Ex-Bayernliga-Spieler Michael Scheßl: Angekommen im College-Fußball – doch das Knie zwickt

01.01.2019 | Stand 19.09.2023, 0:48 Uhr

Fühlt sich wohl in Tampa: Michael Scheßl (r.), Ex-Spieler von Ruhmannsfelden und Bogen. −F.: Todd Montgomery

Temperaturen unter Null hat er zuletzt vor zwei Jahren erlebt. Dort, wo Michael Scheßl, der ehemalige Bayernliga-Spieler der Spvgg Ruhmannsfelden und des TSV Bogen, seit eineinhalb studiert und trainiert, hat es auch um den Jahreswechsel wohlige 20 Grad. Er könnte jetzt am Strand von Tampa (Florida) liegen, feiert aber Silvester lieber zu Hause im kalten Bayerischen Wald. "Als ich aus dem Flieger gestiegen bin, hat es mich schon erstmal geschüttelt", erzählt der Geiersthaler. Fünf Wochen ist Scheßl hier, besucht die Familie, Freunde und wagt sich nach einiger Zeit mal wieder aufs Snowboard – wenn das Knie hält.

Eigentlich ist sein Kreuzbandriss über ein Jahr her, doch der 24-jährige College-Fußballer hat immer noch Probleme. Eine Vernarbung an der Patellasehne führt dazu, dass er meist nur mit Schmerzmitteln gegen den Ball treten kann. "In der Vorbereitung konnte ich kaum mittrainieren", sagt Scheßl. Die Saison, die im College-Fußball ohnehin nur von September bis Dezember geht, hat er größtenteils verpasst. Sechs Spiele hat der Geiersthaler für die Tampa Spartans gemacht – und profitierte dabei von Regeln, die man hierzulande nur von Sportarten wie Eishockey kennt: "Spieler dürfen aus- und wieder eingewechselt werden." So konnte Scheßl die Belastung gut steuern.

Überhaupt erzählt er mit einem ungläubigen Kopfschütteln vom College-Fußball in den USA: "Wenn es nach 90 Minuten Unentschieden steht, werden zweimal zehn Minuten nachgespielt – mit Golden Goal. Bei Unterbrechungen hält der Schiedsrichter die Uhr an, es gibt keine Nachspielzeit." Alles etwas anders im Land des Basket- und Footballs. "Da musst du dich die ersten Monate erstmal ins Regelbuch einlesen." Aber sonst hat sich der ehemalige Bayernliga-Kicker bestens eingelebt im Südosten der USA.

Eineinhalb Jahre läuft sein Stipendium noch, am Ende ist er Bachelor, Sportwissenschaften. Angefangen hatte er an der Technischen Hochschule in Deggendorf. Doch seine Zeit in Tampa könnte sich noch einmal um ein Jahr verlängern. Weil er wegen seiner Knieverletzung weniger als 30 Prozent der Spiele gemacht hat, dürfte er ein Jahr dranhängen und könnte dann gleich noch den Master draufsatteln. Ob er das will? "Man weiß nie, was in eineinhalb Jahren ist", sagt Scheßl.

Seine langfristige Zukunft sieht Michael Scheßl nicht in den USA – allerdings auch nicht zuhause im Bayerischen Wald. "Ich möchte als Athletiktrainer arbeiten, am liebsten bei einem Profiverein, aber davon gibt es unserer Gegend ja leider nicht so viele."

Der Artikel erschien in der Silvesterausgabe der PNP (Heimatsport).