Parallelslalom verkommt zur Farce
Skandal-Rennen bei Ski-WM – und Neureuther tobt live im TV: "So macht der Wettbewerb keinen Sinn!"

16.02.2021 | Stand 18.09.2023, 20:36 Uhr

Alexander Schmid (vorne) wurde starker Vierter, verpasste aber eine Medaille knapp. −Foto: afp

Er sollte ein neuer spannender Wettbewerb bei der Ski-WM in Cortina d‘Ampezzo sein: der Parallelslalom. Doch die Rennenam Mittwochnachmittag verkamen zur sportlichen Farce. Felix Neureuther schimpfte aus dem Fernsehstudio über einen "unwürdigen" Wettbewerb. Der TV-Experte war sichtlich geschockt von den Ereignissen und redete die Premiere in Schutt und Asche: "Das ist keine gute Werbung für den Skisport. Eine Katastrophe." Gesamtweltcupsiegerin Federica Brignone (Italien) sprach "vom unfairsten Rennen meiner Karriere".

Was war passiert? Der Modus eines Parallelslaloms soll eigentlich für maximale Fairness sorgen. In direkten Duellen fahren die Athleten in zwei Läufen gegeneinander. Fahrer eins fährt zuerst im blauen Kurs, Fahrer zwei im roten. Dann wird gewechselt. Gleiche Voraussetzungen für alle, auch wenn ein Kurs mal minimal schneller sein sollte. Gleicht sich ja aus. In Cortina allerdings nicht.

Dort war der blaue Kurs derart langsamer als der rote, dass viele Fahrer trotz fehlerfreier Läufe keine Chance aufs Weiterkommen hatten. Denn: Um innerhalb eines Duells maximale Spannung zu bewahren, wird einem Läufer selbst bei einem Sturz nur maximal eine halbe Sekunde Rückstand für den zweiten Lauf aufgebrummt. Wer im zweiten Durchgang auf dem deutlich schnelleren roten Kurs starten durfte, hatte allerdings meist keine Probleme eine halbe Sekunde aufzuholen.

In der ARD tobte Experte Felix Neureuther zwischenzeitlich über die Ungerechtigkeit, an der viele Fahrer verzweifelten: "Eine halbe Sekunde reicht nicht. So macht der Wettbewerb keinen Sinn! Wer zuerst im roten Kurs fährt, hat die ....karte gezogen."

Der Ex-Skistar griff sogar während der Übertragung zum Telefonhörer, um FIS-Renndirektor Markus Waldner darauf aufmerksam zu machen, dass die Verhältnisse sportlich irregulär seien – ohne Erfolg. "Ich würde mir wünschen, dass man schneller reagiert", sagte Neureuther später. "Wenn man einen Parallelwettbewerb das erste Mal bei der Ski-WM durchführt, sollte man aus den Wettkämpfen im Weltcup lernen. Und davon gab es ja schon einige."

Sportliche Sieger gab es aber natürlich trotzdem: Bei den Herren siegte der Franzose Matthieu Faivre im Finale vor dem Kroaten Filip Zubcic. Im kleinen Finale verpasste der Deutsche Alexander Schmid eine WM-Medaille gegen Topfavorit Loic Meillard (Schweiz). Bei den Frauen ging Gold an Marta Bassino, die die erste Medaille für die italienischen Gastgeber holte, und nach Juryentscheidung auch an die im Finale zeitgleiche Österreicherin Katharina Liensberger. Bronze ging an Tessa Worley aus Frankreich. Als einzige deutsche Starterin in der K.-o.-Runde war Andrea Filser im Achtelfinale gegen Federica Brignone ausgeschieden.

− aug