Gallmaier drückte den Reset-Knopf – jetzt will Schaldings Stürmer voll durchstarten

24.02.2016 | Stand 18.09.2023, 23:30 Uhr

Freut sich über seine Rückkehr: Markus Gallmaier. − Foto: Lakota

Es ist keine leichte Entscheidung. Aber sie muss so gefällt werden. Also drückt Markus Gallmaier den Reset-Knopf. Alles wird auf Null gestellt, der Körper auf ein Level heruntergefahren, das keine Belastung vorsieht. Absolute Ruhe, Regeneration statt Regionalligafußball. Heute, fast ein halbes Jahr nach seinem letzten Einsatz, ist Markus Gallmaier (23) zurück beim SV Schalding. Und hofft, dass er endlich ohne Beschwerden Fußball spielen kann.

Ein Reset ist ein Vorgang, bei dem etwas in seinen Anfangszustand gebracht wird. Dies kann erforderlich sein, wenn das System nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert. Und bei Markus Gallmaier funktioniert das System längst nicht mehr, als ihm die Ärzte im Spätsommer zu einer totalen sportlichen Zwangspause raten. Zu lange schon hat er sich gequält, zu oft hat er gespielt, als er nicht hätte spielen sollen. Jetzt muss ein Neustart her.

Schon als Gallmaier im Sommer 2013 von Deggendorf nach Schalding kommt, behindert ihn eine kurz zuvor vollzogene Meniskus-Operation. Dann, im Frühling, reißt bei ihm zum zweiten Mal das Kreuzband. Doch wieder kehrt Gallmaier zu früh zurück auf den Platz. Er kann nicht anders, der Ehrgeiz drängt ihn. Doch sein Körper verzeiht nicht – und reagiert. Wenn auch nicht mit Knieproblemen. Nein, die Adduktoren sind es, die im Frühjahr 2015 Probleme machen. Gallmaier ignoriert auch dieses Signal, spielt weiter, hofft, dass die Sommerpause Besserung bringt. Aber das Gegenteil ist der Fall. Der Stürmer quält sich durch die Vorbereitung, spielt, pausiert, spielt in der zweiten Mannschaft, pausiert wieder – bis er dann doch den Stecker zieht. Gerade noch rechtzeitig. "Es war eine Schambeinentzündung, das wurde lange nicht erkannt. Wenn ich weitergemacht hätte, wäre es wohl chronisch geworden. Dann hätte ich ein richtiges Problem gehabt", sagt Gallmaier heute. "Wahrscheinlich ist das alles davon gekommen, weil ich nach meinem Kreuzbandriss zu früh wieder angefangen habe."

Auf die Diagnose folgt der Plan. Reset, der Körper soll – ohne jede Belastung – geschont werden. "Ich durfte nicht mal locker laufen oder Rad fahren. Gar nichts. Das war schon brutal hart", erinnert sich Gallmaier. Aber sinnvoll, wie er heute weiß. "Ich musste endlich mal richtig regenerieren. Und dann quasi von einem Nullzustand neu anfangen. Es war praktisch so, als hätte ich vorher keinen Sport gemacht."

Im Spätherbst beginnt Gallmaier, seinen Körper langsam wieder hochzufahren, ab Dezember schuftet er mit einem speziell zusammengestellten Fitness- und Stabilisationstraining für sein Comeback. Im Trainingslager folgt die Bewährungsprobe für den Körper. Eine Woche Vollbelastung, tägliche Einheiten, wie darauf wohl der Körper reagiert? Gar nicht. Was fehlt, ist die Spritzigkeit. Und die Kondition. "90 Minuten sind noch nicht drin", meint Gallmaier. Vor allem, wenn er im neuen System mit drei Spitzen auf der Außenbahn aufgeboten wird. "Das ist unglaublich laufintensiv", sagt er. Und schickt mit einem Lachen hinterher. "Da habe ich nach 45 Minuten gepumpt wie ein Maikäfer."

Dennoch: Gallmaiers giftige Spielweise wird Schalding auch jetzt schon helfen. "Er macht uns sehr viel Freude", sagt der Sportliche Leiter Markus Clemens und lobt. "Auch die Art und Weise, wie Markus den Weg zu seinem Comeback angegangen ist, war absolut top. Er arbeitet sehr akribisch." Im letzten Test am Samstag in Ried bringt Trainer Tanzer den Stürmer Gallmaier nach der Pause ins Spiel. Es steht 1:1. Gallmaier besorgt die Führung und holt den Elfer heraus, der zum 3:1-Endstand führt. Gar nicht mal so schlecht für einen, der erst vor ein paar Monaten den Reset-Knopf gedrückt hat ...