Jetzt spricht auch Jupp über seinen Job: So sehr kämpfen die Bayern-Bosse um Heynckes

15.01.2018 | Stand 19.09.2023, 0:16 Uhr

Jupp Heynckes – können ihr die Bayern-Bosse doch von einer Vertragsverlängerung überzeugen? − Foto: dpa

Der größte Kampf des FC Bayern in der Fußball-Bundesliga gilt nicht mehr den Gegnern, sondern dem immer intensiveren Werben um Jupp Heynckes. Das 3:1 zum Rückrundenstart beim Tabellenvierten Bayer Leverkusen stimmte die Münchner Bosse schon wieder rundum glücklich – und bestätigt sie darin, weiter um einen Verbleib von Trainer Jupp Heynckes zu kämpfen.

Am Sonntag übernahm diesen Part Rummenigge beim TV-Sender Sky in der Sendung "Wontorra". Dass Heynckes seiner vierten Bayern-Amtszeit ein bis dato immer wieder bestätigtes Limit bis zum Saisonende gesetzt hat, entmutigt die Bosse keineswegs. "Bei uns gibt es die große Charme-Offensive von Uli Hoeneß. Und, wenn ich ehrlich bin, unterstütze ich die total", sagte Rummenigge. 16 Siege in 17 Spielen haben die Heynckes-Bayern gefeiert, "die Spieler lieben ihn", rühmte der Bayern-Chef. Man werde diesen "Trainer der Extraklasse" nicht kampflos aufgeben!

Der Ball liegt also bei Heynckes, der Anfang Mai 73 wird. "Der Job Fußballtrainer bei Bayern München kostet Kraft, kostet Energie und ist ein Stressfaktor", räumte Rummenigge ein. Das weiß und spürt auch Heynckes, den das Werben einerseits nerven dürfte, aber durchaus auch schmeicheln wird. Zeitdruck verspürt der Verein angeblich nicht, wobei Rummenigge in der Trainerfrage am Sonntag eines verriet. Geht Heynckes, dann soll ein deutschsprachiger Coach die Nachfolge antreten. "Entschieden ist, dass wir einen deutschen Trainer ab 1. Juli haben. Der idealste wäre Jupp Heynckes", sagte Rummenigge.

Der umworbene Heynckes sieht die offene Trainerfrage für die weitere Rückrunde derweil nicht als Problem an. "Nein, sicher nicht. Meine Spieler lassen sich davon nicht beeinflussen. 2013 war die Situation genauso", sagte der 72 Jahre alte Coach der Münchner am Montag in einem "Kicker"-Interview. Im Jahr 2013 holte der deutsche Fußball-Rekordmeister unter dem damals am Saisonende scheidenden Heynckes das Triple. Wie die Chancen auf einen neuerlichen Triumph unter Europas Besten diesmal einzuschätzen sind, mag Heynckes nicht vorherzusagen.

"Wir müssen erst zeigen, was wir zu leisten imstande sind. Ob es letztlich für die europäische Krone reichen wird, dazu mag und kann ich keine Prognosen stellen", sagte Heynckes. Nächster Gegner des enteilten Bundesliga-Tabellenführers in der Champions League ist Besiktas Istanbul im Achtelfinale.

Heynckes ist auf die sportlichen Ziele fokussiert, das Trainerthema wollte er schon in den vergangenen Wochen nicht groß vertiefen. "Zu diesem Job, wie ich ihn mit meinen Mitarbeitern ausführe, gehören eine unheimliche Selbstdisziplin und Ausdauer. Aber ich werde im Sommer 73 Jahre alt. Da weiß man nicht, wie viel Zeit einem das Leben noch gibt", sagte Heynckes allerdings. "Wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte, dass ich diese Arbeit wieder mit so viel Energie machen kann, hätte ich nicht zugesagt. Als ich anfing, war ich fitter als jetzt, weil ich mehr Zeit für meinen Sport und meine Spaziergänge mit Cando hatte."

In den vier Jahren von Heynckes Abwesenheit in der Bundesliga habe sich der Fußball "nicht erneuert", wie der Coach erklärte. "Das ganze neue Vokabular macht den Fußball nicht besser, immer hoch zu stehen, immer nur Pressing und 90 Minuten Vollgas, das reicht nicht. Dann ist bei Dreifachbelastung der Akku im Januar leer. Man muss das Ganze flexibel gestalten, ökonomisch gegen den Ball, also im richtigen Moment Pressing ansetzen, und vieles mehr", meinte der Routinier.