Fünfstelliger Einnahmen-Verlust und Hoffen auf Black Hawks: DSC-Chef Frank im Interview

25.05.2020 | Stand 18.09.2023, 22:14 Uhr

Einnahmen in fünfstelliger Höhe gingen dem Deggendorfer SC durch den vorzeitigen Saisonabbruch verloren, erklärt der 1. Vorsitzende Artur Frank im Interview mit unserer Zeitung. −Foto: Roland Rappel

Wie verkraftet der Eishockey-Oberligist Deggendorfer SC die Corona-Krise? Was bewegt den Klub – und was bewegt sich innerhalb? Der Vorsitzende Artur Frank antwortet.

Herr Frank, die Corona-Krise hat den vorzeitigen Saisonabbruch in der Eishockey-Oberliga herbeigeführt. Wie hat der Verein das verkraftet?
Artur Frank: Wir haben vor allem emotional einen Lockdown erlebt und uns zwei, drei Tage geschüttelt. Wir hatten zum ersten Mal seit Oktober die komplette Mannschaft zur Verfügung, wir waren bereit für die Playoffs. Wir hatten das Heimrecht erreicht und das Ziel vor Augen. Und dann war’s einfach aus.

Das abrupte Saisonende ist nun über zwei Monate her. Wie steht es um die Finanzen?
Frank: Wir mussten uns schnell wieder aufrichten, nach vorn schauen und die Saisonabschluss-Gespräche führen. Die Spieler hatten noch einen Monat Vertrag. Dann wurden Grenzen geschlossen, manche mussten dann nach Hause in ihre Heimatländer. Ausrüstung, Autos und Wohnungen mussten abgenommen werden. Die Kosten liefen also weiter, während wir keine Einnahmen hatten: kein Ticketverkauf, keine TV-Übertragungen, die gerade in den Playoffs gegen Gegner aus dem Norden lukrativ gewesen wären, kein Merchandising, kein Catering. Auch hat die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft während der Saison die Beiträge für alle Teamsport-Vereine in Deutschland erhöht, ohne die Klubs zuvor zu informieren.

Ziemlich viel auf einmal ....
Frank: Es galt, kühlen Kopf zu behalten, Hektik ist da ein sehr schlechter Ratgeber. Bis zum Lockdown konnten wir im Vergleich zu den Planzahlen sogar einen kleinen Überschuss erwirtschaften: Wir hatten mit fünf Playoff-Heimspielen kalkuliert, also dem Erreichen des Viertelfinals. Mit unserer Mannschaft war das eher ein defensives Vorhaben. Die tollste Zeit der Saison fiel dann aus. Dadurch ging uns eine Netto-Summe im hohen fünfstelligen Bereich verloren.

Was heißt das nun?
Frank: So wie es jetzt aussieht, werden wir die Saison mit einem blauen Auge abschließen können. Wir haben für unsere Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet, die Soforthilfe beantragt, mit Vermietern gesprochen und vieles mehr. Kein Spieler hat auf Gehalt verzichten müssen, die DSC GmbH hat auf 100 Prozent aufgestockt. Allerdings sind zwei Spieler auf uns zugekommen und haben auf den Rest verzichtet, um dem Verein zu helfen. Den Netto-Fehlbetrag haben wir schon in die Planungen für die nächste Saison eingerechnet. Es war eine intensive und nervenaufreibende Zeit. Ohne unseren enormen Zusammenhalt im Bereich der Verwaltung, der Finanzen und in der Geschäftsstelle hätten wir das nicht so geordnet hinbekommen.

Sind Geisterspiele zum Start der neuen Saison eine Option?
Frank: Grundsätzlich fischen wir ständig im Trüben, allmählich klart das Wasser aber auf. Wir haben uns die ersten Wochen gut gecoacht gefühlt von der Politik. Jetzt werden Lockerungen relativ rasch vorangetrieben. Wenn sich die Reproduktionszahl R in gewisser Größenordnung voranbewegt, kann es in vier Wochen wieder ganz anders sein. Wir schaffen also Szenarien, die wir zwei Tage später wieder verwerfen können. Wir haben mehrere Pläne in der Schublade, die bei Bedarf verwendet werden können, aber irgendwann müssen Fakten geschaffen werden, damit wir kalkulieren können. Dabei sind die Zuschauer die wichtige Kenngröße: Mit wie vielen kann man rechnen? Der Zuschauer ist der Hauptsponsor, bei uns im Hallensport ist der wichtig, wir leben nicht von TV-Einnahmen. Da geht es jetzt auch nicht primär um Stimmung, da geht’s knallhart um die Einnahme, Wenn du die nicht hast, brauchst du nicht anzufangen.

Was glauben Sie: Wie wird Corona den Eishockeysport insbesondere in den Oberligen verändern?
Frank: Es gibt grundsätzlich nichts Schlechtes, das nichts Gutes in sich birgt. Man kann im Verein jetzt Dinge umsetzen, die vorher undenkbar waren: Spielergehälter werden sich verändern, das Anspruchsdenken der Spieler wird sich verändern, der Umgang miteinander wird sich verändern. Ich denke auch, dass die Oberliga ihr Gesicht und ihr Auftreten verändern wird – oder muss. Man wird über die Attraktivität der Liga sprechen müssen, eventuell endlich die Zweiteilung der DEL2 in Süd und Nord angehen und vieles mehr.

Steht nach der Insolvenz des ERC Sonthofen zu befürchten, dass zur neuen Saison keine zwölfte Mannschaft gefunden wird?
Frank: Wir spielen viele Szenarien durch, von der Beteiligung österreichischer Klubs aus der Alps-Liga bis zum Aufstieg von Bayernligisten. Das wäre mir das liebste, eventuell die Black Hawks aus Passau. Die hätten es sich verdient und uns würde ihr Aufstieg sehr freuen. 14 Oberliga-Vereine wären ideal. Andererseits hat die Oberliga schon ganz andere Schreckensszenarien abwenden können: 2016 waren wir erst zu Neunt, ehe dann doch mit zwölf Mannschaften gestartet wurde.

Das Interview erschien bereits am Samstag in der Deggendorfer Zeitung. Lesen Sie das ganze Gespräch nach kostenloser Registrierung hier bei PNP Plus.