Tournee-Spektakel in Garmisch
Krimi an Neujahr: "Eisei" furios, aber Kobayashi um 0,2 Punkte stärker – Wind-Pech beraubt Geiger aller Chancen

01.01.2021 | Stand 19.09.2023, 2:54 Uhr

So knapp: Markus Eisenbichler hatte den Sieg in Garmisch-Partenkirchen schon vor Augen. −Foto: dpa

Zum 100. Jubiläum und 20 Jahre nach dem letzten Triumph von Sven Hannawald hat Markus Eisenbichler den Sieg beim Neujahrsspringen der 70. Vierschanzentournee nur um Haaresbreite verfehlt. Ganze 0,2 Punkte fehlten Eisenbichler in Garmisch-Partenkirchen für den erhofften Triumph, der Bayer musste sich als Zweiter nur Oberstdorf-Sieger Ryoyu Kobayashi geschlagen geben.

"Telemark habe ich mich nicht getraut, da unten habe ich keine Linie mehr gesehen", sagte Eisenbichler im ZDF: "Aber ich bin zufrieden, voll geil." Im zweiten Durchgang flog "Eisei" auf 143,5 m und blieb damit nur einen halben Meter hinter dem Schanzenrekord. "Gratulation, das war ein toller Wettkampf von ihm", lobte Bundestrainer Stefan Horngacher.

Kobayashi baute seine Führung in der Tournee-Gesamtwertung aus, der Japaner liegt 13,2 Punkte vor dem Norweger Marius Lindvik und dem Slowenen Lovro Kos (-17,7), der in Garmisch-Partenkirchen erstmals im Weltcup aufs Podest flog. Kobayashi übernahm nach seinem dritten Sieg in Serie außerdem das Gelbe Trikot des Weltcup-Spitzenreiters von Karl Geiger. Eisenbichler kletterte im Tournee-Ranking vor dem dritten Springen am Dienstag in Innsbruck von Platz sieben auf vier (-21,1), Geiger liegt als Sechster (-32,3) fast aussichtslos zurück.

"Ich bin ehrlich gesagt stinkesauer", sagte Geiger enttäuscht: "Grundstimmung: sauer." Geigers erhoffter Angriff auf die Gesamtführung blieb aus, da der Oberstdorfer mit reichlich Windpech haderte und nur auf dem enttäuschenden siebten Platz landete. Bei beiden Sprüngen hatte der 28-Jährige im Vergleich zur direkten Konkurrenz stärkeren Rückenwind, weite Flüge waren damit unmöglich.

Stephan Leyhe, in Oberstdorf Neunter, durfte als Zehnter wieder zufrieden sein. Constantin Schmid belegte nach einem schwachen zweiten Sprung Rang 20. Andreas Wellinger startete derweil mit einem kleinen Erfolgserlebnis ins neue Jahr. Nachdem der Olympiasieger die Qualifikation beim Tournee-Auftakt noch verpasst hatte, landete der Oberbayer auf dem 22. Platz.

Ex-Weltmeister Severin Freund sammelte als 28. noch Weltcup-Punkte. Nicht in den zweiten Durchgang kamen indes Pius Paschke (30.), der sein Duell verlor, sowie Justin Lisso (43.) und Felix Hoffmann (46.), die sich über die Nationale Gruppe qualifiziert hatten.

Der formschwache polnische Titelverteidiger Kamil Stoch stürzte als 47. erneut brutal ab, Weltmeister Stefan Kraft aus Österreich hatte bereits zu Silvester seine Tournee-Träume nach der verpassten Qualifikation begraben müssen.

Hannawald war am 1. Januar 2002 der bislang letzte deutsche Erfolg auf der Olympiaschanze in Partenkirchen gelungen. Nun zieht der Tournee-Tross nach Österreich weiter, wo die Springen in Innsbruck sowie Bischofshofen am Donnerstag auf dem Programm stehen. Auf dem legendären Bergisel waren im vergangenen Jahr alle Tournee-Träume von Geiger geplatzt, als er nach einem verkorksten ersten Durchgang nur 16. wurde.

− sid