Nur eine Handvoll Spieler verfügbar
Deggendorfer SC muss in Hannover antreten – Termine bleiben – Indians wehren sich gegen Vorwürfe

14.03.2022 | Stand 19.09.2023, 3:05 Uhr

Auf die kurze Bank geschoben: Der DSC kämpft unmittelbar vor Start der Playoffs mit einem Corona-Ausbruch, der den kompletten Betrieb lahmlegt. −Foto: Rappel

In Zeiten großer Ungewissheit kennt der Deggendorfer SC nun zumindest seinen Gegner für die erste Playoff-Runde der Eishockey-Oberliga: Es geht gegen die Hannover Indians. Und schon vor dem ersten Bully gibt es Stunk zwischen beiden Vereinen wegen einer von den Niederbayern angeregten möglichen Terminverschiebung.



Der Klub aus Niedersachsen verteidigte am letzten Spieltag durch ein 6:1 gegen die Saale Bulls Halle den vierten Platz in der Nord-Staffel. Das 3:4 des Verfolgers aus Leipzig gegen die Hammer Eisbären war da schon unerheblich. Beim DSC hatte man auf eine Serie gegen die Sachsen gehofft, weil diese deutliche kürzere Fahrtwege bedeutet hätte. Nun muss man Tagestrips an die Leine planen.

Doch die weiten Anreisen sind nicht das größte Problem an der Trat: Dort kämpft man weiter mit einem massiven Corona-Ausbruch. Nach dem Hauptrunden-Ende wurden weitere vier Spieler und ein Vorstandsmitglied positiv auf Corona getestet, wie der Verein vor dem Wochenende mitteilte. Seither kamen weitere dazu.

"Momentan haben wir nur eine Handvoll Spieler, die nicht in Quarantäne oder im Return-to-Play-Verfahren sind", beschreibt Teammanager Stefan Liebergesell die aktuelle Lage. "Unser gesamtes Trainerteam ist in Isolation, ein geführtes Training ist deswegen momentan nicht möglich."

Der DSC hatte gehofft, dass Verband und Gegner einer Verlegung der Auftaktpartien der Serie zustimmen. Spiel eins und zwei sollten um je einen Tag nach hinten geschoben werden. "Jeder Tag bringt uns wertvolle Zeit und im besten Fall mehr einsatzbereite Spieler", sagte Liebergesell, der zunächst positive Signale aus Hannover vernommen hatte. Am Montagmittag musste er aber zerknirscht mitteilen, dass die Spieltermine bestehen bleiben: Spiel eins steigt am Freitag um 20 Uhr im Hannoveraner Eisstadion am Pferdeturm, Spiel zwei am Sonntag um 18.45 Uhr im Eisstadion an der Trat.

Auch wenn man derzeit "zwischen Wut und Enttäuschung" pendle, wie Liebergesell – selbst in Quarantäne – sagt, versuche man, sich die Freude auf die entscheidende Phase nicht nehmen zu lassen. Er hoffe, dass sich auch unter den Fans eine Jetzt-erst-recht-Mentalität entwickle.

Große Hoffnung setzen die Verantwortlichen auf Testreihen an diesem Montag und Mittwoch. An beiden Tagen könnte sich eine Reihe von Spielern freitesten und nach kardiologischen Untersuchungen pünktlich zum Wochenende aufs Eis zurückkehren. Ohne Spielpraxis und ganz wenig Training freilich. Aber beim DSC klammert man sich an diesen Tagen an jeden Strohhalm der Hoffnung.

In Hannover wehrt man sich derweil gegen die Darstellung der Deggendorfer in Sachen möglicher Terminverschiebung. Die ausführliche Stellungnahme der Indians im Wortlaut:

"Der Deggendorfer SC hat bereits am Samstag öffentlich bekundet, um eine Spielverlegung zu bitten, gleich welcher Gegner für das PO-Achtelfinale in Frage kommt. Gleichzeitig wurden die in Frage kommenden Vereine hierüber informiert. Es wäre hilfreicher gewesen, dies nicht gleich öffentlich zu verkünden, sondern vorab zu erfragen, ob dies organisatorisch überhaupt möglich sei. Es ist anzunehmen, dass dieser Schritt einzig dem Zweck diente, Druck auf den letztlich noch zu ermittelnden Gegner auszuüben.

Am Montag morgen wurde der Geschäftsstellenleiter des Deggendorfer SC darüber informiert, dass eine Verlegung auf Samstag nicht in Frage kommt, da den Indians die Halle nicht zur Verfügung stehen wird.Die von Deggendorfer Seite geäußerte ,Idee‘ dann doch am Sonntag in die Play-Offs zu starten, wurde weder mit Erläuterungen zur organisatorischen Durchführbarkeit untermauert, noch wurde daran gedacht, dass zwischen einem Freitags- und einem Sonntagsheimspiel erhebliche wirtschaftliche Unterschiede bestehen. Hierin offenbarte sich erneut eine außerordentlich einseitige Sicht auf die Dinge.

Jeder Club hat momentan ein erhebliches Risiko von Kader-Beeinträchtigungen bis hin zu Spielausfällen durch die Corona-Pandemie. Das zuletzt am Pferdeturm ausgefallene Derby ist hierfür nur ein Beispiel. Die sich zu stellende Frage, warum die Indians neben dem eigenen Risiko nun auch noch das organisatorisch/wirtschaftliche Risiko des Gegners tragen sollten, hat man in Deggendorf offensichtlich nicht gestellt. Hier hätten wir uns ein ausgewogeneres und objektiveres Verhalten gewünscht."