"Eine Gefahr für den deutschen Fußball": 1860 am Pranger – doch der Verein wehrt sich

07.03.2017 | Stand 18.09.2023, 23:51 Uhr

Sie stehen an der Spitze der Löwen – und damit in der Kritik: 1860-Präsident Peter Cassalette und der jordanische Investor Hasan Ismaik (r.), hier nach der Niederlage gegen St. Pauli. − Foto: Tobias Hase/dpa

Eigentlich geht’s beim Thema TSV 1860 München nur um Fußball – aber inzwischen spielen sich Possen und Skandale bei den Löwen immer stärker abseits des Rasens ab. Der jüngste Höhepunkt: Das Fußball-Fachblatt "Kicker" berichtet zwar noch über den Verein aus Giesing, das Magazin verzichtet aber vorerst auf Interviews mit Klub-Verantwortlichen und Spielern. Und auch der FC St. Pauli schießt gegen die Konkurrenz: "Wenn auf dem Altar des vielen Geldes Meinungsfreiheit und respektvoller Umgang mit Mitarbeitern, Medien und anderen Clubs auf der Strecke bleiben, dann gute Nacht Fußballdeutschland", sagt dessen Manager Andreas Rettig.

Doch was brachte den Ball eigentlich so gewaltig ins Rollen? Das Verhältnis zwischen speziell den Münchner Medien und den Löwen fußt – um es einmal positiv auszudrücken – sit langem nicht auf gegenseitiger Liebe. Vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli gab mal wieder einen Eklat – und zwar bei der Löwen-Pressekonferenz. Die Bild-Reporterin Kristina Ellwanger, die im Artikel "Matmour von 1860 vergessen!" über die Degradierung des Profis in die 2. Mannschaft berichtet hatte, wurde von 1860-Pressesprecherin Lil Zercher abgeblockt: "Bitte zu entschuldigen, aber wir werden Deine Fragen nicht beantworten, nächste Frage."

Denn: Schon am Montag hatte der Zweitligist die Münchner Bild-Redaktion informiert, dass Ellwanger "aufgrund der jüngsten Berichterstattung um Karim Matmour beim TSV 1860 derzeit nicht willkommen" sei. Und am Donnerstag wurde ihr die Akkreditierung fürs Heimspiel gegen den FC St. Pauli verweigert.

Dieses Verhalten rief sofort den Bayerischen Journalisten-Verband (BJV) auf den Plan: "Der Verein missbraucht das Hausrecht dafür, missliebige Berichterstattung zu unterbinden", sagte BJV-Geschäftsführerin Jutta Müller. Viele Schritte weiter ging dagegen Julian Reichelt, der Vorsitzende der Bild-Chefredaktion, der 1860 wegen seiner Medienpolitik mit US-Präsident Donald Trump verglich. "Was haben der @PressSec von @realDonaldTrump und @TSV1860 gemeinsam? Angst vor freier, kritischer Presse. Armselig!" twitterte Reichelt.

Den nächsten Tritt vors Schienbein gab’s für die Löwen am Sonntag, einen Tag nach der Heimniederlage gegen St. Pauli. Andreas Rettig, Sportchef der Hamburger, warf 1860-Investor Ismaik vor, er habe Pauli-Funktionäre während des Spiels von ihren Plätzen vertreiben lassen wollen (