Drittliga-Duell um 14 Uhr
Wer ist Münchens Nummer zwei? Türkgücüs breiter Kader fordert die Löwen heraus

28.11.2020 | Stand 19.09.2023, 1:53 Uhr

War der Liebling der Westkurve: Aaron Berzel (links) hat bei den Fans des TSV 1860 München auch nach seinem Abschied zu Türkgücü München den berühmten Stein im Brett. −Foto: Leifer, Imago images

1860 gegen Türkgücü: Das Derby ist einer der Höhepunkte dieser 3. Liga, in der ja parallel auch eine Art inoffizielle Stadtmeisterschaft ausgespielt wird. Wer wird am Samstag (14 Uhr/BR) also Münchens Nummer zwei? Mittelfristig wollen beide Klubs weiter nach oben.

Dass es etwas Besonderes ist, gegen die Münchner Löwen zu spielen, das weiß Roman Plesche ganz genau. Gut drei Jahre ist es her, da schnupperte sein Verein, damals noch der kleine Dorfklub aus Pipinsried, im Grünwalder Stadion erstmals Profiluft. Das Regionalligarückspiel vor 7000 Fans, das der Pipinsrieder Naturtribüne Kultstatus verlieh, wurde im Mai 2018 dann zur großen Fußballparty. "Das sind Erlebnisse, die man nie vergisst", erinnert sich der 33-Jährige zurück.

Plesche, einer der erfolgreichen FCP-Architekten von damals, ist seit dieser Saison nun Sportlicher Leiter beim Drittliga-Aufsteiger Türkgücü. Doch auch ohne Naturtribüne und ohne Zuschauer kommt vor dem heutigen Spiel Stimmung, ja Derbystimmung bei ihm und seinem Team auf. "Natürlich ist das eine ganz besonderes Partie für uns", sagt er vor dem Duell, das es zuletzt 1991 in der Bayernliga gab (2:0 für die Löwen). Ein paar bei Türkgücü, Trainer Alexander Schmidt, Torwarttrainer Michael Hofmann oder Verteidiger Aaron Berzel, haben zudem eine weiß-blaue Vergangenheit. "Für sie sind noch mehr Emotionen dabei", weiß Plesche.

Es geht um den Derbysieg, um den Platz hinter dem FC Bayern. Doch natürlich geht es in erster Linie um mehr. Mit drei Punkten würde der Emporkömmling an den Löwen vorbeiziehen, sich weiter in der Spitzengruppe der 3. Liga etablieren. "Münchens Nummer zwei – das hört sich schon gut an", sagt Plesche, betont aber: "Wir sollten auf uns selbst schauen. Wenn wir alle Münchner Vereine hinter uns lassen und trotzdem nicht zufrieden sind, hilft es uns nicht." Als Aufsteiger, allerdings als sehr ambitionierter, sei man bislang in so gut wie jedem Spiel mindestens ebenbürtig, wenn nicht besser gewesen. "Insofern wäre punktemäßig sogar noch mehr drin gewesen", weiß der Sportliche Leiter.

Und so könnte das Derby zwar nicht viel entscheiden, aber wohl ein bisschen die Richtung für die nächste Zeit vorgeben. Die Löwen (19 Punkte), sagt Plesche, "haben eine gute Mannschaft, wenn auch keinen so breiten Kader." Sein eigenes Team (17 Punkte, aber zwei Spiele weniger) hat bereits acht Spieler mehr eingesetzt, ist mit knapp 35 Profis (mehr als 20 Neuzugänge vor der Saison) breiter aufgestellt.

Löwen-Trainer Michael Köllner sieht im Gegner "keinen normalen Aufsteiger", sondern ein Team, "das sich sehr auf Erfahrung und individuelle Qualität verlässt." In jedem Fall werde man alles dafür tun, "um für die Löwen-Fans drei Punkte zu holen."