafstoß von Eintracht-Spielertrainer Ali Attieh, der den Aufstieg nun perfekt gemacht hat. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Den letzten Elfer gehalten, geil! Erstes Mal Bezirksliga, FCO, einfach GEIL!”, lässt der „Fanga“, so wird der junge Torwart von seinen Teamkameraden auch genannt, seinen Gefühlen freien Lauf.

„Die Mannschaft ist einfach geil auf Fußball“



Beim Resümee fällt dem Spielertrainerduo nur ein Wort ein: „Überragend! Spielertrainer Stefan Wasmeier weiter: „Die Mannschaft hat einen Wahnsinns Werdegang hingelegt. Die letzten zwei, drei Jahre haben wir uns super entwickelt und man sieht es jede Woche: die Mannschaft ist einfach geil auf Fußball. Gegen Landshut war es ein reines Kampfspiel. Aber, wir haben uns den Aufstieg verdient.“ Trainerkollege Rockinger sieht es genauso. Ein extra Lob hatte er für Wasmeier auch noch parat: „Es ist noch nie ein Amateurfußballer 25 Kilometer im Spiel gelaufen. Herzlichen Glückwunsch!“ Seit der 70. Minute wollte Wasmeier eigentlich schon wegen Krämpfen runter vom Platz. Jede zweite Minute der Blick raus zu Rockinger, der immer wieder am Motivieren war: „Ge Wase, geht scho no. Gleich ist Pause.“ Einfach Mentalitätsmonster, diese Oberpöringer.

Wichtig für die Mentalität waren auch die schwarz-gelben Fans, die über 120 Minuten lang für Mega-Stimmung sorgten und ihre Mannschaft Richtung Bezirksliga peitschten. Mit Trommeln, Tröten, gelben Konfetti sowie einer schwarz-gelben Wand feuerten die nach Mengkofen zu hunderten mitgereisten Fans ihre Mannschaft tatkräftig an. Auch zwei Plakate mit der Aufschrift „Biering ist der geilste Club der Welt“ sowie „gemeinsam unaufhaltsam“ wurden aufgehängt. Trotz neutralem Spielort im Klausenstadion hatte diese Partie fast schon Heimspiel-Charakter für den FCO.


Die Fotos vom Relegationskrimi


Nach dem Spiel brachen dann alle Dämme. Der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Mit lautem Schreien, Bierduschen und Bengalos wurde der Aufstieg am Platz gebührend zelebriert. Der Platz gehörte an diesem Abend dem FC Oberpöring und war ganz in Schwarz und Gelb. Anschließend schalteten Team, Fans und auch Trainer Stefan Rockinger sofort in den Feiermodus: „Ich glaube, wenn wir uns am Montag wieder gesammelt haben, dann wird es am Mittwoch weitergehen, weil Donnerstag ist ja wieder Feiertag und dann ist langes Wochenende. Es wird gefeiert bis sie uns wieder einfangen” oder wie Petzenhauser kurz und bündig sagt: „Wir feiern Vollgas!“