Michael Wiesinger: Mit Elversberg am liebsten Relegation gegen Uwe Wolf

30.03.2016 | Stand 18.09.2023, 23:32 Uhr

Duell mit Pep Guardiola: Michael Wiesinger als Trainer des 1. FC Nürnberg beim Auswärtsspiel in der Münchner Allianz Arena. − Foto: imago

Als Spieler hat er die großen Triumphe des FC Bayern hautnah miterlebt. Die dramatischen Meisterschaftsfinals 1999 und 2001, den Champions-League-Triumph mit "Titan Kahn". Michael Wiesinger (43) kann auf eine große Karriere zurückblicken. Begonnen hat sie in Emmerting bei Burghausen. Der Oberbayer stieg danach die Trainer-Leiter empor, führte den FC Ingolstadt in die 2. Bundesliga und trainierte den 1. FC Nürnberg in der Bundesliga. Nach der Trennung vom Club übernahm der 43-Jährige vor neun Monaten den Regionalligisten SV Elversberg. Im Gespräch mit der Heimatzeitung spricht Wiesinger über die überraschende Kündigung des SV Wacker, große Siege mit dem FC Bayern und Vertrags-Verhandlungen mit Uli Hoeneß.

Herr Wiesinger, die oberbayerischen Fußball-Fans haben Sie in den letzten Monaten etwas aus den Augen verloren. Wie kam es denn zu Ihrem Wechsel nach Elversberg?

Michael Wiesinger: Ich bin sehr zügig ins Trainergeschäft eingestiegen und nach meiner Zeit in Nürnberg wollte ich bewusst etwas Zeit, um in Ruhe die letzten Jahre reflektieren zu können. Man nimmt erst später wahr, wie groß die Belastung in der Bundesliga mental ist. Aber die Pause hat mir gutgetan, die Anfrage aus Elversberg hat mich einfach überzeugt.

Trotzdem steht unter dem Strich ein Wechsel von der Bundesliga in die Regionalliga...

Wiesinger: Ich war mir bewusst, dass die nächste Aufgabe perfekt passen muss. Als ich den Anruf aus Elversberg bekam, wusste ich natürlich nicht so viel über den Verein. Ich habe mich dann informiert und bin hingefahren. Schon nach dem ersten Gespräch hat es mich gepackt. Der Verein hat große Ziele und ist finanziell gut aufgestellt. Natürlich wollen wir schnell in die 3. Liga und auch noch höher. Trotzdem sehe ich hier ein Umfeld, das Schritt für Schritt besser werden will und dazu meinen Input brauchen kann.

Also war es eine Kopf-Entscheidung?

Wiesinger: Absolut. Ich bin ein sehr strukturierter Mensch und überlege meine Optionen genau. Entscheidungen treffe ich nie mit dem Bauch. Als Trainer muss man immer dranbleiben und in diesem Karussell drinbleiben. Das Geschäft geht unglaublich schnell und letztlich zählen immer Ergebnisse.

Auch in Nürnberg, wo Sie trotz großer Verdienste gehen mussten.

Wiesinger: Genau. Danach war ich wirklich richtig leer. Natürlich sucht man die Verantwortung bei sich und denkt viel nach. Letztlich hilft aber eine solche Erfahrung. Im Fußball geht es wahnsinnig schnell. Nehmen Sie das Beispiel Markus Weinzierl. In seiner ersten Saison als FCA-Trainer stand er nach der Hinrunde mit neun Punkten kurz vor der Entlassung. Er hat trotzdem die Chance bekommen und tolle Arbeit geleistet. Und heute ist er der begehrteste Jungtrainer Deutschlands.

Weinzierl hat wie Sie sehr früh die Chance als Profitrainer bekommen. War das bei Ihnen geplant?

Wiesinger: Eigentlich nicht. Als Spieler habe ich öfter mal überlegt, etwas mit Management zu machen, vielleicht mal zu studieren. Aber dann kam der Anruf von Thorsten Fink, mit dem ich beim FC Bayern gespielt habe. Er trainierte damals den FC Ingolstadt und wollte, dass ich die U23 übernehme. Das hat gleich super geklappt. Ich hatte Spaß und Erfolg, habe schnell gemerkt, dass ich Spieler erreiche und ihnen etwas mitgeben kann.

Scheinbar klappt das auch in Elversberg recht gut. Nach 20 Spieltagen liegen Sie auf Rang 2 und haben realistische Chancen auf den Aufstieg.

Wiesinger: Die Liga ist unglaublich stark. Wir haben einen wirklich guten Punkteschnitt, aber trotzdem nur einen Punkt Vorsprung. Hier haben viele Vereine hohe Etats und gute Kader mit ehemaligen Profis. Trotzdem gehen wir selbstbewusst in die nächsten Wochen.

Ähnlich gut läuft es für Ihren Ex-Klub Burghausen in der Regionalliga Bayern. Haben Sie Wacker noch auf dem Schirm?

Wiesinger: Auf jeden Fall. Ich bin mit Uwe Wolf sehr gut befreundet und telefoniere auch oft mit ihm. Wenn ich bei meinen Eltern zuhause bin, treffen wir uns auch mal auf einen Kaffee. Die gute Saison freut mich sehr für ihn, ich hoffe, sie bleiben weiter vorne. Dann könnten wir in der Relegation aufeinandertreffen.

Interview: Jonas Schützeneder

Das komplette Interview mit Michael Wiesinger lesen Sie u.a. in der Mittwochs-Ausgabe des Burghauser Anzeigers.