Zwischen Euphorie und Anspannung: Die Lage bei den Löwen vor den entscheidenden Schlachten

22.05.2018 | Stand 19.09.2023, 0:27 Uhr

Hoffnung zerplatzt: Nach seinem Comeback hat sich Timo Gebhart erneut an der Achillessehne verletzt. Er fällt für die Aufstiegsspiele aus. − F.: dpa

Vor nicht einmal einem Jahr brach beim TSV 1860 München alles zusammen. Sportlicher Abstieg aus der 2. Bundesliga, keine Lizenz für die 3. Liga, Neustart mit einer verstärkten zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Was damals keiner geglaubt hatte: Nach dem Auszug aus der Allianz Arena und der Rückkehr ins Grünwalder Stadion keimte eine riesige Aufbruchstimmung unter den Fans auf. Der Absturz schien etwas Reinigendes zu haben. Tausende pilgerten zu den Auswärtsspielen, auch in Dörfer wie Pipinsried oder Seligenporten – stets friedlich. Das Grünwalder war bei jedem Heimspiel ausverkauft. Jetzt, elf Monate nach dem Kollaps, wollen die Löwen die Saison vergolden – und nach der Regionalliga-Meisterschaft zurück in den Profifußball.

Doch der Weg dorthin wird hart. Vor den Aufstiegsspielen gegen den 1. FC Saarbrücken (Donnerstag, 17.30 Uhr/Sonntag, 14 Uhr, beide live im BR) ist die Euphorie der Anspannung gewichen. Gegen den Südwest-Meister gelten die Löwen als leichter Außenseiter. Sportchef Günther Gorenzel warnt: "Wir dürfen uns nicht von der Erwartungshaltung erdrücken lassen." Saarbrücken habe den den doppelten Etat der Löwen, doch er sei guter Dinge, sagt Gorenzel, dass die Münchner diesen Nachteil "im Paket" ausgleichen können.

In diesem Paket fehlen wird Timo Gebhart. Er hatte sich nach langer Verletzung erst wieder zurückgekämpft. Doch vergangenen Dienstag musste er erneut das Training abbrechen. Diagnose: Teilanriss der Achillessehne. Die Löwen müssen ohne ihren Hoffnungsträger auskommen.

Im Verein will man sich davon nicht beeinflussen lassen. Der Münchner "Abendzeitung" sagte Stürmer Sascha Mölders mit Blick auf Saarbrücken: "Wir haben keine Angst. Wir können einem Spiel den Stempel aufdrücken. Das haben wir die ganze Saison gezeigt."

In der abgelaufenen Saison haben die Löwen sogar einen Punkt mehr geholt als der 1. FC Saarbrücken. Allerdings gilt die Südwest-Spielklasse als die stärkste der fünf Regionalligen. Und doch: Während die Relegations-Teilnehmer aus Bayern in den vergangenen drei Jahren immer aufstiegen (Würzburg, Regensburg, Unterhaching), schaffte zuletzt 2014 eine Mannschaft aus dem Südwesten den Sprung in die 3. Liga.

Die Löwen wollen diese Serie natürlich fortsetzen. Doch der 1. FC Saarbrücken ist geradezu zum Aufsteigen verdammt, wirtschaftet deutlich über Regionalliga-Niveau. Gerade das Mittelfeld ist etwa mit Ex-Löwe Fanol Perdedaj prominent besetzt. Zudem haben die beiden Stürmer Kevin Behrens und Patrick Schmidt in dieser Saison zusammen 37 Tore geschossen. Löwen-Trainer Bierofka will die FCS-Offensive im Verbund ausschalten: "Wir sind eine echte Mannschaft, und ich denke, das kann uns tragen", sagte er der "tz".

Eines spricht auf jeden Fall für die Löwen: die Stimmung. Die Saarbrücker können wegen Umbauarbeiten nicht im eigenen Stadion spielen und müssen nach Völklingen ausweichen. Im Rückspiel dürfte sich das Grünwalder Stadion in einen Hexenkessel verwandeln. Die 12500 Eintrittskarten waren innerhalb weniger Minuten vergriffen. Die Aufbruchstimmung unter den Löwen-Fans ist dieser Tage riesig. Ob sie über den Sonntag hinaus anhält, entscheidet sich auf dem Platz.