„Ich kann einfach nicht Nein sagen“
Thomas Pfeilschifter für „vorbildliche, ehrenamtliche Arbeit“ im heimischen Fußball-Kreis ausgezeichnet

26.01.2024 | Stand 26.01.2024, 9:00 Uhr
Hans-Joachim Bittner

Thomas Pfeilschifter (TSV Bad Reichenhall/ASV Piding) übernahm vor knapp 30 Jahren sein ersten Fußball-Trainer. − Foto: Bittner

Thomas Pfeilschifter ist einer, der gern als Tausendsassa bezeichnet wird: Nicht nur aufgrund dessen, was er in den vergangenen bald drei Jahrzehnten gemacht hat, sondern aufgrund dessen, was er nach wie vor macht: Vor knapp 30 Jahren übernahm er sein erstes Fußball-Traineramt, seit zwölf Jahren ist er Jugendleiter des TSV Bad Reichenhall, seit einer Saison Coach der zweiten Mannschaft des ASV Piding in der B-Klasse und seit zwei zudem Übungsleiter der violetten E1-Jugend, in der sein Sohn Johannes (10) spielt. Aushilfsweise assistiert Pfeilschifter bei der violetten Kreisklassen-Elf an der Seitenlinie, wenn Cheftrainer Ingo Pilz verhindert ist, und kickt noch selbst in der AH, wenn Not am Mann ist – seit langem höchst flexibel auf allen möglichen Positionen, meist jedoch im Tor.

Nun wurde der gebürtige Reichenhaller im Rahmen einer Feierstunde in der Allianz-Arena ausgezeichnet. Vor dem Bundesliga-Match des FC Bayern München gegen Werder Bremen gab’s seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) für 80 Funktionäre, Trainer und Betreuer (20 Frauen, 60 Männer) aus ganz Südbayern die Ehrenamtsurkunde sowie die DFB-Armbanduhr: „Für vorbildliche ehrenamtliche Leistungen im Fußballsport“ wie es offiziell heißt, als Ehrengast dankte Ex-Nationalkeeper Raimund Aumann den Anwesenden. Im Anschluss hatte sich Pfeilschifter, der sich sehr über die Anerkennung freut, viele Tore gewünscht, egal für wen – schließlich ist er 1860-Fan: „Leider haben wir das möglicherweise schlechteste Heimspiel der Bayern in den letzten fünf Jahren gesehen“, Sohn Johannes war mit im Stadion.

Der gelernte Bank-Bürokaufmann, der in der nächsten Woche seinen 47. Geburtstag feiert, verbrachte nach dieser Lehre vier Jahre als Funker bei der Bundeswehr, ehe er 2001 zur Stadt Bad Reichenhall ging und dort einige Jahre später die Ausbildung zum Verwaltungsangestellten absolvierte. Eine seiner Kernaufgaben und Leidenschaften ist die Gestaltung und Betreuung des jährlichen Kinder-Ferienprogramms der Stadt in den Sommerferien. Durch sein zusätzliches Engagement im heimischen Fußballbereich ist Pfeilschifter in der Kurstadt bekannt wie ein bunter Hund, die meisten rufen ihn „einfach nur Tommy“.

Mit fünf Jahren ging’s mit dem Rad ins Nonner Stadion

Mit fünf Jahren – 1982 – setzte er sich vor einem Elternhaus in der Sebastian-Stolz-Straße und bereits mit Fußballschuhen an den Füßen auf sein Rad und fuhr ins Nonner Stadion: „Damals gab’s fast nur das Angebot Fußball“. Sein erster Trainer auf dem grünen Rasen war Albert Huber. Pfeilschifter durchlief alle Jugend-Teams, spielte unter anderem mit Florian Kilches, Arndt Unterweger, Jürgen Gräbeldinger oder Andi Sprinzing zusammen, wurde mehrfach Torschützenkönig der jeweiligen Liga und schließlich Stammspieler der zweiten TSV-Herren-Mannschaft, die zu ihrer besten Zeit in der A-Klasse unterwegs war. „Die Erste blieb mir bis auf ein paar Einwechslungen verwehrt“. Das war um die Jahrtausendwende bei Coach Franz Gruber, später bei Markus Huber. Ich war nicht gut genug, dazu kann ich stehen, für mehr hat’s einfach nicht gereicht.“ Dass Pfeilschifter in keinem Punktspiel der „Ersten“ von Beginn an zum Einsatz gekommen ist, ärgert ihn jedoch bis heute. Dafür durfte er teils in der Bezirksliga ran und stieg als Spieler wie als Trainer gleichermaßen mit seinen Jugend- und Erwachsenen-Teams mehrmals auf.

