Interview
ERC-Stürmer Mirko Höfflin blickt auf fünf Jahre in Ingolstadt zurück

03.04.2024 | Stand 05.04.2024, 9:04 Uhr

Ob es in Schwenningen bald neue Trikots gibt? Mirko Höfflin wechselt wohl zu den Wild Wings. Foto: Traub

Stürmer Mirko Höfflin war beim ERC Ingolstadt nicht nur für Tore zuständig, auch zwei Trikots durfte der 31-Jährige entwerfen. Wenn er nun auch nach fünf Jahren nach Schwenningen wechselt, wird sein Vermächtnis auf den Tribünen der Saturn-Arena weiter zu sehen sein.



Herr Höfflin, Sie waren fünf Jahre in Ingolstadt, spielten 263-mal im Trikot des ERC. Was bleibt – sportlich gesehen – am meisten hängen?
Mirko Höfflin: Besonders war natürlich die Vizemeisterschaft, davon habe ich mit der Silbermedaille sogar ein Souvenir mitbekommen. Aber es bleibt aus allen Jahren etwas hängen. Vor allem die Beziehungen mit den Jungs über die Jahre. Einige haben die ganze Zeit mit mir hier verbracht.

Auch abseits des Eises erlebten Sie einige schöne Momente in Ihrer Zeit in der Schanz: Sie haben geheiratet, wurden zweimal Vater. Wird Sie das auf ewig mit der Stadt verbinden?
Höfflin: Ja, das auf jeden Fall. Meine Kinder sind zwar nicht in Bayern geboren, aber sie sind hier ein Stück weit aufgewachsen. Der Milo hat hier laufen gelernt, die Lola war hier bei ihrem ersten Spiel. Das ist etwas Besonderes und verbindet uns noch mal ein bisschen mehr mit Ingolstadt.

Wie schwer fällt Ihnen der Abschied? Oder überwiegt die Motivation für das neue Abenteuer, das Sie Gerüchten zufolge zu den Schwenninger Wild Wings führt?
Höfflin: Natürlich war es beim Ausscheiden sehr hart, vor allem vor den eigenen Fans, und natürlich wird es emotional. Fünf Jahre ist keine kurze Zeit, besonders im Profisport. Aber es gehört nun mal dazu, dass man Standorte ändert. Deswegen fokussiere ich mich eher auf das, was kommt. Ich versuche, dass ich mir mehr die Vorfreude in den Kopf hole als die Trauer, die natürlich trotzdem da ist. Aber es gehört zum Leben – und ich schaue nach vorn.

Ihr Vertrag beim ERC ist ausgelaufen. Hätten Sie gerne verlängert, oder war es auch Ihr Wunsch zu gehen?
Höfflin: Es gab natürlich Gespräche von meiner Seite, schon nach der vergangenen Saison, der Wunsch hier zu bleiben war da. Im Laufe dieser Saison habe ich dann aber meine Entscheidung ein bisschen geändert. Klar hänge ich hier an Ingolstadt, und ich hätte kein Problem gehabt zu bleiben. Aber ich glaube, dass es nicht schadet, mal wieder was Neues zu erleben. Deswegen kam die Entscheidung, dass ich hier weggehe, am Ende von mir.

Ihre letzte Saison im Panther-Trikot verlief eher enttäuschend, im Vergleich zur Finalsaison erzielten Sie 25 Punkte weniger. Woran lag das?
Höfflin: Man muss sagen, dass ich im vergangenen Jahr einen super Start hatte und die meiste Zeit mit Simmer (Wayne Simpson, d. Red.) und Charles Bertrand gespielt habe. Wir haben uns super ergänzt und es hat gut funktioniert, bis wir alle leider vom Verletzungspech getroffen wurden. Dann ging die Reihe auseinander. Dieses Jahr war es ein bisschen anders. In der Vorbereitung hatte es auch sehr gut geklappt mit den Punkten und mit den Toren. Dann war erst mal ein bisschen eine Flaute. Ich hatte danach eine andere Rolle als im Jahr davor: Ich war nicht im Powerplay dabei, hatte ein Drittel weniger Eiszeit, spielte in einer anderen Reihe. So gehen natürlich die Punkte zurück, das ist ganz logisch. Aber deswegen war das keine weniger wichtige Rolle, die ich eingenommen hatte. Der Schwerpunkt lag nicht so wie im vergangenen Jahr auf Toren und Punkten, sondern mehr auf der Stabilität fürs Team. Das ist natürlich ein Faktor, den man in der Statistik nicht sieht.

