5000 begeisterte Fans, vier sehenswerte Tore – und die ersten drei Punkte für den Spitzenkampf in der 4. Liga: Der TSV 1860 München feiert dank der umjubelten Torschützen Christian Köppel, Nico Karger, Timo Gebhart und Nicholas Helmbrecht mit 4:1 beim FC Memmingen einen Traumstart in der Regionalliga Bayern
Gerade einmal zehn Minuten Viertliga-Fußball sind gespielt, da gibt es am Donnerstagabend kein Halten mehr: Tausende Löwen-Fans unter den 5000 Zuschauern bejubeln die 1:0-Führung im Auftaktspiel der Regionalliga Bayern beim FC Memmingen – durch den gebürtigen Münchner Linksverteidiger Christian Köppel (22) mit einem sehenswerten Lupfer über FCM-Keeper Martin Gruber.
Immer wieder angetrieben und in Szene gesetzt von Rückkehrer und Spielmacher Timo Gebhart sowie von dem aus Burghausen gekommenen Benjamin Kindsvater, bestimmen die Sechzger über weite Strecken die erste Halbzeit, ohne freilich den Gegner an die Wand zu spielen. Bis auf eine weitere Top-Chance von Nico Karger (37.) springt nicht mehr viel heraus – im Gegenteil: Das Gastgeber-Team von Trainer Stefan Anderl versteckt sich keineswegs, hat durch Tim Buchmann zweimal gute Möglichkeiten zum Ausgleich.
Fünf Minuten nach Wiederanpiff des umsichtigen Schiedsrichters Michael Emmer (SV Schalding) dann die Vorentscheidung: Nico Karger (24), zu Zweitliga-Zeiten noch von Coach Vitor Pereira aussortiert, nimmt sich vom linken Strafraumeck ein Herz und zimmert die Kugel aus der Drehung zum 2:0 in den Winkel. Eine Ko-Produktion der beiden auffälligsten Löwen führt schließlich zur Entscheidung: Kindsvater bedient in der 72. Minute mit einer scharfen Hereingabe Timo Gebhart (28) – und der in Memmingen geborene Fußball-Wandervogel (1860, Stuttgart, Nürnberg, Bukarest, Rostock, 1860) schiebt cool neben dem Pfosten zum 3:0 ein. Zehn Minuten später wird der Spielmacher dann von Coach Daniel Bierofka unter großem Applaus vom Feld genommen . Für Gebhart kommt in der Schlussphase noch Aaron Berzel – diesmal mit richtig beflocktem Trikot, nachdem beim letzten Test in Bodenmais ja noch der Name "Brezel" für Belustigung gesorgt hatte.
Weniger lustig dürfte zumindest Trainer Bierofka noch die Nachlässigkeit in der Abwehr beim späten Gegentreffer von Fabian Krogler (86.) gefunden haben – es bleibt freilich der einzige Wermutstropfen beim Traumstart der Löwen in der Regionalliga. Zumal der eingewechselte Nicholas Helmbrecht bei einem Konter in der Nachspielzeit (90.+1) noch für das 4:1 der Münchner sorgte. Das nächste Sechzger-Highlight steigt kommenden Freitag (21. Juli/19 Uhr) bei der Heimspiel-Rückkehr ins geliebte Grünwalder Stadion gegen Wacker Burghausen.
− ws
Die Stimmen zum Eröffnungsspiel:
Stefan Anderl, Trainer FC Memmingen: "Die Kulisse war natürlich absoluter Wahnsinn, sowas erlebt man als Spieler oder Trainer nicht allzu oft. Wir haben emotional und offensiv gespielt, wurden aber nicht belohnt. Die Qualität der 60er hat sich heute durchgesetzt, so dass ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen kann. Wir werden versuchen, wieder eine offensive Saison zu spielen, und ich schätze uns wieder auf den Plätzen fünf bis zehn ein. Es war für uns alle ein tolles Event heute, und das Allgäu darf sich auf eine gute Saison freuen."
Daniel Bierofka, Trainer TSV 1860 München: "Das war ein Auftakt nach Maß. Die Fans waren überragend. Das Ganze hatte hier heute Gänsehautfeeling. In Memmingen haben wir uns immer schwer getan, aber wir waren gut auf ihre Spielweise eingestellt. Wir haben den Kampf leidenschaftlich angenommen und unsere Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht. Wichtig ist jetzt erstmal der gute Start. Aber wir haben noch nichts gewonnen. Ab Samstag werden wir uns wieder voll konzentriert auf das Spiel gegen Burghausen vorbereiten. Die Unterstützung und das Spiel insgesamt waren toll für alle Beteiligten."
Josef Janker, Verbands-Spielleiter: "Der TSV 1860 München hat verdient gewonnen, auch wenn das Ergebnis vielleicht etwas zu hoch ausgefallen ist. Großes Lob an den FC Memmingen, der dieses Eröffnungsspiel hervorragend organisiert hat. Die Stimmung war fantastisch und vor allem auch sehr friedlich. So wollen wir die Regionalliga Bayern sehen."
Warum 1860-Trainer Daniel Bierofka nach der Partie auf die Euphoriebremse trat, lesen Sie am Freitag im Sportteil der Heimatzeitung
Blaue Jubeltraube nach dem 1:0 – die Teamkollegen begraben den Torschützen Christian Köppel unter sich. − Foto: dpa
Löwen-Coach Daniel Bierofka. − Foto: dpa
