"Es tut weh"
Vercoacht und verkorkst: Nagelsmanns Frust-Abgang ohne Titel zu den Bayern

15.05.2021 | Stand 19.09.2023, 2:05 Uhr

Nur gucken, nicht anfassen: Julian Nagelsmann musste den DFB-Pokal den Dortmundern überlassen. −Foto: dpa

Julian Nagelsmann erlebte beim Pokalfinale statt der erhofften Abschiedsgala einen Abend voller Frust. Der Trainer von RB Leipzig vercoachte sich und geht nun ohne Titel zu den Bayern.

Julian Nagelsmann nahm wortlos seine Silbermedaille entgegen und schritt mit versteinerter Miene am Podest mit dem Pokal vorbei. Hochheben durfte der teuerste Trainer der Welt die Trophäe nicht, nach der schmerzhaften 1:4-(0:3)-Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund blieb Deutschlands größtes Trainerversprechen weiter titellos - und war daran nicht ganz schuldlos.

"Es tut weh. Es ist mehr als ärgerlich. Es ist ein schmerzhafter Moment", gab der Coach kurz nach dem Debakel zu und muss jetzt seinen neuen Job als Trainer des FC Bayern München ohne Titel antreten. "Ich glaube, jeder kann sich vorstellen, dass ich mich nicht gut fühle", fügte der 33-Jährige an: "Aber es geht nicht um meine Person, sondern um den Klub."

Doch auch dem Klub konnte Nagelsmann an diesem Abend nicht zu mehr Glanz und zum ersten Titel in der jungen Vereinsgeschichte seit 2009 verhelfen. Leipzig war zwei Jahre nach der ersten Finalpleite gegen die Bayern (0:3) erneut nur zweiter Sieger und versank nach den Gegentoren von Jadon Sancho (5./45.) und Erling Haaland (28./87.) im Frust. "Das ist schon sehr, sehr bitter. Wir sind zum zweiten Mal hier und kriegen zum zweiten Mal auf den Sack", bemerkte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.

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Für etwas Befremden sorgte Nagelsmanns Beurteilung der eigenen Mannschaft. "Generell finde ich nicht, dass wir schlechter waren, auch nicht in der ersten Halbzeit", sagte der Coach trotz des im DFB-Pokal historisch höchsten Rückstandes von 0:3 zur Halbzeit und einer erschreckend schwachen Defensive.

Kritik provozierte Nagelsmann auch mit seiner überraschenden Startaufstellung. Die Stürmer Alexander Sörloth und Hwang Hee-chan blieben nicht nur ungefährlich, Hang leitete mit einem Fehler auch das 0:2 ein. Zur Halbzeit nahm der Coach beide Spieler runter, "weil wir ihren Speed nicht mehr gebraucht haben", wie Nagelsmann erklärte.

Allerdings war da mit dem 0:3 die Partie schon fast entschieden. Auch die eingewechselten Yussuf Poulsen, Christopher Nkunku und Emil Forsberg schafften die Wende nicht mehr, das Tor durch Dani Olmo (71.) war zu wenig. "Wer zur Halbzeit 0:3 zurückliegt, verdient es aber auch nicht, als Sieger vom Platz zu gehen", sagte Poulsen.

Erstaunlich war auch der schwache Auftritt von Abwehrchef Dayot Upamecano, der Nagelsmann für eine Ablösesumme von 45,5 Millionen Euro zu den Bayern folgt. Der Franzose ließ sich vor dem 0:2 von Haaland abkochen und dürfte nach zuletzt einigen Patzern nicht gerade mit dem größten Selbstvertrauen in München aufschlagen - ähnlich wie sein Coach, dessen Wechsel sich die Bayern die Rekordablöse von bis zu 25 Millionen Euro kosten lassen.

Schon am Freitag richtete sich der Blick aber auch schon wieder auf die Bundesliga, in der die Sachsen am Sonntag den VfL Wolfsburg (20.30 Uhr/Sky) empfangen. Das Spiel ist für RB aber nicht mehr ganz so wichtig, schließlich ist das Ticket für die Champions League schon gesichert – zumindest in dem Punkt hat RB dem BVB etwas voraus.

− sid