Sky verliert Champions-League-Rechte – ein Kommentar
Das Monster entgleitet seinem Schöpfer – Sky wird Opfer des eigenen Werkes

12.12.2019 | Stand 19.09.2023, 1:24 Uhr

Keine Champions League mehr: Sky verliert ab 2021 die Übertragungsrechte. −Foto: dpa

Am Donnerstagmorgen wurde bekannt, dass Sky ab der Saison 2021/22 keinen Champions League mehr übertragen wird. Damit endet eine 20-jährige Ära. Unser Redakteur Alexander Augustin hat sich Gedanken zur Neuverteilung der Rechte gemacht – ein Kommentar:

Ein bisschen ist es wie bei Dr. Frankenstein und seinem Monster. Der Wissenschaftler erschafft eine Kreatur und fühlt sich daraufhin wie Gott. Doch irgendwann entwickelt das Monster ein Eigenleben und Frankenstein verliert die Kontrolle über seine Schöpfung.

So ähnlich geht es dem Bezahlsender Sky gerade mit dem Fußball. Vor 20 Jahren, damals noch als Premiere, sicherte sich der Konzern die Live-Rechte an der Bundesliga und dem Europapokal. Durch seine teils absurde Dauerberichterstattung machte er die Volkssportart zum Milliardenprodukt – das er jetzt selbst nicht mehr bezahlen kann. Ab 2021 wird die Champions League fast ausschließlich von DAZN und Amazon übertragen – im Internet. Wenn kommendes Jahr die Bundesliga-Rechte neu verhandelt werden, ist Ähnliches zu erwarten.

Es könnte das Ende des Bezahlsenders sein – und wird ganze Gruppen von Fans vom Zirkus Top-Fußball abnabeln: ältere Menschen ohne Internetanschluss oder -kompetenz, Haushalte ohne Breitband. Zur finanziellen kommt jetzt auch noch die technische Hürde. Das ist für Betroffene ärgerlich, doch die Anbieter wissen: Wenn in Deutschland ein Fan abgehängt wird, kommen auf anderen Kontinenten zehn neue dazu. Das Monster wird so auch ohne seinen Schöpfer weiterwachsen, weil es ohnehin nur einer bändigen kann: der Fußballfan selbst. Dazu müsste dieser aber das Monster als solches erkennen. Das tut er nicht – noch nicht.