Kommentar zur Panther-Krise
Regan und French in der Kritik: Warum die Personaldiskussion beim ERC absurd ist

30.01.2024 | Stand 30.01.2024, 17:57 Uhr

Der ERC Ingolstadt um Stürmer Wayne Simpson strauchelt in der DEL gewaltig. Von den vergangenen elf Partien gewannen die Panther nur zwei. Foto: Imago Images

Zwar sind noch zehn Spieltage zu absolvieren, doch für den ERC Ingolstadt ist die Hauptrunde 2023/24 schon jetzt eine große Enttäuschung. Tabellenplatz neun, die zweitwenigsten Treffer aller Teams und kaum mitreißende Auftritte trotz toller Fan-Unterstützung: Der vor ein paar Monaten noch gefeierte Vizemeister hinkt den eigenen Ansprüchen und den Erwartungen der Anhänger deutlich hinterher.



Die Gründe dafür sind vielfältig. Besonders eklatant ist jedoch die Abschlussschwäche des Angriffs, der im Vorjahr noch der vierterfolgreichste der Liga war. Trainer Mark French ist es heuer nicht gelungen, Spielkontrolle in Effizienz umzumünzen. Das Powerplay verdient seinen Namen oft nicht, fast alle Stürmer enttäuschen. Im Vergleich zum Vorjahr fehlen zudem die taktischen Überraschungseffekte, die Bereitschaft zur „Drecksarbeit“ und zunehmend das Selbstvertrauen. Auf der Torhüterposition drohen Vielspieler Michael Garteig schon vor den Play-offs die Körner auszugehen – und Ersatzgoalie Devin Williams hat noch nicht nachgewiesen (oder nachweisen dürfen), dass er Garteig entlasten kann.

Regan-Schachzug nicht aufgegangen

Auch der Schachzug von Sportdirektor Tim Regan, zugunsten des Angriffs auf nur zwei statt drei Import-Verteidiger zu setzen, ist misslungen – vor allem, weil Luca Zitterbart die ihm zugedachte Rolle des passstarken Aufbauspielers nie erfüllen konnte. Dass es French an Vertrauen zu seinen Verteidigern jenseits der beiden Top-Duos mangelt, lässt sich an der Eiszeitenverteilung ablesen – die war im Vorjahr wesentlich ausgeglichener. Es wäre keine Überraschung, sollte Regan in Zukunft wieder drei Ausländer-Lizenzen für die Abwehr vergeben.

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Und eine gemeinsame Zukunft mit dem ERC sollte und wird es geben. Es ist absurd, dass bereits erste Stimmen die Ablösung von Regan und French fordern. Zur Erinnerung: Der Sportdirektor landete im Vorjahr als Neuling im Amt fast nur Volltreffer – da sollte ihm die eine oder andere Fehlentscheidung bei der Kaderzusammenstellung zugestanden werden. Und French, 2022/23 zum „Trainer des Jahres“ gekürt, ist nicht plötzlich zum Ahnungslosen mutiert. Zudem gibt es – anders als in Sozialen Medien oder Tribünengesprächen kolportiert – kein Zerwürfnis zwischen dem Team und den Coaches.

Saison ist noch nicht vorbei

Erste Schlüsse wurden mit der Verpflichtung von Abwehrmann David Farrance bereits gezogen – auch wenn es seltsam anmutet, dass ein Neuer zu diesem Saisonzeitpunkt nicht sofort spielte. Für ein abschließendes Fazit ist es allerdings ohnehin noch zu früh, schließlich zählt die Hauptrunde in den Play-offs nichts mehr. Und wenn ein Klub aus einer verkorksten Saison noch eine denkwürdige machen kann, dann ist es der ERC – siehe 2014.