Bereits 1995 übernahm Pfeilschifter sein erstes Traineramt beim TSV, seit 2001 ist er im Besitz des B-Scheins. Mit der C-Jugend und Trainer-Kollege Franz Ziegler junior stieg er in die Bezirksoberliga auf, ehe Zlatko Zvonc (2004 mit nur 41 Jahren verstorben) übernahm. Ein weiterer Karriere-Höhepunkt war der Sprung mit den Reichenhaller A-Junioren in jene BOL. Sein Steckenpferd ist die Nachwuchsarbeit, der er mit viel Freude nachgeht. Die Kinder und Jugendlichen wissen diese enorme Empathie für ihre Leidenschaft Fußball zu schätzen, sie mögen „ihren Tommy“ ganz einfach.

Zum Ende der aktiven Karriere, als Pfeilschifter beim TSV wegen Torhütermangels als Team-Ältester sogar zwischen die Pfosten musste – und dabei von seiner Keeper-Erfahrung in der 3. Liga bei den Hockeyspielern als Ersatz für den verletzten André Schreiber profitierte –, wechselte er nach Piding, ohne seinem gelb-schwarzen Herzverein in der Kurstadt untreu zu werden: Den Job des Jugendleiters hatte er nach dem Schriftführer- und dem 2. Jugendleiteramt dort schon zuvor, 2012, von Werner Huber, übernommen. Beim ASV kickte „der Pfeilei“, ein in Sachen Fußball zweifelsfrei „positiv Verrückter“, in der Zweiten unter seinem Reichenhaller Team-Kameraden Michael Wegscheider, nun meist im Tor, und stieg prompt auf. Eine Weile coachte er obendrein die Reichenhaller F2- und die G-Jugend, weil „wir keinen Trainer gefunden haben“. Vor seinem halbjährigen Trainer-Engagement beim ehemaligen A-Klassisten SC Weißbach war Pfeilschifter durch Spezl und Trainer-Kollege Chris Dolny zudem Torwartcoach beim SV Nußdorf im Salzburger Land.

Turniere auch als Renommee

Sein „Manko“, wie er selbst sagt: „Ich kann nicht Nein sagen.“ Das beschert seinem TSV Bad Reichenhall im Winter schon mal durchaus spontan und kurzerhand vereinbarte Fußballturniere – die letztlich irgendwie mit einigem Personal gestemmt werden müssen –, weil Pfeilschifter gleich beim ersten Anruf eines Verbandsfunktionärs zusagt. Auf der anderen Seite bringen diese Veranstaltungen dem Verein ein wenig Einnahmen plus das Renommee und den Ruf, derartige Turniere top ausrichten zu können und ein guter Gastgeber zu sein. „Unser 2. Jugendleiter Robby Wohlrab ist mir aber neben allen anderen Helfern eine große Stütze“, lobt Pfeilschifter, der pro Wochenende auf fünf Hochzeiten tanzen könnte. Letztlich will er seinen Sohn live spielen sehen, hie und da die Reichenhaller Erste in der Kreisliga, automatisch bei allen Spielen der Pidinger Zweiten seine Arbeit an der Seitenlinie verrichten. „Langweilig wird’s nicht“, lacht er, Fußball sei nun mal neben der Familie sein Leben – jedoch regional, lokal, live: „Mit der Nationalmannschaft oder der Bundesliga habe ich kaum noch was am Hut, die Ergebnisse reichen mir, sehen muss ich das nicht.“

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Reichenhall ist Tommy Pfeilschifter nicht mehr so aktiv wie früher, bis auf die „Brandschutz-Erziehung“, die er in Kindergärten und Schulen nach wie vor durchführt. „In meiner Freizeit bin ich am liebsten daheim, bei den Kindern, hab’s gern gemütlich.“ Ein in vielen Bereichen leidiges Problem, sagt er zum Abschluss des Gesprächs mit der Heimatzeitung, sei das nachlassende Engagement der Eltern: „Wir bekommen für unsere rund 150 Kinder und Jugendlichen einfach keine Trainer und Betreuer mehr. Darunter leiden vor allem die Kleinfeld-Mannschaften, also die erste Basis. Das ist extrem schwierig und bereitet mir schlaflose Nächte. Wir könnten doppelt so viele Leute brauchen.“ Ein Glück seien die „super Kontakte“ zu den Nachbarn Red Bull Salzburg und SBC Traunstein: „Wir unterstützen uns gegenseitig, sonst ginge vieles schon gar nicht mehr.“ Neben Pfeilschifter wurden in München aus der Region auch Norbert Heudecker (FC Hammerau), Andi Schleich (SC Inzell) und Michaela Magerl (TSV Trostberg) ausgezeichnet.