Rückblick auf Alex Dotzlers Karriere
Bei Regensburgs erfolgreichstem Eishockeyspieler lief nicht immer alles rund

06.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:35 Uhr

Hier wurde Alexander Dotzler zum „Bulldotzler“: Der Regensburger im Trikot der Hamburg Freezers, seiner vielleicht prägendsten Station Fotos: Imago (3), MZ-Archiv/Moosburger

Sportkarrieren sind kein Wunschkonzert: Zwei Beispiele aus dem Leben des Alexander Dotzler zeigen das eindrücklich. Der Regensburger hat 497 DEL-Spiele für vier Vereine (Wolfsburg, Hamburg, Straubing, Iserlohn) vorzuweisen und damit so viel wie kein anderer in Regensburg gebürtiger Eishockeyspieler.

Aber lausige drei fehlen eben doch zur erhofften Fünf vorne dran. „Ist ja nur eine Zahl“, sagt Dotzler inzwischen über eine Sache, die ihn anfangs wurmte.

Dazu missglückte die stets im Kopf behaltene Heimkehr nach Regensburg auch noch krachend: Der Vierjahresvertrag wurde nach ein paar Spielen der Vorbereitung im Herbst 2021 aufgelöst – und am Ende der Saison stiegen die Eisbären auf. Alles doof? Nein. Der Eishockey-Verteidiger, der im September 39 wird, hat längst seinen Frieden damit gemacht, wie die Dinge gelaufen sind.

Er, der eigentlich immer noch auf dem Eis stünde, frönt jetzt dem, was ihn schon als Spieler auszeichnete und von anderen abhob: Dotzler studiert im Tempel von Sepp Maurer in Neukirchen alles rund ums Thema Fitness. „Ja, der Weg war wohl vorgezeichnet“, sagt der Mann, der in seiner aktiven Zeit Regensburgs Fitness-Papst Philipp Weishaupt an der Seite wusste.

Dotzler arbeitet jetzt mit Eishockey-Kollegen wie Marcel Brandt („Bisher war ich sein Trainingskollege, jetzt bin ich sein Trainer“), anderen Sportlern wie Skifahrer Jonas Stockinger, Boxern – oder auch ganz normalen Menschen. „Wenn du siehst, wie Schicksalsschläge wie der Verlust von Sprache oder Bewegung den Verlust des ganzen Lebens bedeuten, holt einen das auf den Boden der Tatsachen zurück. Das ist für mich unbezahlbar.“

„Ja“, „nein“, „vielleicht“

Alexander Dotzler redet heute viel und gerne. Am Anfang war er ein wenig ergiebiger Gesprächspartner. „Ja“, „nein“, „vielleicht“ – mehr war ihm der Gefühlswelt des Nachwuchs-Nationalspielers in seinen EVR-Anfängen nicht zu entlocken. Das änderte sich. Spätestens in der historisch so gar nicht eishockey-affinen Eishockey-Stadt Hamburg, wo er die Freezers-Zeit erlebte, entwickelte er sich vom Stockfisch zur Weltoffenheit. „Das war die einzige Station, bei der es genauso viele Mitarbeiter wie Spieler gegeben hat“, witzelt Dotzler, dem die Boulevardpresse mit den vier Buchstaben in Hamburg den Spitznamen „Bulldotzler“ verpasste. „Wir sind alles geflogen damals. Ich musste keine Tasche packen, nichts. Das war fast wie bei den Fußballern.“ Dotzler lernte fürs Leben: „Man wächst in so einer Stadt, lernt viele Leute kennen, die bekannter sind.“

Ja, und dort in Hamburg schoss Dotzler sogar Tore! Einmal sogar drei (von insgesamt 16) DEL-Tore an einem einzigen Wochenende! Die Geschichte dahinter ist witzig. „Damals waren sie in Hamburg mit den NHL-erfahrenen Michelle Ouellet, der davor schon Rechtsaußen von Sid Crosby war, und Jason King nicht zufrieden. Also wurden die beiden degradiert und mussten mit mir, dem Verteidiger, in der dritten Reihe spielen“, erzählt Dotzler. „Ich hab gesagt: Sorry, wenn ich nicht weiß, was ich machen soll. Die beiden haben gemeint, das kriegen wir schon. Und tatsächlich: Wir haben alle drei fünf Punkte gemacht am Wochenende, die haben wieder erste Reihe gespielt – und ich blieb, wo ich war.“

Schmonzetten hat Alex Dotzler viele auf Lager. „Mein erstes DEL-Spiel war in der Köln-Arena – im größten Stadion, das wir in Deutschland haben“, schaut er zurück auf sein Förderlizenz-Debüt noch in Bietigheimer Diensten 2008/09. „Wir waren vier Verteidiger, ich habe 25 Minuten gespielt. Fitnesstechnisch war das kein Problem, spieltechnisch schon: Es war alles ein bisschen schneller, ich kannte keinen, alles war neu.“ Mit sieben Spielzeiten dazwischen kam Dotzler nochmal zu den Grizzlies. „Obwohl ich nicht viele Spiele und nicht viele Punkte hatte, war das die erfolgreichste Saison, weil ich am Ende die Silbermedaille des Vizemeisters gekriegt habe.“

Auch, weil er sich ein zweites Standbein als Gastronom aufbauen wollte (das Lokal ist gerade verkauft), ging Alexander Dotzler zurück nach Straubing. Ausgerechnet für den Regensburger Erzrivalen hat er die meisten seiner DEL-Spiele absolviert, 322 der 497. „Aha, du bist also der Rengschburger.“ So wurde Dotzler bisweilen begrüßt. „Für mich lief es gut. Aber mir wurde schon dezent vorgehalten, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich als Regensburger da sein darf“, schmunzelt Dotzler. „Da habe ich gemerkt, dass das mehr als nur eine Fanrivalität ist.“

Die Meisterzigarre mit 16

In Regensburg hatten sie dem Youngster, der sich mit seiner harten Selbstkritik anfangs selbst zerfleischte, gar keine große Zukunft zugetraut. Auf dem Papier stehen zwar 300 Spiele seiner über 1000 Profispiele in über 20 Jahren, aber nicht arg viel Eiszeit. Der Wechsel nach Bietigheim tat gut. Als eine der ersten Erinnerungen beim EVR bleibt aber die Meisterfeier nach dem Zweitligaaufstieg 2001. „Das war mit Jiri Lala und so weiter. Und ich war 16. Da hat mir Ronny Martin eine Zigarre in die Hand gedrückt – und danach weiß ich nichts mehr, weil mir so schlecht war.