Viele Jahre hatte Ex-Sportdirektor Larry Mitchell um ihn gebuhlt, ehe Wayne Simpson im Sommer 2019 den Schritt nach Europa wagte und in die Schanz kam. Nun ist es der Stürmer, der um einen neuen Vertrag beim ERC Ingolstadt kämpft – doch der Klub zögert noch, es ist wohl auch eine Gehaltsfrage.
Simpson hofft, dass die Entscheidung bald fällt. „Ich muss warten“, sagt der 34-Jährige. „Ich fühle mich in Ingolstadt sehr wohl. Ich hoffe, dass das von Vereinsseite auf Gegenseitigkeit beruht.“
Bereut hat Simpson seinen Wechsel aus der American Hockey League (AHL) nach Europa nie – und auch Mitchells Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Gleich in seiner ersten Saison krönte sich Simpson mit 56 Punkten zum Topscorer der gesamten Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Mit 223 Zählern liegt er in der Bestenliste der Panther inzwischen auf Rang vier hinter den Vereinslegenden Thomas Greilinger, Jakub Ficenec und John Laliberte.
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Doch die vergangene DEL-Saison lief nicht erfolgreich für den Edeltechniker. Seine große Stärke, Torchancen zu kreieren, ging ihm abhanden, oft wirkte er phlegmatisch auf dem Eis. 27 Punkte (8 Tore/19 Vorlagen) waren mit Abstand Simpsons schwächste Leistung in fünf Jahren als Panther. Zwischenzeitlich erlebte er lange Durststrecken: Im Oktober erzielte Simpson zehn Spiele lang kein Tor, von Mitte Dezember bis Mitte Februar traf er sogar 18 Partien in Folge nicht. Für seine Verhältnisse eine Ewigkeit. Simpsons Genialität am Schläger blitzte nur noch ab und an auf, zu allem Überfluss verletzte er sich am Ende und verpasste die letzten beiden Viertelfinalpartien gegen die Pinguins Bremerhaven.
Trainer Mark French stärkt Wayne Simpson den Rücken
Simpson haderte mit seiner Leistung, versuchte dennoch, sorgsam mit seinem Frust umzugehen und in Ruhe an seinem Selbstvertrauen zu arbeiten. Den Rücken stärkte ihm vor allem Mark French, der immer wieder die Bedeutung seines Spielers betonte, auf und neben dem Eis, auch abseits von Toren und Vorlagen. Simpsons Wert für den ERC, befand der Trainer, bemesse sich nicht rein an den Statistiken.
Nicht nur, dass die Nummer 21 seinen Beitrag leistete, einige Spieler wie Mat Bodie, Andrew Rowe oder David Warsofsky von einem Wechsel nach Ingolstadt zu überzeugen. Auch Simpson selbst interpretiert seine Rolle im Team umfangreicher. „Ich hätte mehr Punkte erzielen müssen, aber es geht nicht immer nur darum, Tore zu schießen. Es gibt viel mehr als nur Tore, um sich einzubringen“, sagt der US-Amerikaner. „Ich versuche, überall zu helfen. Ich bin ein Zwei-Wege-Spieler, ich spiele in Unterzahl, ich helfe in Überzahl. Und ich fokussiere mich auf meine Rolle als Führungsspieler. Als einer der älteren Jungs versuche ich, jeden Tag mit gutem Beispiel voranzugehen.“
Hilft die deutsche Staatsangehörigkeit?
Damit er das auch weiterhin in Ingolstadt tun kann, könnte Simpson die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts helfen, die es Ausländern erlaubt, nun schon nach fünf statt wie bisher acht Jahren den deutschen Pass zu erhalten, ohne die bisherige Staatsangehörigkeit ablegen zu müssen. „Die Idee ist cool. Auch abseits des Eishockeys ist Deutschland ja inzwischen ein Teil meines Lebens“, sagt Simpson, der Ende Mai zum zweiten Mal Vater einer Tochter wird. „Von den Regeln her würde das wohl funktionieren. Für die kommende Saison ist das allerdings kein Thema. Ich muss mich da erst einarbeiten, das kostet Zeit. Aber ich werde mir das definitiv anschauen.“
Voraussetzung für die schnellere Einbürgerung ist allerdings ein Sprachtest. Ob Simpson den bestehen würde? „Da hätte ich noch einiges zu tun“, sagt der Stürmer und lacht.
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