Porträt eines Senkrechtstarters
Jahn-Chef für ein Spiel, Quarantäne, Abstiegskampf: Die turbulenten Wochen des Niederbayern Sebastian Dreier

25.03.2021 | Stand 19.09.2023, 2:01 Uhr

Seit 2019 ist der Niederbayer Sebastian Dreier Co-Trainer bei Jahn Regensburg. Mit erst 29 blickt er schon auf viele Stationen als Spieler und Trainer zurück. −Foto: Matthias Balk / dpa

Weil Chef-Trainer Mersad Selimbegovic sich mit Corona infiziert hatte, feierte "Co" Sebastian Dreier (29) sein unerwartetes Debüt als Coach von Jahn Regensburg. Ihm gelang ein Sieg gegen Paderborn, danach mussten er und die gesamte Mannschaft in Quarantäne. Jetzt sind sie zurück – und wollen schnellstmöglich den Klassenerhalt klar machen.

Es ist der 23. Spieltag in der zweiten Liga. Der Gegner heißt SC Paderborn. Nur wenige Stunden vor dem Anpfiff erhält Sebastian Dreier, Co-Trainer des SSV Jahn Regensburg, einen überraschenden Anruf. Am Apparat ist Christian Keller, Geschäftsführer des Clubs. "Ich habe mich noch gewundert, normalerweise ruft der Christian am Spieltag nicht an", erinnert sich der Niederbayer aus dem Landkreis Landshut. Nach kurzer Nachfrage des Funktionärs, ob er denn gut im Stuhl sitze, folgt der Hammer: Cheftrainer Mersad Selimbegovic wurde positiv auf das Corona-Virus getestet und der gerade erst 29 Jahre alt gewordene Dreier soll als Chef an der Seitenlinie übernehmen.
"Klar war ich überrascht und angespannt, doch viel Zeit zum Nachdenken blieb ohnehin nicht", erzählt er. Das Ziel ist klar: Das Beste machen aus der schwierigen Lage und voller Fokus aufs Spiel. Schließlich ist Paderborn fast direkter Tabellen-Rivale und nur zwei Punkte vor Regensburg. Sofort setzt sich Dreier mit Trainer Selimbegovic in Verbindung und bespricht den Matchplan.

Es folgt ein hart umkämpftes und intensives Spiel. Nach einer torlosen ersten Hälfte erzielt der Jahn kurz nach der Pause das 1:0, doch der Treffer zählt nicht. Nur fünf Minuten später gehen die Regensburger tatsächlich in Führung. Außerdem pariert Torhüter Meyer einen Elfmeter und sichert so den Sieg – Dreier holt den Dreier.

Die Erleichterung und die Freude über das Ende der vier Spiele andauernden Sieglos-Serie währt allerdings nur kurz. Immer mehr Spieler sind mit Corona infiziert und dann trifft es auch Dreier. Der Kracher gegen Werder Bremen, immerhin das DFB-Pokal-Viertelfinale, muss verschoben werden und auch die weiteren Ligaspiele werden ausgesetzt. Die ganze Mannschaft geht in Quarantäne.
Dass Sebastian Dreier mit gerade einmal 29 Jahren auf dem Trainerstuhl in der Regensburger Arena Platz nehmen würde, war nicht absehbar. Noch vor sieben Jahren steckte er im Trikot seines Heimatvereins, dem FC Hohenthann (Landkreis Landshut). Dort, zwischen oft zu kleinen Kabinen, gemütlicher Sportheimstube und leicht mitgenommener Zuschauertribüne kämpfte Dreier um den Aufstieg in die Kreisliga. In nur sieben Jahren von der Kreisklasse in die 2. Liga. Ein steiler Aufstieg mit Ansage.

Wie sich Sebastian Dreier in wenigen Jahren einen Namen im Profifußball machte, welcher Trainer sein Idol ist und wie er mit dem SSV Jahn Regensburg in die abschließenden Spieltage der 2. Bundesliga geht, lesen Sie kostenlos nach kurzer Anmeldung bei PNP Plus.