Highlights
Die schönsten Momente des ERC Ingolstadt in der Hauptrunde

06.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:21 Uhr

Wie ein Komet: Wojciech Stachowiak pulverisierte seine bisherigen DEL-Bestmarken und sammelte in der abgelaufenen Hauptrunde 34 Scorerpunkte (16 Tore/18 Vorlagen). Beim 4:1 gegen Wolfsburg am Sonntag verletzte sich der Angreifer, eine Diagnose lag am Montag noch nicht vor. Fotos: Traub



Mit Tabellenplatz zwei und 103 Punkten hat der ERC Ingolstadt
eine der besten Hauptrunden seiner zwei Jahrzehnte in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gespielt. Vor dem Start ins Play-off-Viertelfinale blicken wir zurück auf die Höhepunkte der bisherigen 56 Partien.


FRENCHS TAKTIKKNIFFE

Die Belohnung folgte schon Anfang Dezember: Nach 25 Spieltagen verlängerte ERC-Sportdirektor Tim Regan den Vertrag mit Trainer Mark French vorzeitig um zwei Jahre. Zu diesem Zeitpunkt standen die Panther auf dem dritten Tabellenplatz – bis zum Ende der Hauptrunde kletterten sie noch einen Rang höher und knackten zudem erstmals die 100-Punkte-Marke. French, der vor der Saison neu zum ERC gekommen war, hat den Ingolstädtern ein defensiv stabiles sowie offensiv energiegeladenes und schnelles Eishockey implementiert. Der studierte Psychologe legt wert auf Struktur, Details, Kommunikation und eine umfangreiche analytische Vorbereitung auf den Gegner. Hin und wieder überraschte der Kanadier auch mit Taktikspielchen: Gegen Düsseldorf verzichtete er gleich bei seinem Debüt in der Verlängerung auf seinen Torhüter. Die Finte ging nicht auf – die Panther verloren durch einen Treffer ins leere ERC-Tor. Dafür war French mehrfach mit dem Kniff erfolgreich, bei Gleichzahl Wayne Simpson als vierten Stürmer aufs Eis zu schicken und so ein Tor zu erzwingen. „Ich hatte noch keinen Trainer, der das probiert hat“, staunte der US-Boy.

6:0 MIT RASSELBANDE

Tom Rowe, Trainer der Nürnberg Ice Tigers mit NHL-Vergangenheit (und einer katastrophalen Bilanz in der Saturn-Arena), stimmte am späten Abend des 18. Januar eine Lobeshymne auf die sportlichen Verantwortlichen der Panther an. „Mark French macht als Trainer dieser Mannschaft seine Arbeit fantastisch. Und Tim Regan macht einen unglaublichen Job mit den Spielern, die er gefunden und nach Ingolstadt gebracht hat“, schwärmte Rowe, der zuvor wie die 3114 Zuschauer ein bemerkenswertes Spiel gesehen hatte. Aufgrund zahlreicher Ausfälle waren die Panther mit sieben U23-Spielern – Niklas Hübner, Philipp Krauß (Foto), Enrico Henriquez und Louis Brune, Lukas Ullmann und Nicolas Schindler aus dem Nachwuchs sowie Daniel Schwaiger vom Kooperationspartner Ravensburg – und entsprechend geringeren Erwartungen angetreten. Doch die Rasselbande spielte sich in einen Rausch: Krauß, Henriquez und Brune steuerten Tore zum 6:0-Sieg bei. Dass auch Colton Jobke nach 109 torlosen Spielen wieder traf, ging fast schon unter.

ENTWICKLUNG DER TALENTE

An Wojciech Stachowiak (23) wird die Veränderung besonders deutlich: Um sagenhafte 680 Prozent steigerte der Stürmer seine Punktausbeute im Vergleich zum Vorjahr. „Wojo“entwickelte sich vom Mitläufer zum Senkrechtstarter und zwischenzeitlichen Topscorer der Panther. Auch anderen Talenten wie Louis Brune (22; +180 Prozent) übertrug Trainer Mark French mehr Verantwortung, teils sogar in den Special Teams. Und die rechtfertigten das Vertrauen: Verteidiger Leon Hüttl (22; +220 Prozent) avancierte nach seiner ersten starken DEL-Saison zum besten U23-Verteidiger der Liga und absolvierte seine ersten Pflichtländerspiele. Enrico Henriquez (21; +283 Prozent) gelang sein ersehntes Premierentor in der DEL und ließ noch acht weitere Treffer folgen. Philipp Krauß (21) etablierte sich in seiner Debütsaison in der DEL auf Anhieb als Stammkraft und bestritt seine ersten U25-Länderspiele. Daniel Schwaiger (21), Lukas Ullmann (18) und Nicolas Schindler (18) schnupperten erstmals DEL-Luft. Und schließlich holten die Panther Anfang des Jahres Eigengewächs Niklas Hübner (18) aus Finnland zurück.

