Jahreshauptversammlung
Chamer Schiedsrichter haben Grund zur Freude und zur Sorge

28.02.2023 | Stand 17.09.2023, 1:56 Uhr

Seit 60 Jahren Mitglied: Bezirksschiedsrichterobmann Markus Weigert (links), Kreisvorsitzender Werner Mages (2. v. links) und Obmann Karlheinz Späth (rechts) gratulierten Helmut Hausladen (2. v.r.) und Franz Nagler (Mitte.). Das Duo ist seit sechs Jahrzehnten bei der Gruppe.

Cham. Bei der Jahreshauptversammlung der Chamer Fußballschiedsrichter gab es Ehrungen der besonderen Art: Zwei Mitglieder sind seit 1963, seit 60 Jahren, bei der Gruppe. Geehrt wurden zudem ein 15-Jähriger und der Schiedsrichter des Jahres 2022.

Obmann Karl-Heinz Späth begrüßte die Anwesenden und zog Bilanz. Nachdem zwei Jahre die Einschränkungen der Pandemie zu ertragen waren, konnte der Spielbetrieb im Frühjahr 2022 in eine reguläre Saison starte, „so wie es immer war“, sagte er. Auch einen kleinen Seitenhieb verkniff er sich nicht. „Die Schiedsrichter, die meist nur in der Kritik der alles besser Wissenden stehen, bilanzierten mit Berichten des Ausschusses und läuten ein erfolgreiches Jahr 2023 ein“, läutete Späth ein. Kamen in den Corona-Jahren nicht allzu viele Spiele hinzu, sei es aber beeindruckend, wenn mehr als 3300 Spiele von den Chamer Unparteiischen als Schieds- und Linienrichter absolviert werden.
Der Qualifikationsstand der Gruppe sei hervorragend. Neben den Aushängeschildern Martin Speckner (3. Liga) – der übrigens am Freitagabend als Assistent in der 2. Bundesliga in Düsseldorf im Einsatz war – , Thomas Gebhardt und Newcomer Fabian Kussinger (beide Landesliga), sind gar acht Schiris für die Bezirksliga qualifiziert: Uli Bayerlein, Marco Gruber, Mario Kiefl, Christian Killermann, Sebastian Mauer, Matthias Schoierer, David Seefried und Tobias Späth. Dem Kreisligakader gehören 18 Kameraden an. Beobachter sind Markus Pongratz (Landesliga/Bayernliga), Hans Dammer, Tobias Späth, Reinhardt Traurig und Florian Weigl (alle Bezirksliga).

Wie Späth weiter erläuterte, leiten knapp 140 aktive Schiris Woche für Woche die Spiele der Basis und höheren Leistungsklassen. Allerdings seien 40 Kameraden bereits über 60 Jahre alt. . Sorgen bereitete dem Obmann deswegen, dass an der Basis, die er als ureigene Aufgabe der Gruppe definiert, die Unparteiischen immer älter werden und zwangsläufig kürzertreten oder gar die Pfeife an den Nagel hängen müssen. „Leider werden diejenigen, die mehrmals am Wochenende im Einsatz sind, auch weniger und sind nur für ein Spiel zur Verfügung“, so Späth. Neulinge sind kaum zu finden, so dass die SR-Knappheit mittlerweile auch in den B-Klassen offensichtlich geworden ist. Doch nicht nur Späth hatte einiges zu berichten, auch weitere Offizielle kamen zu Wort; schlussendlich standen die Ehrungen an.

Der Lehrwart


Wie Robert Multerer berichtete, gab es im vergangenen Jahr einen Neulingslehrgang des VSA im Onlineverfahren, Chamer Schiris waren bei etlichen Hallenfußball- und Futsalturnieren eingesetzt. Zehn Lehrabende, davon zwei im Online-Format, trugen zur Fort- und Weiterbildung bei. Leistungslehrgänge im Kreis und in der Gruppe standen als Saisonvorbereitung im Programm.

Der Bezirksschiedsrichterobmann


Markus Weigert (Regensburg) zeigte sich erfreut über ein „normale“ Saison nach der Pandemie. Die Qualität in der Chamer Gruppe sei sehr hoch, das zeige auch der Qualifikationsstand, der allerdings an die Leistungsgrenzen der Gruppe der verfügbaren Schiris geht. „Bayernweit brennt es den SR-Organen unter den Nägeln, weil die Zahl der aktiven Referees stark rückläufig ist und nicht mehr jedes Spiel neutral besetzt werden kann“, so Weigert. Irritiert zeigte sich Weigert allerdings, dass für den Neulingslehrgang in Cham kein einziger Teilnehmer gemeldet wurde. Trotz alledem erreiche die Oberpfalz noch eine zufriedenstellende Quote der Besetzung. „Die Basis einer Gruppe stellen die Schiris ab fünfzig Jahren – doch wie sieht es in der nahen Zukunft aus?“, fragt sich nicht nur er. Ziel der spielleitenden Stellen wird es sein, den Sonntagsspieltag zu entzerren und auf Wochentage, insbesondere auf Freitag, auszuweichen. „Der Jugend- und Herrenbereich muss sich entzerren, damit die Spieltage flexibler werden“, so Weigert. Dazu wurde eine Prioritätenliste erstellt, die regelt, welche Spiele vorrangig besetzt werden müssen.

