Regensburger OB Wolbergs verhaftet: SSV Jahn in mögliche Bestechung verwickelt

19.01.2017 | Stand 18.09.2023, 23:48 Uhr

Im Falle einer Verurteilung wegen Bestechlichkeit könnten dem Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) bist zu fünf Jahren Haft drohen, so Verfassungsrechtler Walther Michl. − Foto: dpa

In den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs taucht auch der Name des SSV Jahn Regensburg auf. Wolbergs wurde festgenommen, weil im vorgeworfen wird, von einem Bauunternehmer Spenden angenommen und die Firma als Gegenleistung bei einem städtischen Bauprojekt bevorzugt zu haben.

Den Ermittlungen zufolge hatte der OB bei der Vergabe des ehemaligen Areals der Regensburger Nibelungenkaserne im Oktober 2014 das Unternehmen des beschuldigten Bauunternehmers bevorzugt. Im Gegenzug hatte dieser eine Spendenzahlung von 500000 Euro sowie die finanzielle Unterstützung des Fußball-Traditionsvereins Jahn Regensburg in Aussicht gestellt. "Tatsächlich sollen bis April 2016 Spenden in Höhe von 366000 Euro geflossen sein", sagte Oberstaatsanwalt Theo Ziegler.

Bereits am Tag nach seiner Amtsübernahme Anfang Mai 2014 soll Wolbergs die Verwaltung darüber informiert haben, dass die SPD eine neue Ausschreibung für die Vergabe des Kasernenareals will. Denn die Firma des Unternehmers hatte bei der ersten Ausschreibung den Kürzeren gezogen. Anschließend soll der OB eine auf den Bauunternehmer zugeschnittene Ausschreibung in den Stadtrat eingebracht haben – die dort dann auch beschlossen wurde.

Sechs Tage später beschloss die Gesellschafterversammlung des finanziell angeschlagenen SSV Jahn, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Wolbergs seit Juni 2014 ist, eine Kapitalerhöhung beim Fußball-Drittligisten. Diese soll der beschuldigte Bauunternehmer Ende 2014 und im Mai 2015 mit 1,7 Millionen Euro verwirklicht haben. Die Zuwendungen sollen die vereinbarte Gegenleistung für den Zuschlag beim Kasernenareal gewesen sein.

Wie der Fernsehsender TVA auf seiner Internetseite berichtet, teilte der SSV in einer Pressemitteilung mit: Die "aufgeführten Vorgänge rund um Maßnahmen zur finanziellen Unterstützung des SSV Jahn entziehen sich unserer Kenntnis". Dem selben Bericht zufolge bewahrte der Bauunternehmer bereits vor 12 Jahren den Verein vor der drohenden Insolvenz.

Gegen Ende der Saison 2004/05 habe dem Jahn über eine halbe Million Euro gefehlt, zudem soll der DFB einen Liquiditätsnachweis von etwas unter einer Million Euro gefordert haben. Ein Jahr nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga stand der Verein vor dem finanziellen Aus. Der Bauunternehmer trat laut TVA damals als großer Gönner auf.

− dpa/pnp