„Da hilft nur improvisieren“
Der DSC und seine vielen Verletzungen: Trainer Jiri Ehrenberger erklärt im Interview die Folgen

31.01.2024 | Stand 01.02.2024, 7:48 Uhr
Roland Rappel

Seit Wochen muss Trainer Jiri Ehrenberger (grauer Trainingsanzug) im Trainings- und Spielbetrieb auf mehrere Leistungsträger verzichten. „Es ist zwar keine Katastrophe, aber optimal ist es nicht“, sagt der 68-Jährige unaufgeregt. − Fotos: Roland Rappel

Erstmals in dieser Saison hat der Deggendorfer SC drei Spiele nacheinander verloren in der Eishockey-Oberliga Süd. Die PNP hat deshalb Anfang der Woche ein Training des DSC im Eisstadion an der Trat besucht und sich mit Trainer Jiri Ehrenberger (68), Spitzname „Eishockeyprofessor“, über die Auswirkungen der zahlreichen Verletzungen auf Trainings- und Spielbetrieb sowie den weiteren Saisonverlauf unterhalten.

Herr Ehrenberger, die wichtigste Frage zuerst: Gab es am Wochenende neue verletzte Spieler?
Jiri Ehrenberger: „Bei René Röthke stehen die Einsatzchancen bei fifty-fifty. Die Wunde am Ohr haben die Ärzte sehr aufwendig genäht, das war nicht nur geplatzt, das war richtig durch. Die Wunde ist sauber, jetzt braucht es halt Zeit, aber mit dieser Verletzung kann man zumindest planen.“

Wie sehr leidet die Trainingsqualität unter den zahlreichen Ausfällen?
Ehrenberger: „Mit vier Blöcken können wir die Arbeit und die Belastung ganz anders steuern als mit drei Blöcken, da muss man ein wenig improvisieren oder die Übungen und Pausen ein bisschen anders gestalten. Aber dieses Thema haben wir schon lange Zeit, seit Weihnachten oder länger. Ein Beispiel: Wenn man im Training spielen will, muss man schauen, dass die Wechsel kürzer sind, darunter leidet aber wieder das Training an der Scheibe. Es ist zwar keine Katastrophe, aber optimal ist es nicht.“

Hoffnung bei Greilinger auf vorzeitige Rückkehr



Thomas Greilinger war rund 30 Minuten auf dem Eis. Heißt das, dass es mit seiner Verletzung nicht so schlimm ist?
Ehrenberger: „Es sieht nicht schlecht aus. Er muss ein bisschen auf den eigenen Körper hören und aufpassen. Er war auf dem Eis, aber nicht volle Kanne. Wenn es gut geht, kommt er demnächst wieder zurück.“

Wenn man so wenige Spieler im Training hat, kann man dann überhaupt neue Sachen einstudieren?
Ehrenberger: „Auch da hilft nur improvisieren. Das System bleibt gleich bei uns, da ist es egal, ob wir mit drei oder vier Blöcken spielen. Aber im Powerplay ist es so, dass seit 20 Spielen der Block um Miculka, Stloukal und Dusek auseinandergefallen ist. Antonin hat nun ständig neue Mitspieler. Du hast derzeit keine festen Reihen, außer die Reihe mit Carter Popoff. Beim Powerplay ist es deswegen aktuell schwierig. Zumindest hilft uns hier Martin Heinisch, auch Marcel Pfänder kann jetzt vorne helfen, weil wir sechs Verteidiger haben. Ab und zu fällt die Entscheidung, wie wir spielen, erst einen Tag vorher oder sogar erst am Spieltag.“

Wie wirkt sich das Fehlen von Führungsspielern aus?
Ehrenberger: „Diese Spieler sind schon ewig weg. Aber trotz der Ausfälle machen wir relativ anständig Punkte. Gerade in so engen Spielen wie am Wochenende in Heilbronn, da fehlt vielleicht der ein oder andere Spieler, der etwas mehr Glück im Abschluss hat. Auch gegen Riessersee hatten wir genug Spielanteile, mit dem ein oder anderen Leistungsträger mehr hätten wir ein oder zwei Tore machen können Mit Curtis Leinweber und Thomas Greilinger fehlten zwei Spieler, die wissen, wie man Tore vorbereitet oder schießt. Auf der anderen Seite ist das gut für die Jungs, Spieler aus der vierten Reihe hatten vorher vielleicht nicht so viel Eiszeit, kommen jetzt aber auf 15 Minuten,. Da können sie viel Spielpraxis sammeln.“

