Nach 35 Minuten wieder ausgewechselt
"Darum ließ Pep ihn auch gehen": Erst Matthäus-Kritik – dann Höchststrafe von Flick für Sane

19.12.2020 | Stand 19.09.2023, 1:54 Uhr

Noch nicht richtig angekommen in München: Leroy Sane. −Foto: dpa

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat Bayern Münchens Königstransfer Leroy Sane kritisiert und vom Nationalspieler Fortschritte in der Defensivarbeit gefordert. Alles andere als rund lief es für den 24-Jährigen auch im letzten Spiel des Jahres – er wurde beim 2:1-Sieg gegen Leverkusen von Flick ein- und nur 35 Minuten später wieder ausgewechselt!

Sane habe "den nächsten Schritt noch nicht gemacht", sagte Matthäus dem Nachrichtenportal t-online.de. Er müsse sich "an das System des FC Bayern gewöhnen, an das hohe und aggressive Pressing. In der Defensive hat er sowieso Defizite. Daran muss er arbeiten."

Diese Schwäche habe bereits Teammanager Pep Guardiola bei Manchester City "bemängelt", führte Matthäus aus: "Deswegen hat er ihn wahrscheinlich auch gehen lassen, weil Sane nicht so nach hinten arbeitet, wie er sich das vorstellt. Was die Rückwärtsbewegung betrifft, muss er noch lernen. Das haben Gnabry und Coman verinnerlicht."

Auch in punkto Reife und Führungsqualitäten sieht Matthäus (59) noch Nachholbedarf bei Sane: "Der Prozess ist sicher noch nicht abgeschlossen, obwohl er schon lange genug dabei ist. Eigentlich. Er geht mit seinen Enttäuschungen anders um als andere Spieler."

Eine erneute Enttäuschung musste Sane im letzten Spiel des Jahres verkraften. Der 24-Jährige, der in der Jugend auch drei Jahre für Bayer gespielt hatte, saß zunächst auf der Bank, kam in der 32. Minute für den verletzten Kingsley Coman und musste 35 Minuten später für den 17 Jahre alten Jamal Musiala wieder runter. Der Nationalspieler schlich mit gesenktem Kopf sichtlich frustriert auf die Tribüne.

Flick begründete die Wieder-Auswechslung hinterher taktisch. "Warum Höchststrafe?", fragte der Trainer. "Wenn wir auswechseln, müssen wir das sinnvoll machen." Weiter erklärte Flick: "Es gibt wenige, die ich auswechseln kann, wenn ich Jamal Musiala bringe." Thomas Müller, Serge Gnabry und eben Sané. Müller sei unverzichtbar gewesen, Gnabry habe sich in der zweiten Halbzeit enorm gesteigert. "Von daher gab es die Option Leroy, die musste ich nehmen", sagte Flick. "Er wird das verkraften, der Einzelne muss ein bisschen zurückstehen. Er bekommt all unsere Unterstützung. Heute mussten wir so reagieren, weil es keine andere Möglichkeit gab."

Müller lobte den 24-Jährigen im Sky-Interview. "Ich habe mit ihm ein sehr gutes Spielverständnis und glaube, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, dass wir über Leroy Sané ganz anders sprechen", sagte er. "Das ist jetzt eine harte Nummer, ausgewechselt zu werden, aber das wird er wegstecken, und wir stehen als Mannschaft hinter ihm." Sané sei ganz nah dran, "dass dieser Knoten aufgeht", sagte Müller. "Deswegen mache ich mir überhaupt keine Sorgen."

Sané hatte sich vor seinem Wechsel nach München im Sommer bis weit ins Jahr hinein von einem Kreuzbandriss erholen müssen, eine Kapselverletzung im rechten Knie warf ihn in dieser Saison zwischenzeitlich zurück. "Ich denke, im neuen Jahr wird er seine Qualitäten zeigen", sagte Weltfußballer Robert Lewandowski, der am Samstag beide Bayern-Tore erzielt hatte. "Er weiß selbst, dass er von der kurzen Pause profitieren kann. Ich drücke ihm die Daumen, er ist ein super Junge und ein super Spieler."

− sid/dpa/red

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