Löwen-Schreck aus Südostbayern? Simon Handle könnte 1860 am Wochenende weh tun

31.10.2019 | Stand 19.09.2023, 1:21 Uhr

"Frühstmöglich mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Dann können wir schauen, was geht", sagt der Kirchweidacher Simon Handle. Nach Stationen unter anderem in der österreichischen Bundesliga beim SV Grödig und in der 2. Bundesliga bei Erzgebirge Aue ist der 26-Jährige mittlerweile in der 3. Liga beim Aufsteiger Viktoria Köln gelandet – und rundum zufrieden damit. −Foto: imago

Konstanz. Positive Konstanz. Simon Handle hätte gerne endlich wieder ein Stück davon. Und zwar längerfristig. Blickt der Kirchweidacher nämlich auf die letzten Jahre, ist es ein ständiges Auf und Ab. Erst Stammspieler in der Aufstiegsmannschaft des FC Erzgebirge Aue, dann keine Rolle mehr gespielt. Dann Erfolgsgarant beim ambitionierten Regionalligisten Viktoria Köln, doch später wirft ihn eine Verletzung zurück. "Ich möchte mich längefristig beweisen können." In der 3. Liga. Dort ist der 26-Jährige mit Köln mittlerweile angekommen. Mit einer bisher überaus positiven Saison. Eigentlich klar, nach der persönlichen Seuchenrunde 2018/19.

Nach 13 Partien ist Viktoria Köln in der 3. Liga angekommen. Der Aufsteiger aus der Karnevalshochburg steht mit 20 Punkten auf dem 7. Platz der Tabelle. "Wir können bisher ganz zufrieden sein", sagt Handle. Fügt aber gleich an: "Die Liga ist brutal eng, da sollten wir lieber nicht viel auf die Tabelle schauen, sondern zusehen, dass wir unsere Spiele gewinnen. Beim Blick auf die Tabelle kannst du nämlich in beide Richtungen leicht nervös werden."

Doch nicht nur Viktoria spielt eine überzeugende Runde, auch Handle selbst. 13 Partien hat der Mittelfeldmann absolviert, dabei sechs Tore erzielt. Gerade erst am Wochenende wieder den zwischenzeitlichen Führungstreffer gegen Magdeburg. Am Ende sprang immerhin ein 1:1 gegen den Zweitliga-Absteiger raus. "Eine ganz gute Quote", findet er. "Ich bin froh, dass ich einen Teil dazu beitragen kann, dass das Team erfolgreich ist."

Dabei liegt die Betonung nicht nur auf erfolgreich, sondern auch darauf, dass Simon Handle überhaupt dazu beitragen kann. Zwei Mal musste er in den letzten Jahren nämlich die Erfahrung machen, dass das nicht klappt. Nach dem Sprung von Erzgebirge Aue in die 2. Liga zur Saison 2016/17 spielte er nämlich auf einmal keine Rolle mehr. Im Aufstiegsjahr stand er noch 23 Mal auf dem Platz, markierte einen Treffer. Bis zur Winterpause im Jahr drauf waren es lediglich drei Einsätze. "Das war schwer mit der Konkurrenzsituation", erinnert er sich. "Ich habe nicht so viel gespielt, habe mich deshalb verleihen lassen. Denn wenn man nicht spielt, kann man sich nicht weiterentwickeln." Vor allem für einen jungen, motivierten Fußballer, der nach Höherem strebt, sei das fatal. "Ich habe mir immer wieder gedacht: ’Das kann doch nicht alles gewesen sein.’"

Doch gleich zwei Schritte zurück? "Ja, das hört sich am Anfang schwierig an", sagt Handle. In der 3. Liga gab es nämlich nichts Passendes, deshalb ging es noch eine Etage tiefer, in die Regionalliga Südwest zum SV Elversberg. "Da ist dann aber spielerisch auch nicht mehr so viel Unterschied. Du kannst so oder so nicht alles zerschießen."

13 Spiele hat er in der Rückrunde der Regionalliga bestritten, ein Tor erzielt und immer vorne mitgespielt. "Das ist positiver Druck, da musst du deiner Favoritenrolle immer gerecht werden." Auch davon profitiere er heute, denn wenn man sich jede Woche aufs Neue beweisen, immer dem Druck standhalten müsse, "dann ist das positiv für deine Entwicklung", weiß Handle. Rückwirkend sei der Schritt auf alle Fälle richtig gewesen, auch wenn man es zunächst, wenn die Entscheidung fällt, nicht unbedingt wahrhaben wolle.

Nach einem halben Jahr in Elversberg zog Simon Handle nach Köln weiter. Einem klasse Jahr mit 13 Toren in 29 Partien der Regionalliga West folgte ein weniger schönes: Adduktorenabriss im zweiten Spiel, ein halbes Jahr Pause, vier Operationen. "Da brauchst du Zeit, bis du wieder da bist." Handle war wieder da, hat ab Ende Februar noch zehn Spiele gemacht. "Aber da war ich weit weg von meinem Leistungsoptimum." Gemäß dem Auf und Ab der letzten Jahre steht wieder ein gutes Jahr an – und das bewahrheitet sich so weit.

Vielleicht hat das aber auch mit einem alten Bekannten zu tun, der Handle vor gut vier Jahren überhaupt erst aus Österreich zurück nach Deutschland geholt hat: Pavel Dotchev, seit Juli Trainer in Köln und ab 2015 eineinhalb Jahre Handles Coach in Aue. "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Der Kontakt ist nie abgebrochen und ich habe mich gefreut, als ich gehört habe, dass er unser neuer Trainer wird." Die Art und Weise, wie der Bulgare Fußball spielen lässt, decke sich sehr mit seiner eigenen: schnell nach vorn, viel Ballbesitz und ein gutes Umschaltspiel.

Und mit diesem will Köln auch am Samstag im Grünwalder Stadion beim TSV 1860 München punkten. "Das ist eines der Spiele, auf die ich mich das ganze Jahr am meisten freue. Wenn das Grünwalder ausverkauft ist – das ist es doch, wofür wir Fußball spielen." Dazu kommt, dass Freunde und Familie das Spiel live verfolgen können, ist doch München nur ein Katzensprung im Vergleich zu Köln. Und dann ist da ja noch die Tatsache, dass Simon Handle dieses Jahr ziemlich gut drauf ist...