Begriffe wie "Box" kann er nicht mehr hören
"Katastrophe": Ex-Bayern-Star Scholl kritisiert Trainerausbildung − und Sprache der Coaches

22.12.2020 | Stand 19.09.2023, 1:54 Uhr

Mehmet Scholl. −Foto: dpa

Der frühere Fußball-Nationalspieler Mehmet Scholl hat die Trainerausbildung in Deutschland kritisiert. Auch die neue Trainersprache gefällt dem Ex-Bayern-Star gar nicht.

"Das, was jetzt im deutschen Fußball passiert, ist kein Hexenwerk. Das habe ich vor drei Jahren vorausgesagt. Ich kenne die Trainerausbildung, habe sie selber durchlaufen und das ist eine Katastrophe", sagte der 50 Jahre alte Ex-Bayern-Profi im Podcast "MyPodCarsten" seines früheren Münchner Teamkollegen Carsten Jancker. Allein die Trainerauswahl für diesen Lehrgang sei "schon eine Katastrophe. Das sind lauter Smarties, die smart rüberkommen und sich verkaufen können. Die wissen aber das Wesentliche nicht", sagte der Europameister von 1996.

"Das, was der Jogi jetzt ausbadet, das ist einfach, weil du auf höchstem Niveau Spiele verlierst, weil Dinge nicht mehr geschult werden in der Jugend", meinte der achtmalige deutsche Meister und Champions-League-Sieger von 2001. Die jetzige Generation sei gut, "die können alle was, aber sie können das Wesentliche nicht mehr, was muss ich in welcher Situation im Spiel tun".

Eine Rückkehr in den Trainerjob ist für den früheren ARD-Experten derzeit kein Thema. "Mir fehlt nichts, ich brauche auch keinen Job. Ich mache, was ich will, und nur, was mir Freude macht", sagte Scholl, der von 2008 bis 2013 beim FC Bayern München als Nachwuchstrainer arbeitete.

Erst am Wochenende hatte Scholl mit Kritik am neuen Dortmund-Trainer Edin Terzic für Aufsehen gesorgt. "In seinen Worten steckt nicht viel drin. Das ist so, als würde ich sagen, morgen geht die Sonne weiter. Seine Analyse ist nicht greifbar", urteilte der Ex-Coach der Bayern-Amateure. Auch bemängelte Scholl, das Vokabular des Neuen gehöre zu der Trainersprache, die er "nicht mehr hören" könne. "Ich sollte früher auch von "Box" statt von einem Strafraum sprechen. Oder von einer diametral abkippenden Doppelsechs. Ich habe mich geweigert", sagte Scholl (50).

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat die Kritik des Ex-Nationalspielers brüsk zurückgewiesen. "Wenn Mehmet Scholl sich offensichtlich für den besten Analytiker hält, stellt sich mir die Frage, warum das noch kein Verein gesehen hat", sagte Watzke in der Bild.

− sid/red