Schalding vor dem heißen Herbst: Zuversicht ja, aber keine Euphorie

09.10.2017 | Stand 19.09.2023, 0:10 Uhr

Die Befreiung sieht man ihnen an: SVS-Spielertrainer Stefan Köck (r.) und sein Teamkollege Onur Alagöz nach dem Sieg gegen Augsburg II. (Foto: Sigl)

Wenn es Punkte für Laufbereitschaft, Biss und Leidenschaft gäbe, der SV Schalding hätte beim 2:1 am Samstag gegen eine spielstarke Augsburger Bundesliga-Reserve weit mehr als drei Zähler verdient gehabt – aber auch so kann die Truppe von SVS-Spielertrainer Stefan Köck neben dem eminent wichtigen Dreier viel mitnehmen für die kommenden Herbstwochen in der Regionalliga Bayern. Die Erkenntnis zum Beispiel, dass die vom Coach lobend erwähnten "Extra-Meter" gerade gegen fußballerisch vielleicht überlegene, aber dann meist auch ballverliebtere Gegner das Pendel zum Sieg für den Underdog ausschlagen lassen.

Oder wie es FCA-II-Trainer Dominik Reinhardt nach der überlegen geführten und aus seiner Sicht unnötig verlorenen Partie am Reuthinger Weg treffend formulierte: "Wir haben ein ordentliches Spiel gezeigt, aber unsere Chancen nicht genutzt. Und Schalding hat heute den Sieg vielleicht mehr gewollt." Sein als Abwehrchef in der SVS-Dreier- bzw -Fünferkette umsichtig agierender Trainerkollege indes verteilte ein Sonderlob vor allem im Blick auf seine agilen Dauerläufer und -Sprinter Alex Kurz und Martin Tiefenbrunner auf den Außenbahnen: "Wir sind heute viele Wege gegangen, die nicht auffallen, das waren mehr Extrameter als in den Spielen zuvor."

Der Lohn dafür: Das Team um Kapitän Albert Krenn hat sich nunmehr als Tabellen-14. nicht nur sieben Zähler Luft auf einen Abstiegsrang verschafft, sondern ist bis auf drei Punkte am Rang-Sechsten Wacker Burghausen dran – so eng geht’s in der vierten Liga zu. Bereits am kommenden Freitag (19 Uhr) gastieren Gallmaier, Seidl & Co. beim FC Bayern München II – und mit der gegen Augsburg an den Tag gelegten Lauffreude, Kampfkraft und Effizienz vorm Tor ist man auch bei der Rekordmeister-Reserve nicht chancenlos.

Nach der Partie gegen die Münchner kann der SVS erst einmal durchatmen und etwas regenerieren, denn eine Woche später hat Schalding spielfrei. "Der Zeitpunkt ist für uns gar nicht schlecht. Wir haben anstrengende Wochen hinter uns, die Spieler haben schon viel Kraft gelassen", sagt Sportchef Markus Clemens, der gegen die kleinen Bayern nochmals Vollgas ankündigt. "Da werden wir alles raushauen, was wir haben. Das Spiel gegen Augsburg hat uns gezeigt, dass wir auch gegen Spitzenmannschaften bestehen können. Aber wir brauchen 12 0 Prozent – und dann können wir alle etwas durchatmen."

Nach der Pause wartet ein heißer Herbst-Endspurt auf den SVS. Am Samstag, 28. Oktober, geht’s nach Bayreuth, dann folgen binnen vier Tagen zwei Heimspiele: Am Dienstag, 31. Oktober gastiert Memmingen am Reuthinger Weg, am Samstag kommt dann Wacker Burghausen zum Derby. Wieder nur sechs Tage später müssen Köck und Co. in Buchbach antreten. Die restlichen Gegner bis zum Winter heißen dann: Rosenheim (H), Nürnberg II (A) und zum Abschluss des Jahres geht’s am 1. Dezember ins Grünwalder Stadion, wo Spitzenreiter 1860 wartet.

Mit 18 Zählern nach 15 Spielen ist der SVS, der ja vor der Saison einen massiven personellen Umbruch zu meistern hatte und daher von vielen ganz hinten erwartet wurde, mehr als im Soll. Zum Vergleich: Unter Anton Autengruber standen in der Vorsaison zum selben Zeitpunkt ganze fünf Zähler weniger auf dem Konto. Mit 12 Punkten aus 15 Spielen lag Schalding auf dem vorletzten Platz, mit gerade einmal 16 Zähler ging man in die Winterpause − und schaffte am Ende dennoch den Klassenerhalt (40 Punkte).

Eine ähnliche Ausbeute wird auch in dieser Saison wieder nötig sein, darum warnt Sportchef Clemens auch vor Euphorie. "Wir sind sicher auf einem guten Weg. Aber es wird wieder brutal schwer, wir dürfen uns uns nicht blenden lassen. Wir müssen ganz, ganz hart weiterarbeiten." Mannschaften wie Memmingen, derzeit auf dem vorletzten Platz, werden am Ende laut Clemens sicher weiter vorne zu finden sein. Auch Seligenporten stabilisiere sich mehr und mehr, die Aufsteiger Pipinsried und Eichstätt haben ebenfalls gezeigt, dass sie mithalten können. Wie viele Punkte bis zum Winter angesammelt werden sollten? "25 wären natürlich super", sagt Clemens, wohlwissend, dass dies ein schweres Unterfangen wird. "Unser Programm ist noch richtig knackig." − ws/la