REGANS GUTER RIECHER

Fünf Minuten vor dem Ende überwand Ty Ronning Ende Januar Augsburgs Torhüter Dennis Endras mit einem Handgelenksschuss unter die Latte zum 5:0-Endstand. Mit einem Treffer und einer Vorlage gelang dem Neuzugang ein perfekter Einstand beim ERC – dabei war der 25-Jährige erst zwei Tage zuvor in der Schanz angekommen. „Das war richtig cool und fast wie ein Traum“, meinte Ronning. Inzwischen hat der gebürtige Kanadier, der zuvor beim AHL-Klub Iowa Wild unter Vertrag stand, in 13 Spielen elf Punkte erzielt – und ist kürzlich von den Fans zum „Panther des Monats Februar“ gekürt worden. Damit hat sich Ronning als zweite Nachverpflichtung von Sportdirektor Tim Regan als Glücksgriff erwiesen. Auch Stefan Matteau, der Mitte November vom schwedischen Klub Linköping HC nach Ingolstadt kam, hatte sich in Windeseile etabliert und in 19 Partien zehn Tore und zehn Vorlagen geliefert. Allerdings hat der Stürmer, der eigentlich die vielen Ausfälle kompensieren sollte, selbst 16 Spiele der Panther verletzt verpasst. Zu den Play-offs soll der 29-Jährige aber wieder fit sein.

REAKTION AUF RÜCKSCHLÄGE

Erstmals seit fast drei Jahren spielte der ERC vor ausverkauftem Haus. Die Fans hatten eine sehenswerte Choreographie vorbereitet, sorgten schon vor dem ersten Bully für eine mitreißende Stimmung – und wurden nicht enttäuscht: Die Ingolstädter boten einen Tag vor Silvester ein Feuerwerk der Eishockey-Kunst und deklassierten Augsburg im Panther-Derby mit 5:1. Dabei hatten sie nur zwei Tage zuvor eine böse 1:9-Niederlage in Wolfsburg kassiert. Doch es zeichnete die ERC-Profis um Torhüter Michael Garteig in der Hauptrunde aus, dass sie nach ihren wenigen Durststrecken oder Rückschlägen umso beeindruckender zurückschlugen und jedes Mal Moral zeigten. Im Oktober erlitten sie vier Niederlagen in fünf Spielen – und antworteten mit fünf Siegen in Serie. Beim 3:6 gegen München kassierten sie fünf Tore in den ersten 15 Minuten – und ließen einen 6:2-Sieg gegen Bremerhaven folgen. Und auch die DEG erlebte kämpferische Panther, die sich mit 4:3 durchsetzten – trotz einer 1:6-Klatsche gegen Frankfurt kurz zuvor.

AUSWÄRTS-SUPPORT

Eigentlich standen in der abgelaufenen Punktrunde für jedes Team 28 Heimspiele im Kalender. Die Panther hatten allerdings das eine oder andere mehr – dank ihrer reisefreudigen Fans. Zwar verzichtete das Fanprojekt aus Angst vor erneuten Corona-Turbulenzen auf einen klassischen Sonderzug, trotzdem bevölkerten häufig viele Ingolstädter die Gästeblöcke in den Eis-Arenen der Republik. Am eindrucksvollsten am 29. Januar: Rund 1000 ERC-Fans trieben ihre Panther zu einem 5:0-Derbysieg im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion. „1000 Schanzer in der Stadt feiern euren Abstiegsplatz“, grüßte ein Banner die gebeutelten Panther vom Lech, während die Ingolstädter fröhlich skandierten: „Zweite Liga – Augsburg ist dabei!“ Die AEV-Anhänger nahmen es mit Humor. Eine Woche zuvor hatten bereits etwa 800 ERC-Fans ihr Lieblingsteam zu Spitzenreiter München begleitet und eine knappe 2:3-Niederlage im Olympia-Eisstadion gesehen. Und sogar über die bayerischen Grenzen hinaus reisten die Ingolstädter mit: Am Tag vor Heiligabend erlebten mehr als 200 Panther-Anhänger den 5:1-Sieg des ERC in der Frankfurter Eissporthalle.