Es geht um viel Geld
Mit Feuer, Mut und "Killer-Hiller": So planen die Löwen den Pokal-Coup gegen Karlsruhe

18.01.2022 | Stand 19.09.2023, 3:07 Uhr

Offensivkraft Merveille Biankadi ist gegen den Karlsruher SC wohl wieder dabei. −Foto: Imago Images

Vor fünf Jahren stand der TSV 1860 zuletzt im Achtelfinale des DFB-Pokals. Damals warf der Drittligist den Zweitligisten aus dem Wettbewerb. Dummerweise aus Löwen-Sicht spielten sie damals in der 2. Liga, die Sportfreunde Lotte eine Klasse tiefer. Am Dienstagabend (18.30 Uhr) soll es anders laufen. Es geht um viel Geld, aber vor allem ums sportliche Image.

"Der Pokal ist ein Mehrwert an Prestige und an Renommee", weiß auch Köllner, "und für Sechzig noch einmal eine andere Darstellung als in der 3. Liga", so der Münchner Trainer. Zudem sei es ein "finanziell reizvoller Wettbewerb". Gut eine Million Euro würde der Viertelfinaleinzug zusätzlich in die Vereinskasse bringen, von denen ein Teil vermutlich auch in die Mannschaft investiert werden könnte. "Wenn du Mehreinnahmen erzielst, gehe ich davon aus, dass Dinge zukünftig leichter umsetzbar sind", ergänzt Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel. Der Drittligist fiebert in mehrfacher Hinsicht der nächsten Pokal-Überraschung entgegen, auch wenn das Umfeld der großen Bedeutung des Spiels nicht ganz würdig ist.

Am Dienstagabend dürfen nämlich keine Zuschauer ins Grünwalder Stadion. Ein "wichtiger Faktor, der für uns gesprochen hätte", meint Köllner. Schließlich schrien 15000 enthusiastische Fans die Löwen gegen Schalke ins Achtelfinale. Doch glücklicherweise findet er in seiner Mannschaft noch ein paar weitere Faktoren, die Mut machen: die guten Ergebnisse gegen Zweitligisten in dieser Saison zum Beispiel. Nach den zwei Pokalerfolgen – das 6:5 im Elfmeterschießen gegen Darmstadt und das 1:0 gegen Schalke – gab es zuletzt auch den 3:1-Testspielsieg gegen Rostock. "Wir sind in der Lage, den KSC zu schlagen", schlussfolgert Köllner daraus, betont aber auch: "Die Favoritenrolle liegt klar bei Karlsruhe." Der Zweitliga-Zehnte habe in der zweiten Pokalrunde wiederum Bayer Leverkusen mit einem 2:1-Auswärtssieg ausgeschalten, spiele außerdem eine gute Saison, in der er auch weiter oben stehen könnte.

Doch auch ihre jüngsten Ergebnisse, das Comeback (3:2 nach 0:2) gegen Wehen Wiesbaden ganz besonders, befeuern die Hoffnungen der Löwen. "Es muss jetzt in jedem Spieler richtig lodern. Wir müssen über uns hinauswachsen, um das Spiel relativ lange offen zu halten", sagt Köllner.

"Wir gehen ins Achtelfinale, um es zu gewinnen. Das trauen wir uns auch zu. Wir wollen den KSC zum Verzweifeln bringen", kündigte Abwehrspieler Stephan Salger an. Es geht um sehr viel für den DFB-Pokalsieger von 1942 und 1964.

Die Löwen sind unter lauten Erst- und Zweitligisten der einzige Drittligist im Achtelfinale. Sie sind zudem der letzte bayerische Vertreter. Vor allem aber ist der Stadtrivale FC Bayern schon raus. "Das ist für unsere Fans eine schöne Randnotiz oder eine wichtige Notiz, in dem Wettbewerb aktuell die Nummer 1 in der Stadt zu sein", bemerkte Köllner mit einem Lächeln.

Es hat sich einiges getan bei den Sechzigern um den Jahreswechsel. Seit Kultstürmer Sascha Mölders aussortiert wurde, treten die Löwen als verschworene Einheit auf. Und sie sind mit einer veränderten Spielweise und einer Dreierkette in der Abwehr plötzlich erfolgreich.

Eine Schlüsselrolle gegen Karlsruhe, das in der zweiten Runde den Bundesligisten Bayer Leverkusen besiegte, dürfte einmal mehr Marco Hiller zukommen. Der Torwart, als "Hiller, the Killer" verehrt, ist ein Pokalspezialist, ganz besonders auch in Elfmeterschießen. "Wir haben eine realistische Chance", sagt der 24-Jährige selbstbewusst.

1860 gegen KSC - diese Paarung gab es im DFB-Pokal erst einmal: Am 20. August 2016 gewannen die "Löwen" in der ersten Runde nach Toren von Stefan Aigner und Karim Matmour mit 2:1.

Rechtsverteidiger Marius Willsch (Patellasehnenprobleme) fällt dabei aus, Merveille Biankadi kehrt dagegen wohl für den Pokal-Hit zurück, bei dem die Löwen auch erstmals mit dem Videobeweis konfrontiert sein werden, der ab dem Achtelfinale eingesetzt wird. "Wir haben uns darauf eingestellt, die Spieler sensibilisiert", sagt Köllner, der das aus seiner Nürnberger Zeit kennt.

Was der frühere Club-Trainer ebenfalls kennt, ist das Pokal-Achtelfinale, das er mit dem FCN zweimal erreichte. Zweimal war allerdings in dieser Runde Endstation. "Ich hoffe jetzt, dass mit Sechzig endlich mal nicht in dieser Runde Schluss ist", sagt er. Das letzte Mal, dass die Löwen in einem Pokal-Viertelfinale standen, war übrigens in der Saison 2007/08. Damals unterlagen sie als Zweitligist erst in der Verlängerung: mit 0:1 gegen den FC Bayern.