"Ich schlafe sehr gut": Meister Carlo ganz cool vor dem Duell gegen Schüler Zinedine

10.04.2017 | Stand 18.09.2023, 23:54 Uhr

Bei Real Madrid stand Zinedine Zidane als Co-Trainer unter Carlo Ancelotti noch im Schatten des Italieners. Anfang 2016 wurde der Franzose, der als Spieler mehrfacher Weltfußballer war, dann selbst Chefcoach. Mit dem Triumph in der Champions League im vergangenen Jahr wandelt Zidane bereits auf Ancelottis Spuren. − Foto: imago

Carlo Ancelotti bringt auch kurz vor dem hochbrisanten Champions-League-Spektakel gegen Real Madrid rein gar nichts aus der Ruhe. "Ich schlafe sehr gut, ich habe keine Probleme", versicherte der italienische Starcoach mit einem verschmitzten Lächeln. Doch bei aller Coolness und inneren Ruhe: Beim Gedanken an das spannungsgeladene Wiedersehen mit seinem weltberühmten früheren Trainer-Assistenten Zinedine Zidane und seinem noch viel berühmteren Ex-Club kribbelt es natürlich auch bei Ancelotti seit Wochen.

"Carlo denkt schon lange an das Spiel, er will unbedingt gewinnen und weiterkommen. Er hat eine schöne Erinnerung, den Champions-League-Sieg in Lissabon", erinnerte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge an Ancelottis großen Königsklassenabend beim Finaltriumph mit Real im Mai 2014.

Aber Ancelotti, der auf dem Weg zu diesem Titelgewinn den FC Bayern und Pep Guardiola mit 4:0 in München demütigte, muss auch auf eine unschöne Erfahrung zurückblicken: Eine Saison nach "La Décima", dem zehnten Triumph in Europas Elite, beendete Präsident Florentino Pérez das Kapitel Ancelotti beim Weltverein. "Wir alle wissen, was er hier geleistet hat. Er hat Großes vollbracht", hob Zidane als Nach-Nachfolger von Ancelotti hervor und freut sich auf das Wiedersehen. "Das wird ein Treffen von einem Lehrer mit seinem Schüler. Ich war Co-Trainer bei Carlo und habe viel gelernt. Er ist ein guter Mensch."

Lob und Dankbarkeit gehören zu Ancelottis Vita wie die zahlreichen Titel. Er weiß Stars von Cristiano Ronaldo über Zlatan Ibrahimovic bis hin zu Didier Drogba bei Laune zu halten – das hat auch Zidane von seinem Lehrmeister mit auf den Weg bekommen. "Ein Trainer muss an alles denken, jeden Tag. Er will, dass seine Spieler zufrieden sind und gut arbeiten, und zwar alle 24 Profis im Kader, nicht nur ein paar", beschrieb es der Franzose einmal.

Beim FC Bayern gelingt das Ancelotti bislang, als perfekter Mia-san-Mia-Trainer lebt er Ruhe und Gelassenheit vor. "Diese Ruhe und das Vertrauen spüren wir Spieler – und das tut uns gut", sagte David Alaba. Der bisherige Saisonverlauf hat bei den Bayern die Hoffnung vergrößert, sich zum dritten Mal nach 2001 unter Ottmar Hitzfeld und 2013 zum Champion in Europa krönen zu können.

"Wir wollen beide die Champions League gewinnen", sagte Zidane. Er selbst muss dazu ein einmaliges Kunststück in der Königsklasse bewerkstelligen: Nie zuvor glückte die Titelverteidigung. Dass er, das französische Fußballgenie von einst, überhaupt die Chance dazu hat, verdankt der 44-Jährige auch dem 57 Jahre alten Bayern-Coach. Denn Ancelotti beförderte den früheren Weltfußballer im Jahr 2015 zu seinem Assistenten. "Wenn Zinedine etwas sagt, hören die Spieler zu", pries Ancelotti einmal die Aura seines früheren Lehrlings.

Von der Abgeklärtheit des Weltmannes Ancelotti bei Pressekonferenzen kann Zidane noch lernen. Wenngleich auch er die Kunst beherrscht, wie der Mister nicht zu viel preiszugeben. Zuletzt erstaunte Zidane aber in Madrid mit Aussagen über seine Zukunft. "Es ist überhaupt nicht sicher, dass ich weitermachen werde", sagte der Franzose vor dem 1:1 im Stadtderby gegen Atlético. "Ich sorge mich immer nur um das nächste Spiel. Was danach passieren wird, weiß ich nicht."

− dpa