Leidenschaft, Vernunft und ausgeschlagene Profiangebote: Josef Eibl – ein Großer sagt Servus

12.05.2017 | Stand 18.09.2023, 23:57 Uhr

Josef Eibl war sich auch für die "Drecksarbeit" nicht zu schade. − Foto: Lakota

Es ist immer das gleiche Ritual. Erst der linke Stutzen, dann der rechte. Linker Schuh, rechter Schuh. Dann kramt er noch Schienbeinschoner aus der Tasche, halb zerbröselte Teile, die er schon seit der B-Jugend trägt. Andere würde Josef Eibl aber nie anziehen, sie haben ihm schließlich Glück gebracht in all den Jahren und vielen, vielen Schlachten. "Als Religionslehrer sollte ich eigentlich nicht abergläubisch sein. Aber wenn es um Fußball geht, dann kann ich nicht anders", sagt Eibl, 30, der am Samstag gegen den FC Augsburg II (14 Uhr) zum letzten Mal am Reuthinger Weg auflaufen wird. Es sei denn, der SV Schalding muss am Ende in die Relegation.

Seit zehn Jahren trägt Josef Eibl mittlerweile das grün-weiße Trikot. Als er im Sommer 2007 mit 20 Jahren vom damaligen Bezirksoberligisten TSV Waldkirchen zum SVS wechselt, ist Schalding noch Landesligist. Ein junge Spielertrainer namens Thomas Prebeck führt das Team, im Kader stehen Akteure wir Thomas Lemberger, Daniel Sattler oder Andreas Eiler. "Ich kann mich noch gut erinnern", erzählt Eibl, "in den ersten Partien wurde ich als Innenverteidiger aufgestellt. Das habe ich vorher noch nie gespielt." Als Schalding nach einem grausamen Saisonstart ganz hinten steht in der Tabelle, stellt Prebeck um, beordert Eibl ins defensive Mittelfeld. Am Ende wird Schalding Fünfter − und Josef Eibl hat sich auf der Sechserposition als feste Größe etabliert. In den folgenden Jahren ist der Büchlberger Schaldings Schaltzentrale – nun verlässt der Kapitän das Schiff. Ein Knorpelschaden zwingt ihn zum Karriereende. "Es war eine Entscheidung der Vernunft", sagt Eibl.

Die Vernunft. Sie siegt bei Eibl immer wieder über das Herz. Als er gerade Abitur macht, kommen Anfragen aus Fürth und Nürnberg, Eibl sagt ab, die Ausbildung hat jetzt Vorrang. Später dann klopfen Drittligisten an, auch ein Aufsteiger in die zweite Liga. Berater melden sich, malen blumige Zukunftsaussichten. Doch Eibl lässt sich nicht verführen, "ich habe das immer relativ schnell abgeblockt." Josef Eibl studiert Lehramt, die berufliche Sicherheit ist ihm wichtiger als irgendein Vertrag im schnelllebigen Profigeschäft.

Doch auch als Amateur erlebt Eibl unvergessliche Momente, mit dem SV Schalding spielt er seit vier Jahren in der Regionalliga, ärgert dort die Großen. "Unser Vorteil war immer die Leidenschaft, die Begeisterung", sagt Eibl. Und der Zusammenhalt. "Wenn ich zurückschaue", sagt er, "dann sind eigentlich all meine Freundschaften durch den Fußball entstanden. Wir hatten in Schalding immer eine super Truppe."

In diese Truppe sticht Eibl oft heraus. Weil er präsent ist, ballsicher, zweikampfstark. Weil er führt, ohne sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Josef Eibl ist keiner, der für die große Showbühne taugt. Als andere schon längst durchgestylt und mit neonfarbenen Fußballschuhen auf dem Platz stehen, läuft er noch mit dem schwarzen Adidas-Klassiker Copa auf. "Du brauchst keine bunten Schuhe, um aufzufallen", hat ihm sein Papa einst mitgegeben. Das hat Eibl geprägt.

Für Josef Eibl wird es ein Abschied für immer. "Ich habe mal kurz daran gedacht, etwas kürzer zu treten und in einer unteren Liga zu spielen. Aber das bin ich nicht. Vielleicht kicke ich mal bei einem Gauditurnier, aber sicher nicht mehr im Verein." Dem Fußball wird Josef Eibl aber erhalten bleiben, er macht demnächst den Trainerschein. "Das interessiert mich einfach. Ob ich aber in naher Zukunft auch mal wo trainieren werde, weiß ich noch nicht."

Die ganz Geschichte über Josef Eibl lesen Sie in der Samstagsausgabe der Heimatzeitung, Sport.