Nübel-Wechsel: Berater erklärt die Hintergründe – und ein weiterer Bayern-Keeper denkt an Abschied

17.01.2020 | Stand 19.09.2023, 1:26 Uhr

Denkt an Abschied: Ron-Thorben Hoffmann. −Foto: dpa

Nach der Verpflichtung von Alexander Nübel (23) schließt der Münchner Ersatztorwart Ron-Thorben Hoffmann (20) einen Abschied vom FC Bayern nicht aus.

"Wenn mich der FC Bayern als dritter Torhüter sieht und wir in der kommenden Saison in der 3. Liga spielen, bleibt Bayern eine Option für mich. Ansonsten bin ich weg. Dann möchte ich die Freigabe", sagte Hoffmann der "Bild"-Zeitung (Donnerstag).

Die Verpflichtung des Schalkers Nübel, der einen Fünfjahresvertrag erhält, verschärft ab Sommer die Torhütersituation in München. Manuel Neuer (33) ist die klare Nummer eins vor Ersatzmann Sven Ulreich (31). Dritter Keeper ist Christian Früchtl (19), der regelmäßig für die zweite Mannschaft zwischen den Pfosten steht.

Hoffmann war im Sommer 2015 von RB Leipzig nach München gekommen und ist nur Ersatz hinter Früchtl. "Der FC Bayern hat meinen Wechselwunsch abgelehnt, weil der Club mit vier Torhütern in die Saison gehen wollte. Die beabsichtigte Verpflichtung von Alexander Nübel war bei den Gesprächen im Sommer mit meinem Berater kein Thema, ändert meine Situation aber durchaus entscheidend", sagte Hoffmann, der nach eigener Aussage Angebote anderer Vereine im vergangenen Sommer hatte.

Derweil hat Nübels Berater Stefan Backs eine Absprache über zugesagte Einsätze zwischen seinem Klienten und Bayern München angedeutet, wollte eine entsprechende Vertragsklausel aber nicht bestätigen. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich zu Vertragsinhalten nicht äußern werde. Aber es dürfte jedem klar sein, dass Bayern München auch dazu ein schlüssiges Konzept vorgelegt hat, sonst hätte Alex nicht zugesagt", sagte Backs dem Sport-Informations-Dienst (SID).

U21-Vizeeuropameister Nübel wechselt im Sommer ablösefrei von Schalke 04 zum deutschen Fußball-Rekordmeister und unterschrieb dort einen Fünfjahresvertrag. In München steht Nationaltorhüter und Rio-Weltmeister Manuel Neuer vor einer Vertragsverlängerung und erklärte zuletzt, er wolle nicht zugunsten des Neuzugangs auf Spiele verzichten. Daraufhin war spekuliert worden, dass Nübel (23) eine bestimmte Anzahl von Spielen zugesichert worden sei. Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic bestritt dies.

Auf die Frage, warum Nübel seinen Stammplatz bei Schalke aufgibt und lieber zu Bayern wechselt, meint Berater Backs: "Alex stand vor der grundsätzlichen Frage: Nehme ich die größtmögliche persönliche Herausforderung an? Es sollte also niemand Alex verurteilen, weil er sich für diese größtmögliche Herausforderung entschieden hat. Alex ist ein Typ, der die Herausforderung sucht und sich die höchsten Ziele steckt. Er tickt so. Und ich finde, das sollte man respektieren."

Weitere vom SID gestellte Fragen an Nübels Berater Stefan Backs

"Hatten Sie als Berater keine Zweifel an dieser Entscheidung - auch aus den oben genannten Gründen?"
Backs: "Selbstverständlich haben wir das Pro und Contra eines Wechsels zu Bayern München diskutiert. Glauben Sie denn, Alex und ich sind die einzigen in Deutschland, die so blöd sind, dass wir die Vor- und Nachteile nicht gesehen haben? Ich stehe jedenfalls hinter der Entscheidung von Alex. Wenn ich wüsste, er macht einen Riesenfehler, würde ich darauf hinweisen und seinen Weg trotzdem unterstützen. Das war in dem Fall aber definitiv nicht so."

"Dabei sind Sie doch angeblich der gierige Berater, der Alexander Nübel des Geldes wegen zu einem Wechsel geraten hat. Es gibt Handgeld, und Bayern München zahlt bestimmt nicht schlecht."
Backs: "Schon klar. In der ganzen Diskussion bin ich derjenige, der Alex wegen des vielen Geldes zu den Bayern gedrängt hat, und er selber weiß nicht, was da gerade mit ihm passiert. Ganz ehrlich: Wer so etwas sagt, hat keine Ahnung, was und wie Alex denkt."

"Verdient man mit Handgeld und Gehalt in fünf Jahren bei Bayern München mehr als bei Schalke 04?"

Backs: "Um es klarzustellen: Wenn es ums Geld gegangen wäre, dann hätte Alex ins Ausland gehen müssen. Es gab mehrere Angebote, bei denen Geld keine Rolle gespielt hat. Aber, wie gesagt: Es geht Alex nicht ums Geld. Das Angebot von Bayern München lag im unteren Bereich. Und klar ist doch auch: Jeder Verein zahlt Handgeld. Auch Schalke. Sollte sich der Spieler gut entwickeln, also seinen Marktwert steigern, zahlt sich diese Investition aus."

"Wie lange wird sich Alexander Nübel bei Bayern München mit einem Bankplatz begnügen?"
Backs: "So denkt er nicht. Alex weiß, dass er noch viel lernen muss und kann. Aber irgendwann möchte er einen Zweikampf - und das ist auch so gewollt."

"Was machen Sie eigentlich mit der Homepage Ihrer Firma - auf der Startseite ist ein Bild der Schalker Arena zu sehen. Müssen Sie das jetzt nicht ändern?"
Backs: "Nein, mit Ralf Fährmann steht bei uns noch der ehemalige Mannschaftskapitän von Schalke 04 unter Vertrag. Er wird im Sommer aus England zu Schalke zurückkehren. So gesehen ist eine Änderung nicht nötig."