Die SVS-Sensation
Kühle Taktik, heiße Fans, ganz große Gefühle: So schlug Schalding die kleinen Bayern +++ Videos

18.08.2021 | Stand 19.09.2023, 2:14 Uhr

Ex-Schalding-Spieler Stefan Rockinger feiert ausgelassen das Siegtor der Schaldinger gegen den FC Bayern II. −Foto: Screenshot PNP

"Wie viele werden’s denn kassieren?": Diese Frage hörte man am Dienstag oft unter den 1100 Zuschauern am Reuthinger Weg. Der FC Bayern II reiste schließlich mit der Empfehlung von zuvor 27 erzielten Toren in den Passauer Westen, wohingegen der heimische SVS seit dem Start-Sieg gegen Burghausen nicht mehr allzu viel gerissen hatte. Die meisten Besucher rechneten daher mit einer ordentlichen Packung für die "Feierabendfußballer", wie Uwe Wolf die Amateure in der Regionalliga Bayern einst bezeichnet hatte.

Anders Stefan Rockinger. Der langjährige SVS-Kicker, jetzt als Spielertrainer beim Kreisklassisten Oberpöring aktiv, prophezeite schon vor der Partie: "Ich habe es im Gefühl, heute wird’s passieren, 3:0, heute ist so ein Tag", sagte er zum verletzten Patrick Rott. Und tatsächlich passierte es. Der Dorfverein drehte nach 0:1-Pausenrückstand die Partie, gewann dank Treffern von Markus Gallmaier und Alexander Mankowski sensationell mit 2:1 und sorgte für die erste Saisonpleite der Münchner Jungprofis, die sich hinterher noch artig bei den rund 80 mitgereisten Fans bedankten und dann mit gesenkten Köpfen in die Kabine schlichen.



Wenige Meter weiter, in der SVS-Umkleide, war da die Party schon in vollem Gange. Mit spendierten Goaßmaßen und lautem Gesang feierten die Schaldinger ihren außergewöhnlichen Triumph. Sportchef Markus Clemens, der im Urlaub weilte und so ausgerechnet einen der größten SVS-Siege überhaupt verpasste, gratulierte dem Team per Videoanruf, während Trainer Stefan Köck bei der PK von einem "geschichtsträchtigen Ereignis für unseren Verein" sprach.

Als Mankowski in der 90. Minute das Siegtor erzielte, war es fast schon finster am Reuthinger Weg, wo es – anders als in den meisten Regionalliga-Stadien – kein Flutlicht gibt. Die Zuschauer riss es dennoch von den Sitzen, Stefan Rockinger sprang sogar über die Bande, rannte wild jubelnd ins Spielfeld. Sein Sieg-Tipp war tatsächlich richtig, wenn auch nicht das Ergebnis. "Ich entschuldige mich natürlich bei Rocki, dass wir nicht 3:0 gewonnen haben", sagte Trainer Köck lachend. Seinen Taktik-Kniff – der Coach hatte auf ein enges 4-4-2-System umgestellt − wollte der 36-Jährige indes nicht überbewerten. "Ein Plan ist nur dann gut, wenn er auch umgesetzt wird. Daher gebührt das Lob der Mannschaft, sie haben wirklich extrem viel investiert und sind belohnt worden."

Mit zahlreichen Extra-Metern schlossen die Schaldinger immer wieder die Räume, verhinderten defensive 1-gegen1-Duelle ohne Absicherung und zwangen die Bayern zu vielen Diagonalbällen, anstatt direkt in die Spitze zu spielen, weil die Passwege im Zentrum zugestellt waren. Als sich einige Spieler müde gelaufen hatten, reagierte Köck, vor allem die eingewechselten Simon Griesbeck und Marco Pledl sorgten nochmals für neuen Schwung. "Die Mannschaft hat es hervorragend gemacht und am Ende des Tages auch nicht unverdient gewonnen", resümierte Köck. Diese Meinung vertraten auch viele Zuschauer. Auch die, die zuvor mit einer Packung gerechnet hatten ...

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