Nicht nur Sie, die komplette Mannschaft hat im Vergleich zum Jahr davor viel weniger Tore geschossen, die schlechte Chancenverwertung zog sich durch die komplette Spielzeit. War dies das Hauptproblem der Saison?
Höfflin: Wir hatten definitiv Schwierigkeiten, Tore zu schießen. Aber es gab auch Phasen, in denen es uns auf einmal wieder besonders leicht fiel. Wir haben uns einen Schlagabtausch mit super Chancenverwertung und schlechter Chancenverwertung geliefert. Wir haben fünf Spiele hintereinander gewonnen und hatten gar keine Probleme, dann haben wir fünf hintereinander verloren und wussten nicht, was los ist und warum die Dinge plötzlich nicht mehr funktionieren. Aber so unberechenbar ist der Sport nun mal. Wir haben es allgemein nicht geschafft, konstant zu sein. Das hat sich auch in den vielen verschiedenen Reihenkombinationen widergespiegelt.

Besonders bitter war das Aus im Viertelfinale nach einer engen Serie gegen die Pinguins Bremerhaven. Steckt die Enttäuschung noch in den Knochen?
Höfflin: Ja, am Ende stand ein 0:4, das aber nicht wirklich widerspiegelt, was eigentlich passiert ist. Fast jedes Spiel endete mit nur einem Tor Unterschied, zweimal in der Verlängerung. Natürlich ist das eine sehr bittere Pille zu schlucken, wenn man die Möglichkeit hat, jedes Spiel zu gewinnen, und am Ende mit keinem einzigen Sieg dasteht. Aber der Sport ist sehr hart und verzeiht nichts. Wir haben einen Fehler mehr gemacht als Bremerhaven – und wir wurden dafür in jedem Spiel bestraft.

Mit welchen Gefühlen gehen Sie nun Ihre neue Aufgabe an?
Höfflin: Die Motivation ist natürlich riesig. Ich möchte an der neuen Wirkungsstätte mein bestes Eishockey bringen, wieder einen Schritt weiter machen, meine Erfahrung, die ich über die Jahre, die ich schon in der Liga angesammelt habe, nutzen, um auch das neue Team weiter nach vorne zu bringen.

Haben Sie sich bei der Wahl Ihres neuen Vereins gedacht, die könnten vielleicht auch mal neue Trikots gebrauchen?
Höfflin: (lacht) Ich bin ja jetzt erst mal wieder neu, und als neuer Spieler möchte ich da noch nicht so angreifen. Aber wenn ich gefragt werde, bin ich auf jeden Fall dabei, denn bis jetzt habe ich immer ein ganz gutes Feedback bekommen.

Mit Ihrer Leidenschaft für Mode haben Sie in den vergangenen Jahren zwei ERC-Trikots designt. Damit hinterlassen Sie auch ein Vermächtnis auf den Rängen der Saturn-Arena. Wie sehr freut Sie das?
Höfflin: Ich bin auf jeden Fall stolz darauf, erst mal auf meine sportliche Leistung. Aber auch neben dem Sport habe ich versucht, mich zu engagieren und mich sehr mit dem Verein zu identifizieren. Es ist etwas sehr Besonderes, wenn man als Spieler ein Trikot designen darf, das dann auch zum größten Teil positiv aufgenommen wird, was aufgrund der verschiedenen Geschmäcker der Fans gar nicht so leicht ist (lacht). Das ist für mich ein Riesenerfolg. Es freut mich, wenn ich auf die Tribüne schaue, dass ich Überbleibsel von mir sehe. Und es wird mich bestimmt auch in Zukunft umso mehr freuen, das zu sehen.