Wo es bei den Panthern hakte
Die Gründe für das Viertelfinal-Aus und das frühe Saisonende des ERC Ingolstadt

26.03.2024 | Stand 27.03.2024, 11:47 Uhr

Enttäuschte Gesichter wie von Leon Hüttl (links) und David Farrance gab es nach dem K.o. des ERC Ingolstadt gegen die Pinguins Bremerhaven in nur vier Partien. Foto: Traub

Angesichts der engen Spiele fiel das 0:4 in der Play-off-Serie gegen die Pinguins Bremerhaven zu deutlich aus. Doch letztlich verlor der ERC Ingolstadt sieben von acht Duellen in dieser Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen die Norddeutschen und scheiterte damit verdient im Viertelfinale. Warum die Panther ein Jahr nach ihrer traumhaften Saison inklusive Finaleinzug die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten.



Kaderschwächen

Weil Sportdirektor Tim Regan im vergangenen Sommer Stürmer Justin Feser nicht mit einem deutschen Profi gleichwertig zu ersetzen vermochte, sparte er eine Ausländerlizenz in der Defensive ein. Für Ben Marshall kam Verteidiger Luca Zitterbart, der die ihm zugedachte Rolle des Verteidigers mit gutem ersten Pass allerdings nie erfüllen konnte. Die Folge: Das Panther-Spiel krankte schon im Aufbau. Daher dürfte Regan künftig wieder auf drei Import-Verteidiger setzen. Im Angriff konnten die Neuzugänge den Verlust der Stürmer Frederik Storm, Feser, Ty Ronning und Stefan Matteau nicht kompensieren, zudem fehlte ein wenig das körperliche Element.

Fehlende Konstanz

Konstant stabile Leistungen suchte man in dieser Saison bei Spielen wie Spielern des ERC vergeblich, davon zeugt auch der neunte Tabellenplatz mit 24 Siegen und 28 Niederlagen. „Sicherlich die Inkonstanz über die ganze Saison“, benannte Trainer Mark French als Hauptproblem seiner Mannschaft. Drei Siege in Folge waren das Maximum, und auch das schafften die Panther nur zweimal. So kam der Vizemeister nie vom Fleck, die Aufholjagd blieb eine Hoffnung. Höher als Rang sechs sollte es für die Panther nie gehen. „Wir sind mit hohen Erwartungen in die Saison gegangen. Dann war der Start aber nicht optimal, wir hatten mit Höhen und Tiefen zu kämpfen“, sagt Kapitän Fabio Wagner. Nichts zeigte diesen Wechsel besser als die Pre-Play-off-Serie gegen die Kölner Haie: Einem leblosen Heimauftritt folgten zwei kämpferisch starke Partien und Siege in fremder Halle.

Chancenverwertung

In vielen Duellen gab der ERC deutlich mehr Schüsse aufs Tor ab als der Gegner, doch im Tor landeten sie viel zu selten. Die mangelnde Effizienz haftete den Panthern während der gesamten Hauptrunde wie eine lästige Klette am Fuß. Aus einer guten Quote von 3,25 Treffern pro Partie in der vergangenen Saison blieben in dieser Spielzeit magere 2,54 Tore übrig, exakt 50 Treffer erzielte der ERC weniger (bei allerdings auch vier Partien weniger). Nur der Tabellenletzte Iserlohn Roosters offenbarte eine noch größere Abschlussschwäche. „In jedem Spiel hatten wir fast eine bessere Statistik als die Gegner, aber die Tore haben klar gefehlt“, konstatierte Stürmer Wojciech Stachowiak. Der letztjährige Topscorer Storm hatte Ingolstadt in Richtung Köln verlassen, die verbliebenen Spieler erzielten großteils signifikant weniger Punkte im Vergleich zur vergangenen Saison. Nur Philipp Krauß konnte seine Ausbeute deutlich steigern (von 12 auf 28 Scorerpunkte), Mat Bodie immerhin halten (35). Gravierend war vor allem der Einbruch der Stürmer Mirko Höfflin (42/17), Wayne Simpson (48/33), Charles Bertrand (37/21) und Marko Friedrich (20/7). Dass „Oldie“ Daniel Pietta mit 37 Punkten ERC-Topscorer wurde, spricht Bände.

Special Teams

Das Überzahlspiel zählte unter French noch nie zu Ingolstadts Stärken, doch in dieser Hauptrunde unterboten nur die Schwenninger Wild Wings und die Düsseldorfer EG die enttäuschende Quote von 16,58 Prozent. In den Play-offs allerdings schienen die Panther eine Powerplay-Wunderkur durchlebt zu haben (27,27) − dafür hakte es plötzlich umso mehr in Unterzahl, das in der Hauptrunde noch gut war. Den Panthern fiel es außergewöhnlich schwer, das Powerplay der Pinguins zu verteidigen, sie kassierten in jedem Duell mindestens einen Treffer. Sechs der 17 Gegentore fielen in (doppelter) Unterzahl. Die Mannschaft habe sich darauf konzentriert, die Schlagschüsse von Pinguins-Kapitän Jan Urbas zu verhindern und dadurch andere Räume aufgemacht, analysierte Krauß.

Heimschwäche

Gut 500 Zuschauer mehr kamen im Vergleich zur Vorsaison zu den Heimspielen, doch trotz der vollen Saturn-Arena, unermüdlichen Anfeuerns und herausragender Choreografien fiel die Bilanz dürftig aus: Nur die Hälfte seiner Heimspiele gewann der ERC in der regulären Saison, in der K.-o.-Runde durften die Fans gar nicht mehr feiern.

Überbelastung

Die Panther stolperten mit einem schwierigen Auftaktwochenende in die Saison und rannten den hohen Erwartungen als Vizemeister die restliche Spielzeit hinterher. Unter Erfolgsdruck setzte French auf seine Top-Spieler wie Bodie, der die drittmeiste Eiszeit aller DEL-Spieler verzeichnete. Auch in den Play-offs standen Bodie und sein Defensivkollege Leon Hüttl stets fast die halbe Partie auf dem Eis, das Tor hütete fast immer Michael Garteig. Der hohe Einsatz forderte Tribut, viele Spieler wirkten am Ende müde und überspielt. Dazu kam am Ende auch noch Verletzungspech im Angriff.

Knappe Niederlagen

Die Viertelfinalserie gegen Bremerhaven stand sinnbildlich für die gesamte Saison. Viermal schlugen sich die Panther wacker gegen den Hauptrundensieger, zwei Spiele entschieden sich erst in der Verlängerung. Doch am Ende stand der ERC ohne einen einzigen Sieg da. „Das war definitiv eine engere Serie, als es das 0:4 impliziert“, befand French. Auch in der Hauptrunde hatte der ERC seine Stärke aus dem vergangenen Jahr, enge Spiele für sich zu entscheiden, verloren: „Es war oft knapp, auch in den Play-offs“, sagte Krauß. „Aber wir haben keinen Weg gefunden, die entscheidenden Spiele zu gewinnen oder Spiele im letzten Drittel zu drehen.“