Erfolgreiche Exotin
Trainerin Kerstin Yaylakci spielt mit den Männern des FSV Pfaffenhofen II in der Kreisklasse um den Aufstieg

02.03.2024 | Stand 02.03.2024, 11:00 Uhr

Gibt bei der zweiten Mannschaft des FSV Pfaffenhofen die Richtung vor: Kerstin Yaylakci (2. von rechts) hier bei einer Einheit während des Trainingslagers. Foto: FSV

Als Marie-Louise Eta im November 2023 bei Union Berlin zur ersten weiblichen Co-Trainerin im Profifußball wurde, ging ein Raunen durch Fußball-Deutschland. Eine Frau in der Männerdomäne Fußball – kann das gut gehen? Der FSV Pfaffenhofen beantwortet diese Frage schon länger mit einem klaren „Ja“. Schließlich fungiert hier Kerstin Yaylakci als Trainerin im Herrenbereich.

Aktuell ist sie für die A-Jugend und die zweite Herrenmannschaft verantwortlich, zudem fungiert sie als Jugendleiterin. Fußball wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt. Ihr Vater, der heutige FSV-Vorsitzende Ramazan Yaylakci, trainierte damals den kleinen Bruder Christopher und Kerstin war stets mit dabei. „Fußball war bei uns immer Thema. Ich bin mit dem Verein groß geworden und empfinde ihn als eine Heimat. Deshalb kam irgendwann der Gedanke auf, dass ich etwas zurückgeben möchte, damit andere Kinder und Jugendliche dieses positive Gefühl auch erleben können. So bin ich dann Jugendtrainerin geworden“, berichtet Kerstin Yaylakci. Ihr aktuelles A-Jugend-Team hat sie in der F-Jugend übernommen und bis jetzt durch die verschiedenen Altersstufen begleitet.

Im Winter 2022 erfolgte der nächste Schritt. Die zweite Mannschaft des FSV war erstmals in die Kreisklasse aufgestiegen, hatte aber keine besonders gute Hinrunde gespielt. Zudem zog Co-Trainer Pierre König nach München um und verließ den Verein. „Ich war ohnehin immer bei den Spielen dabei, weil mein Bruder im Tor steht. Da kam intern die Idee auf, ich könnte doch Spielertrainer Heiko Juhra unterstützen. Durch meine Wurzeln in der Jugend kann ich eine Schnittstelle zwischen dem Nachwuchs und den Senioren sein und wir können das Team nachhaltig aufbauen“, erläutert Yaylakci den Gedanken hinter der neuen, zusätzlichen Aufgabe. Seit der aktuellen Saison bildet sie mit Juhra ein gleichberechtigtes Trainergespann. Während sie darüber spricht, ist die große Begeisterung für den Sport zu spüren. „Bei den Spielen sprechen wir uns wenn möglich schon ab, aber Heiko soll sich voll auf seine Rolle auf dem Feld konzentrieren. Also entscheide ich auch eigenständig. Am Spielfeldrand sehe ich einfach besser, wie wir anlaufen müssen, ob eine taktische Umstellung nötig ist oder wo der Gegner eine eventuelle Schwachstelle hat, die wir nutzen können“, zählt sie auf. Insgesamt sei die Zusammenarbeit mit Juhra sehr harmonisch und gut, was auch der derzeitige vierte Tabellenplatz (vier Punkte hinter Rang zwei) in der Kreisklasse 2 Donau/Isar belegt. „Wir haben uns alles gut aufgeteilt und es passt, die Zusammenarbeit läuft super“, findet auch ihr Kollege und fügt augenzwinkernd hinzu, die beiden seien auch meistens einer Meinung.

Wird denn die Trainerin auch mal laut und wie kommt das in der Männerwelt an? Kerstin Yaylakci lacht. „Bei den Jugendteams ist das durchaus nötig und meine Jungs kennen und akzeptieren das auch. Bei den Senioren sage ich auch mal deutlich, wenn mich etwas ärgert, aber das kommt eher selten vor“, sagt sie. Überhaupt legt die Trainerin gegenüber der Mannschaft sehr viel Wert auf Gespräche und einen respektvollen Umgang auf Augenhöhe. „Mir ist die Meinung der Spieler wichtig und ich hinterfrage mich auch viel“, berichtet sie. Akzeptanzprobleme habe es früher durchaus gegeben, doch sie habe sich ihre Position hart erarbeitet und gezeigt, dass es klappt.

Auf die Frage, was es bedeutet, als Frau in einer Männerdomäne tätig zu sein, muss sie erst einmal nachdenken, bevor sie antwortet. Bei den Erwachsenen sei das Feedback durchgehend positiv und der Umgang mit den anderen Trainern ausnahmslos respektvoll. Im Jugendbereich habe sie aber schon auch ganz andere Reaktionen erlebt, da herrsche mancherorts schon viel Klischeedenken. „Beim Übergang vom FSV in die JFG kam damals zum Beispiel von Eltern die Frage, ob ich überhaupt in der Lage sei, ihren Sohn zu trainieren. Die legten auch Wert darauf, dass mein männlicher Kollege als erster Trainer fungiert“, erzählt sie. Der eine oder andere Coach des Gegners habe auch deutlich sichtbar ein Problem gehabt, gegen eine Frau zu verlieren und habe ihr nach dem Spiel schon mal den Handschlag verweigert. Lange hält sie sich jedoch nicht mit solchen Erlebnissen auf. „Ich muss mich genauso jeden Tag beweisen wie jeder andere und das möchte ich auch nicht anders“, sagt sie.

PK