Berlin siegt in der 111. Minute
Historisches Halbfinale am Pulverturm: Straubing Tigers gehen in der dritten Overtime k.o.

03.04.2024 | Stand 04.04.2024, 10:32 Uhr

Kampf um jeden Millimeter: Die Straubinger Cole Fonstad und Justin Scott stürzen sich auf Yannick Veilleux, Jonas Müller eilt seinem Mitspieler zu Hilfe. − Foto: Harald Schindler

Gefühlt haben am Mittwochabend alle 50.000 Einwohner der Stadt Straubing mitgeschrien im mit 5635 Zuschauern ausverkaufen Eisstadion am Pulverturm. Doch die nimmermüden, lautstarken Fans und eine klasse Vorstellung der Tigers haben nicht gereicht, um das zweite Playoff-Halbfinale gegen die Eisbären Berlin zu gewinnen.



Im Normalfall dauert ein Eishockey-Spiel 60 Spielminuten, am Mittwochabend waren es 111, denn nach regulärer Spielzeit war beim Stand von 3:3 (1:0, 0:2, 2:1) kein Sieger ermittelt und es ging in die Verlängerung. Das erlösende Tor für die fünf Stunden lang im Stadion stehenden bzw. sitzenden Zuschauer machte in der dritten Verlängerung Lean Bergmann um 23.51 Uhr (Spielbeginn 19.30 Uhr). Damit geht dieses zweite Halbfinale in der best-of-7-Serie als drittlängstes Spiel in die DEL-Geschichte ein.

Vor Spiel 3, das am Freitagabend (Bully 19.30 Uhr) in der Berliner Uber-Arena stattfindet, liegen die Straubinger nun mit 0:2 zurück. Trotz des bitteren Schlusspunkts aus Sicht der Gastgeber war Stürmer Joshua Samanski erstaunlich sachlich in seiner Analyse nach dem K.o. in der 111. Minute: „Ich hatte das Gefühl, dass wir das Spiel gemacht haben, am Ende zählt aber nur der Sieg. Aber: Wir kommen am Freitag genauso wieder aus der Kabine“, sagte der 22-Jährige im Interview mit MagentaSport.


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In der zweiten Pause sah man immer wieder Fans im Stadion, die ungläubig auf die Anzeigetafel blickten. Die Gäste führten mit 2:1, obwohl Straubing das klar tonangebende Team war. 29:13 lautete zu diesem Zeitpunkt das Torschuss-Verhältnis, aber wie im ersten Duell dieser Serie (1:3) fanden die Straubinger lange ums Verrecken keinen Weg vorbei an Eisbären-Goalie Jake Hildebrand. Bezeichnend: Beim Führungstor der Tigers fälschte Korbinian Geibel den Puck unhaltbar ab (15.).

„Fangmaschine“ treibt Tigers zur Verzweiflung



Ansonsten prallte die Scheibe immer wieder von der 30-jährigen „Fangmaschine“ aus Amerika ab. Mike Connolly (10., 27.) scheiterte wie Michael Clarke (11., 27.) zweimal freistehend an Hildebrand, um nur zwei Beispiele zu nennen. Selbst in einer einmütigen doppelten Überzahl zu Beginn des zweiten Drittels konnten die Straubinger nicht überfällige zweite Tor nachlegen.

Dieser Chancenwucher blieb nicht ungestraft. Dafür hat der Rekordmeister zu viel Qualität im Kader. Die Hauptstädter lauerten auf ihre Möglichkeiten und drehten die Partie kurz vor der zweiten Pause mit zwei Treffern binnen 112 Sekunden. Einen Schlagschuss von Jonas Müller sah Tigers-Torwart Florian Bugl nicht (38.) und im Powerplay spielten die Eisbären Leo Pföderl frei und der ließ Bugl keine Abwehrchance (40.). Der elfte und 13. Torschuss der Gäste schlugen ein – Schüsse wie Kinnhaken für die Straubinger.

Samanski und Fonstad gleichen 1:3-Rückstand aus



Den Beinamen „Effizienz-Bären“, den die MagentaSport-Kommentatoren den Berliner Stürmern verpassten, werden sie so schnell nicht los. Vier Minuten nach Wiederbeginn trafen die Eisbären erneut, aus kurzer Distanz drückte Blaine Byron den Puck ins Netz.

Doch die Tigers ließen sich nicht entmutigen und mit einem Doppelpass gelang es Connolly und Torschütze Joshua Samanski, Hildebrand auszutricksen (49.). Dieses Anschlusstor brachte ohrenbetäubenden Lärm zurück ins Eisstadion. Es wurde immer lauter: Cole Fonstad traf aus spitzem Winkel tatsächlich zum 3:3-Ausgleich (56.) – und die Partie wurde zum Nervenkrimi und ging in die Verlängerung.