Drei Lewandowski-Treffer beim 6:0
Meister-Spektakel: Bayern zerlegt Gladbach − und niemand zweifelt mehr an Lewys Torrekord

08.05.2021 | Stand 19.09.2023, 2:05 Uhr

Säulen des Bayern-Erfolgs: Torjäger Robert Lewandowski (v.l.), Antreiber Thomas Müller und Keeper Manuel Neuer. −Foto: dpa

Robert Lewandowski schlüpfte in das rote Meister-Shirt mit der weißen "9" auf der Brust, dann hüpfte der Torrekord-Jäger Arm in Arm mit seinen Teamkollegen im Mittelkreis auf und ab und sang lauthals "Campeones!"

Nach der Meistergala beim 6:0 (4:0) gegen Borussia Mönchengladbach feierte der alte und neue Meister Bayern München seinen neunten Titel in Folge eher routiniert. Die übliche Weißbierdusche fiel den Corona-Regeln zum Opfer.

"Wir wollten auf dem Platz zeigen, wer deutscher Meister ist. Das heute war ein klasse Spiel, wir haben super gespielt und viele Tore geschossen", sagte der dreifache Torschütze Lewandowski bei Sky. Mit jetzt 39 Saisontoren ist der "ewige" Rekord von Gerd Müller (40) zum Greifen nah. "Ich gebe weiter Gas", versprach der Pole.

Die Glückwünsche für die insgesamt 31. Meisterschaft gab es bereits vor dem Anpfiff, danach aber spielte der "FC Nimmersatt", als sei noch gar nichts entschieden. Allerdings trat die Borussia, die zum Erreichen der Europa League nun ein sportliches Wunder benötigt, auch desolat auf.

Vor allem Weltfußballer Lewandowski machte beim Meisterball deutlich, dass es ihm ernst war: Er traf bereits nach 1:53 Minuten – und damit so früh wie nie zuvor in der Bundesliga. In der 34. und 66. (Handelfmeter) Minute legte er nach.

Torschützen für die wie entfesselt spielende Münchner Meisterelf waren zudem Thomas Müller (23.), Kingsley Coman (44.) und der eingewechselte Leroy Sane (86.). Einziger Wermutstropfen war die Rote Karte nach Videobeweis gegen den gerade eingewechselten Tanguy Nianzou wegen Notbremse (75.). Ein 0:6 hatte die Borussia zuletzt am 4. Dezember 2004 bei Hertha BSC kassiert.

"Neunmal in Folge Meister, das ist schon verrückt. Und ich war jedesmal dabei. Dafür bin ich sehr dankbar", sagte Müller und fügte an: "Wenn du als kleiner Junge losziehst, denkst du nicht, dass du beim FC Bayern mal in der ersten Mannschaft spielst. Da bist du froh, wenn du Tickets fürs Stadion kriegst."

Der Titel stand schon vor Anpfiff fest, weil Verfolger RB Leipzig in Dortmund verlor. "Es war eine skurrile Situation. Wir haben uns gerade vorbereitet, in den Katakomben stehen ja einige Fernseher. Da haben wir mitbekommen, dass wir Meister geworden sind und haben uns auch schon gegenseitig gratuliert", sagte Schlussmann Manuel Neuer.

Zu den Gratulanten vor dem Spiel gehörte auch Dortmunds Trainer Edin Terzic. "Ich weiß gar nicht", sagte er bei Sky, "ob es das jemals gab, dass man deutscher Meister im Bus wird. Glückwunsch nach München, sie haben es verdient." Das mit dem Bus stimmte allerdings nur bedingt.

Als der Münchner Mannschaftsbus vor dem Kabinentrakt an der Allianz Arena vorfuhr, hatte Dortmund gerade das 2:2 gegen Leipzig erzielt, die Spieler verfolgten den Rest der Partie unter anderem auf ihren Smartphones auf dem Weg in die Kabine. Lewandowski wartete den Schlusspfiff dagegen im Bus ab – und stieg als Meister aus: Mit einem Grinsen unter der Maske und erhobenem rechten Daumen. Es folgt die nächste Torgala.

Nach dem Spiel am kommenden Wochenende beim SC Freiburg könnte der FC Bayern zum Saisonkehraus allerdings noch mal Schicksal spielen: Am letzten Spieltag ist der abstiegsgefährdete FC Augsburg zu Gast bei der Meisterfeier. Und dann? "Jetzt sind wir natürlich heiß drauf, als erste Mannschaft auf diesem Planeten zehnmal in Serie Meister zu werden", sagte Vorstandsmitglied Oliver Kahn.

Zehn Titel reichen allerdings noch lange nicht: Mit jeweils 14 nationalen Meisterschaften nacheinander halten in Europa Skonto Riga aus Lettland (1991 bis 2004) und die Lincoln Red Imps aus Gibraltar (2003 bis 2016) die Bestmarke. Der inoffiziellen Weltrekord gehört dem FC Tafea aus Vanuatu, der von 1994 bis 2009 die ersten 15 Meisterschaften des Inselstaats im Südpazifik gewann.

− sid