Noureddine Bettahar nicht mehr im Kader
Alles auf dem Prüfstand beim DSC: Verein nimmt Trainer aus Schusslinie – einer muss gehen

12.12.2020 | Stand 18.09.2023, 22:18 Uhr

Keine Zukunft in Deggendorf: Noureddine Bettahar. −Foto: Michael Sigl

Zehn Tage vor Weihnachten hat der Baum Feuer gefangen beim Deggendorfer SC. Nach einer weiteren Klatsche stellt der derzeit bemerkenswert erfolglose Eishockey-Oberligist alles auf den Prüfstand, um ein lichterlohes Abbrennen zu verhindern. Keine 24 Stunden nach dem 1:6 in Weiden am Freitag wurde bereits ein Spieler verabschiedet. Den Trainer Henry Thom nahm der Verein mittels Pressemitteilung etwas aus der Schusslinie und deckte ihm den Rücken. Eine Jobgarantie gibt es aber nicht – für niemanden beim DSC.

Beim blutleeren Auftritt in der Oberpfalz besorgte Kapitän René Röthke mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 (25. Spielminute) den einzigen Lichtblick an einem finsteren Abend. Es war die dritte 1:6-Niederlage in dieser Saison, zum sechsten Mal im zwölften Spiel kassierte die Mannschaft fünf Gegentreffer oder mehr. "Weiden war hungriger, schneller und mit mehr Biss in den Zweikämpfen", bilanzierte Thom auf der Pressekonferenz: "Ich bin sehr enttäuscht über unser Auftreten. Das wird so nicht weitergehen, es wird Konsequenzen geben innerhalb der Mannschaft."

Nach dem Abschied von Thom-Vorgänger Dave Allison und Ex-Sportdirektor Neville Rautert, der mittlerweile als Spieleragent agiert, hatte der DSC die Sportliche Leitung und das Cheftraineramt wieder in eine Hand gelegt – in Thoms Hand. Zwischen Ankündigung und erster Konsequenz verging nicht einmal ein Tag: Stürmer Noureddine Bettahar (25) packte schon am Samstag seine Koffer und machte sich auf nach Mannheim, wo der DEL2-erfahrene Profi ausgebildet wurde. Der Deutsch-Pole konnte nicht überzeugen – was derzeit allerdings für viele Spieler gilt. Bettahars Dienste als Vollprofi waren dem DSC bei nur einem Tor und drei Vorlagen in zwölf Spielen zu teuer, der befristete Vertrag wurde nicht verlängert. Zumal die Alternativen mehr werden: Jonas Stern verdiente sich am Freitag genauso seine Minuten wie die Landshuter Förderlizenzspieler Daniel Schröpfer und Niklas Pill. Mit Erik Gollenbeck und Sascha Maul stehen zwei Stürmer vor der Rückkehr, das Comeback von Thomas Greilinger ist absehbar.

Auf Nachfragen der Passauer Neuen Presse zur Trainerdiskussion verwies Teammanager Stefan Liebergesell schweigend auf die Pressemitteilung. Darin heißt es: "In den letzten Jahren stand oft der Trainer in Deggendorf in der Kritik (...). Die Verantwortlichen möchten (...) ausdrücklich betonen, dass sie es nicht gelten lassen, ausschließlich den Druck von außen auf Trainer Henry Thom fokussieren zu lassen". Der Verein deckt Thom also den Rücken, sieht ihn aber genauso in der Verantwortung wie die Spieler. Als Tabellen-Achter bei 16 Punkten aus zwölf Spielen hinkt Deggendorf seinen hoch gesteckten Zielen weit hinterher. "Momentan sind zwei Dinge wichtig", sagte Liebergesell: "Demut und harte Arbeit. Nur so reißen wir das Ruder herum."