Wie ein Wirbelsturm
ERC überrascht in der Champions League auch Salzburg und will Erfolgsserie in Pardubice ausbauen

08.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:11 Uhr

Der Wille war ausschlaggebend: Der ERC Ingolstadt fand am Ende einen Weg zum Sieg in der Mozartstadt. Torhüter Michael Garteig (links), der eine überragende Fangquote von 94,75 Prozent nach zwei absolvierten Champions-League-Spielen aufweist, hatte einen großen Anteil daran. Foto: Imago Images

In der vergangenen Saison verblüffte der ERC Ingolstadt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), nun schicken sich die Panther sogar an, das Überraschungsteam der Champions Hockey League (CHL) zu werden.



Mit ordentlich Selbstvertrauen im Gepäck reiste der neue Tabellenzweite der Königsklasse nach seinem 2:1-Sieg gegen den EC Red Bull Salzburg weiter nach Tschechien, wo die Erfolgsserie an diesem Samstag (16.30 Uhr/sportdeutschland.tv) gegen den HC Dynamo Pardubice ausgebaut werden soll.

Am Morgen nach dem Sturm präsentierte sich Salzburg wieder von seiner ruhigen Seite. Die Festung thronte im strahlenden Sonnenlicht über der Stadt, die Touristen strömten wie gewohnt durch die malerische Getreidegasse und ließen sich wahlweise Mozartkugeln oder Nockerl schmecken. Wie ein Wirbelwind waren Hunderte frenetische Panther-Fans am Donnerstagabend über die Festspielstadt hinweggezogen und hatten ordentlich Eindruck hinterlassen. Schon vor Spielbeginn marschierten die Anhänger mit lauten Gesängen entlang der Salzach in Richtung Eisarena, dort kreierten sie während der Partie eine beeindruckende Heimspielatmosphäre und trugen ihre Mannschaft in einem umkämpften Duell so zum Sieg.

Dritter Erfolg im dritten Spiel in der Königsklasse



Gemeinsam feierten Spieler und Fans anschließend den dritten Erfolg im dritten Spiel in der Königsklasse, der die Ingolstädter mit der Maximalausbeute von neun Punkten aus drei Partien vorerst auf den dritten Rang der 24 Mannschaften umfassenden CHL-Tabelle klettern und den Traum von der K.-o.-Runde weiter Realität werden ließ. „Die vielen Fans machen aus den internationalen Spielen ein großes Fest – und wir versuchen, das so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und die Leute glücklich zu machen“, meinte Stürmer Daniel Pietta.

Für Trainer Mark French machte die Unterstützung der mitgereisten Ingolstädter gegen die Salzburger den „schönen Unterschied“. Denn seine Mannschaft tat sich gegen den druckvollen zehnmaligen österreichischen Meister schwer. Während auf den Tribünen eindeutig die Panther-Fans den Ton angaben, taten dies auf dem Eis über weite Teile der Partie die Gastgeber. Der ERC kam nur selten vor das Tor von RB-Goalie Atte Tolvanen und geriet durch einen Shorthander von Chay Genoway in Rückstand (22.).

ERC eiskalt und effizient



Doch die Panther drehten die Partie dank eines Doppelpacks von Andrew Rowe innerhalb von gut zwei Minuten (37./39.) und hielten den „Derbysieg“ mit einer starken Defensivleistung im letzten Drittel fest. „Zwei kleine Fehler – und die Ingolstädter waren eiskalt und effizient“, befand Salzburgs Stürmer Florian Baltram, dessen Team weiter auf den ersten Saisonsieg in der Königsklasse warten muss. French war erleichtert, dass seine Mannschaft am Ende noch einen Weg gefunden hatte, um den fünften Sieg in der Vorbereitung in Folge über die Runden zu bekommen. „Mehr als Struktur oder Taktik war am Ende unser fester Wille ausschlaggebend dafür, dass wir das Spiel gewonnen haben“, meinte der 52-Jährige.

Der Trainer mahnte jedoch, dass seine Spieler die Partie schnell abhaken und sich auf den nächsten Gegner einstellen müssten, denn nach einem Training am Freitagmorgen reisten die Ingolstädter am Mittag direkt weiter von der Salzach an die Elbe nach Pardubice, wo gegen den Traditionsklub HC Dynamo an diesem Samstagnachmittag ein weiteres schweres Auswärtsspiel auf den ERC wartet. Die Mannschaft von Trainer Vaclav Varada will nach sechs Jahren ohne Champions League erstmals über die Gruppenphase hinauskommen. Am Donnerstag schossen fünf verschiedene Spieler den Hauptrundensieger der Extraliga und sechsmaligen tschechischen Meister zu einem 5:1-Heimsieg gegen den norwegischen Meister Stavanger Oilers. Vier Tage zuvor hatte sich Pardubice mit 4:3 gegen Skelleftea AIK aus Schweden durchgesetzt. „Das ist ein starker Gegner, angeführt von einem Torhüter auf Weltklasseniveau“, meinte French.

Doch die Panther sind mehr als gewillt, ihre Weiße Weste in der Champions League zu wahren und sich damit perfekt auf den Liga-Start am kommenden Freitag einzustimmen. „Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft haben“, sagte Pietta. „Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken.“ Noch schien bei angenehmen 28 Grad am Freitagnachmittag die Sonne in Pardubice. Doch eines ist sicher: Aktuell ist keine Stadt vor einem Panther-Sturm gefeit.