Deggendorf
Video: Verwunderung über Spieler-Sperre nach Attacke beim DSC

20.03.2018 | Stand 18.09.2023, 2:39 Uhr

Ein Fan filmte die Szene und verbreitete das Video vom Fight zwischen Hernes Maik Klingsporn und Deggendorfs Marius Wiederer via WhatsApp.

Der eine täuscht einen Kopfstoß an, der andere verprügelt seinen Gegner. Ohne Frage: Beides gehört nicht aufs Eis, beides ist unbedingt zu bestrafen. Doch das Strafmaß für diese Vergehen fast gleich anzusetzen? Diese Entscheidung des Deutschen Eishockey-Bundes irritiert und verärgert die Fans des Deggendorfer SC sowie den Vorsitzenden, Artur Frank. (Ein Video finden Sie am Ende des Artikels.)

DSC-Angreifer Ales Jirik, der immerhin eine ganze Saison ohne große Strafe (Match- oder Spieldauerstrafe) auskam, bekam für seinen Aussetzer in Spiel 2 gegen Herne drei Spiele plus eins auf Bewährung aufgebrummt. Maik Klingsporn wurde nach seinem Schlag-Stakkato gegen Marius Wiederer – der das Training am Montag wegen Kopfschmerzen als Folge der Gehirnerschütterung abbrechen musste und für die ersten Viertelfinal-Spiele gegen Essen ausfällt – für vier Spiele gesperrt. Ein Fan hatte die Szene gefilmt und via WhatsApp verbreitet.

Ligenleiter erstickt Diskussion im Keim

Ligenleiter Oliver Seeliger erstickt die Diskussion aber schon im Keim. Zum einen habe der DSC die Möglichkeit gehabt, dem Ordnungsbescheid über die Jirik-Sperre zu widersprechen, was nicht geschah. Artur Frank erklärt den Verzicht so: "Das hätte uns nur Geld gekostet und aus der Vergangenheit wissen wir, dass das ohnehin nichts bringt." Immerhin sei in der Spielordnung wenigstens festgelegt, welche Strafe ein Kopfstoß – oder ein angedeuteter – nach sich ziehen müsse, auch deshalb akzeptierte der DSC das Urteil. In seinem Spielbericht hatte Schiedsrichter Eugen Schmidt angegeben, dass Jirik seinen Gegenspieler mit dem Kopf auch getroffen habe. Die Bilder, gefilmt vom Heimverein, widerlegen das.

Klingsporn: "Der Kampf war längt vorbei"

Zum anderen, sagte Ligenleiter Seeliger, würden in Sachen Klingsporn zehn Befragte zehn verschiedene Meinungen vorbringen. Und weil in solchen Fällen ein Einzelrichter entscheide, seien niemals alle zufriedenzustellen. Dafür hat Artur Frank "absolut kein Verständnis". "Der Kampf war längst vorbei. Marius war gerade dabei, seine Habseligkeiten einzusammeln, als er unvermittelt nochmals angegriffen worden ist. Wir werden daher auch strafrechtlich gegen Maik Klingsporn vorgehen, das habe ich den Verantwortlichen von Herne noch in der Nacht mitgeteilt", sagt der Vereinsvorsitzende.

Zudem zog Frank Vergleiche zu zwei Strafen aus der Saison 2016/17: Kapitän Andreas Gawlik musste acht Spiele zusehen, nachdem er einen Linienrichter mit dem Puck getroffen hatte. Travis Martell wurde für einen Stockschlag auf den Arm für zehn Spiele aus dem Verkehr gezogen, war allerdings schon früher derart aufgefallen.

− sli



SO ENTSCHEIDET DER VERBAND
Spricht ein Schiedsrichter eine Matchstrafe aus, sichtet ein zweiköpfiger Kontrollausschuss den Bericht des Referees und die Videobilder des Heimvereins. Danach stellt der Kontrollausschuss einen Antrag, der beschuldigte Club hat (in den Playoffs) 48 Stunden Zeit, zu reagieren. Darauf fällt ein Einzelrichter die Entscheidung, dem Verein wird ein Ordnungsbescheid übermittelt. Wird dagegen Widerspruch eingelegt, kommt es zu einer Sportgerichtsverhandlung (ein Vorsitzender, zwei Beisitzer). Passiert das nicht, ist das Urteil rechtskräftig.