Mann-gegen-Mann-Taktik: Niederbayern-Coach Manuel Baum zeigt, dass Bayern verwundbar ist

26.09.2018 | Stand 19.09.2023, 0:39 Uhr

Augsburg-Trainer Manuel Baum – seine Taktik ging auf. −Foto: dpa

Die Bayern sind verwundbar – und den Beweis trat ausgerechnet ein Fußballer namens Götze an. Und ein Trainer aus Niederbayern. Denn Augsburg-Coach Manuel Baum (Dingolfing) ärgerte die Münchner Stars mit einer speziellen Mann-gegen-Mann-Taktik. Dass ausgerechnet Ex-Bayer Felix Götze für das 1:1 sorgte, passte zu diesem speziellen Abend in der Allianz Arena.

Die "immense Freude" über seinen ersten Bundesliga-Treffer ließ der kleine Götze mit dem für ihn typischen hochroten Kopf auf dem Platz nur verhalten heraus. Und zwar aus Respekt vor dem FC Bayern, bei dem er bis zum ablösefreiem Wechsel nach Augsburg in diesem Sommer vier Jahre als Azubi tätig war. "Es war schon ein kleines Dilemma. Beim ersten Tor will man ja eigentlich komplett ausrasten und sich riesig freuen. Aber ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken", begründete Götze seinen dosierten Torjubel. Der Youngster sprach später von "einem Traum", der in Erfüllung ging und frohlockte: "So Geschichten schreibt der Fußball. Ich könnte nicht glücklicher sein."

Auf seinem Handy lief auch prompt ein Glückwunsch seines Bruders Mario ein, der ein wichtiger Ansprechpartner für ihn ist. FCA-Coach Manuel Baum umarmte seinen strahlenden Joker auf dem Platz, auch die früheren Bayern-Kollegen waren ihm persönlich überhaupt nicht böse. "Felix hat ein bisschen entschuldigend geschaut. Aber das muss er nicht. Er hat seinen Job gemacht", äußerte Thomas Müller.

Die Bayern klagten sich für die ersten verlorenen Saison-Punkte lieber selbst an. "Wenn man in Führung geht in der eigenen Arena, muss man das über die Bühne bringen", rügte 1:0-Schütze Arjen Robben. Er vermisste bei seinen Teamkollegen ausnahmsweise "den letzten Tick Konzentriertheit", die notwendige "Geilheit vor dem Tor", kurzum den Willen, "das Spiel eiskalt zu entscheiden".

Viel wurde hinterher über die Rotation von Trainer Niko Kovac diskutiert, die erstmals an Grenzen stieß. Die Aufstellung von Leon Goretzka als linker Verteidiger war keine gute Idee. Und Sandro Wagner war mangels Treffsicherheit kein adäquater Ersatz für den geschonten Robert Lewandowski. Für Kovac aber war der Hauptgrund, "dass wir nicht so gespielt haben wie die letzten paarmal".

Die Gäste verdienten sich den Derby-Punkt mit einem couragierten Auftritt und einer laufintensiven Mann-gegen-Mann-Taktik über den gesamten Platz. "Die anderen Gegner sind nicht so aufgetreten wie Augsburg – Kompliment", sagte Robben. "Augsburg hat das über 90 Minuten sehr, sehr gut gemacht. Sie haben uns nicht aufbauen lassen. Es war nicht einfach, hinten rauszukommen. Wenn wir rausgekommen sind, haben wir die Chancen nicht in Tore ummünzen können", meinte Kovac. Und auch Verteidiger Niklas Süle lobte den Gegner: "Wir haben schwer in die Partie gefunden. Augsburg hatte einen guten Plan."

Beim FCA herrschte natürlich große Zufriedenheit. "Wir sind sehr glücklich, dass wir in der Allianz Arena einen Punkt holen konnten. Um das zu schaffen, braucht man eine leidenschaftlich und aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft und Glück, beides hatten wir heute. Wir fahren sehr glücklich nach Hause", sagte Trainer Baum, dem es als ersten Coach in dieser Saison gelungen ist, ein Mittel gegen die Bayern zu finden ...

− red/dpa