„Trainingszustand geht rapide nach unten“



Für die Entwicklung der jungen Spieler ist das Glück im Unglück, wenn man das so sagen kann.
Ehrenberger: „Die nutzen die Situation gut, sie geben alles. Jetzt kommt vielleicht Sascha Maul zurück, auch bei Niklas Pill sind wir optimistisch.“

Können die Verletzten aktuell gar nichts machen oder zumindest im Fitnessraum arbeiten?
Ehrenberger: „Die Jungs gehen alle in den Fitnessraum. Auf dem Eis ist das Intervallbelastung, das bedeutet, dass der Puls richtig hoch gepusht wird. Das können sie nicht absolvieren, das kann man auch im Fitnessraum nicht machen. Petr Stloukal beispielsweise darf gar nicht auf das Eis gehen, Lukas Miculka hat es ein wenig versucht, aber das braucht noch Zeit. Aber man muss schon sagen, dass der Trainingszustand rapide nach unten geht, wenn man nicht voll belastbar ist.“

Angenommen, es gibt keine weiteren Verletzungen mehr. Wie optimistisch sind Sie, dass zu den Playoffs weitestgehend der gesamte Kader zur Verfügung steht?
Ehrenberger: „Man muss optimistisch sein. Zum einen war es natürlich gut, dass wir die zwei Stürmer verpflichten konnten. Marco Baßler hat sich gut in die Mannschaft integriert, Martin Heinisch war mehrere Wochen weg und muss den Rückstand aufholen. Wenn alle fit bleiben, vielleicht kommen noch Benedikt Schopper, Thomas Greilinger und Curtis Leinweber dazu. Vielleicht kommt auch Timo zurück, damit er Spielpraxis sammeln kann, bevor es in die Playoffs geht. Mein Optimismus ist, dass wir im Februar, wenn wieder drei Spiele die Woche sind, mit vier Reihen spielen können.“

Ein bisschen Kritik am Modus der Oberliga



Apropos Timo Pielmeier: Wann kann man mit seiner Rückkehr rechnen?
Ehrenberger: „Bei ihm stehen noch Untersuchungen an, ein genauer Zeitpunkt ist schwer vorauszusagen. Er wird erst wieder einsteigen, wenn er hundertprozentig schmerzfrei ist. Wir haben noch einen Monat Zeit und dann gehen die Playoffs los. Wie gesagt, wenn er davor noch etwas Spielpraxis sammeln kann, wäre das optimal.“

Dass jetzt im Februar zum Ende der Hauptrunde drei Spiele die Woche sind, ist das eher ein Nachteil im Hinblick auf die Playoffs?
Ehrenberger: „Das Thema haben wir immer wieder gehabt. Die Liga spielt ohne Pause. Du fängst am 15. August an. Eine Pause, damit man durchschnaufen kann, ist quasi nicht vorhanden. Spieler sind nicht hundertprozentig fit, und sollen dann in der kurzen Zeit sechs Spiele absolvieren, da gibt es sicherlich auch andere Modelle. Aber die Liga hat eigene Vorstellungen oder gar keine. Es ist, wie es ist.“

Die Platzierung am Ende der Hauptrunde, welche Rolle spielt die für Sie?
Ehrenberger: „Vor der Saison haben wir als Ziel die direkte Playoff-Qualifikation, also mindestens Rang sechs ausgegeben. Wir haben damit gerechnet, dass die beiden Absteiger eine gute Rolle spielen. Auch Memmingen ist voll dabei. Wir haben gezeigt, dass wir trotz Verletzungen in der Lage sind, das Heimrecht zu erkämpfen und zu halten. Und das wollen wir natürlich jetzt verteidigen. Wir wollen nicht Fünfter werden. Heimrecht ist unser Ziel, egal mit welchem Kader. Aber dafür müssten wir auch ein paar Tore schießen.“