Der Kreisvorsitzende


Kreisvorsitzender Werner Mages (Pemfling), ehemaliger Obmann der Gruppe, dankte den Unparteiischen für ihren Einsatz. Allerdings sieht er ein gesamtgesellschaftliches Problem in der abnehmenden Übernahme einer Verantwortung im Ehrenamt, was auch die Vereine betreffe. Bezüglich des SR-Mangels erhofft sich der Kreisvorsitzende eine erhöhte Bereitschaft, falls die Aufwandsentschädigungen merklich angehoben werden.

Der Gruppenobmann



Stefan Mehrl aus Schwandorf lobte die hervorragende Zusammenarbeit beider Gruppen. „Dies zeigt sich in gemeinsamen Veranstaltungen wie die Lehrgänge, gesellige Treffen und der oftmalige persönliche Kontakt unserer Leute“, sagte der Gruppenobmann.

Der Neuling des Jahres



Thomas Schiegl vom FC Wald/Süssenbach ist der Neuling des Jahres 2022. Der Schüler aus Wald ist erst seit einem knappen Jahr dabei. Der damals 15-Jährige konnte sofort eingesetzt werden. Er übernahm jeden Spielauftrag und steht mittlerweile seinen Mann an der Linie und in den Jugendspielen; er wird in der aktuellen Saison auch im Herrenbereich eingesetzt. In seinem ersten Jahr war er bei 43 Spielen aktiv.

Der Schiedsrichter des Jahres

Fabian Kussinger vom TV Waldmünchen ist der Schiedsrichter des Jahres 2022. Über seine Nominierung gab es keine Diskussion, im Gegenteil: Es war ein einstimmiges Votum für den Polizeibeamten. Der ersehnte Aufstieg in die Landesliga war dafür mit ausschlaggebend. Bezeichnend für Kussinger: die Geduld und dessen Weiterbildungswille. Nach einer sehr guten Bezirksliga-Saison, wo er absolut Erster im Ranking der Oberpfälzer Schiris war, wurde er für Spiele der Landesliga nominiert. Von Erfahrungen an der Linie in dieser Liga profitiert der Waldmünchner enorm, was seine guten Ergebnisse unterstreichen.

Die Routiniers



Helmut Hausladen vom SV Schwarzhofen ist seit 60 Jahren, seit 1963, Schiedsrichter. Viele der aktuellen Schiris waren da noch nicht einmal geboren. Alle vorgesehenen Ehrungen hat er bislang erreicht. Nunmehr kann er auch 60 Jahre Zugehörigkeit zur Gruppe zurückblicken. Außer Hausladen haben bislang noch zwei andere, noch lebende Kameraden diese Auszeichnung erhalten. Daneben stehen fast 900 Spiele in seiner Liste. Im Jubiläumsjahr 2006 wurde Hausladen zum Ehrenmitglied der Gruppe ernannt. Als ehrenamtlicher Bürgermeister seines Heimatortes Schwarzhofen hatte er weniger Zeit für sein Hobby. Trotz seines altersbedingten Ausscheidens aus dem „aktiven Dienst“ blieb er der Gruppe immer treu. Er besucht deren Veranstaltungen, wenn es die Gesundheit zulässt.
Der zweite Routinier der Chamer ist Franz-Xaver „Vere“ Nagler vom ASV Cham, der ebenfalls 60 Jahre dabei ist. Nagler war kein unbeschriebenes Blatt. Auf den Fußballplätzen machte er sich als gefürchteter Torjäger in Cham und Katzbach vor Jahrzehnten einen Namen. Als Schiedsrichter war er bis hin zur A-Klasse (jetzt Kreisliga) aktiv und pfiff 1905 Spiele. Natürlich wurden ihm alle Verbandsehrungen zugesprochen. Nunmehr kann er, der seit 2013 Ehrenmitglied ist, zudem die seltene Auszeichnung für 60 Jahre in Empfang nehmen.

Das halbe Jahrhundert


Seit 50 Jahre ist Hans Stocker vom TSV Sattelpeilnstein Mitglied. Stocker ist sich für kein Spiel zu schade. Er steht zur Verfügung, wenn er gebraucht wird, sowohl mit der Pfeife als auch mit der Fahne. Mittlerweile muss der Jubilar etwas kürzertreten, aber nach über 1400 Spielen sollte noch nicht Schluss sein.

csz