Debatte um Bundestrainer
Beckenbauer: Löw soll weitermachen – und Weltmeister-Trio zurückholen

20.11.2020 | Stand 19.09.2023, 1:52 Uhr

Franz Beckenbauer (75). −Foto: Ina Fassbender/dpa

Nach dem 0:6 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Spanien hat sich Franz Beckenbauer für einen Verbleib von Bundestrainer Joachim Löw ausgesprochen.

Der Weltmeister-Trainer von 1990 machte sich zugleich aber auch für ein Comeback von Thomas Müller stark. "Thomas Müller würde die Mannschaft auf Vordermann bringen. Wie beim FC Bayern in schwierigen Spielphasen", sagte der 75-Jährige der "Bild". Der schwer angezählte Löw solle aber Trainer bleiben: "Natürlich soll er weitermachen und die EM angehen. Das Spiel hilft ihm am Ende, neue Erkenntnisse zu sammeln."



Auf die Frage, ob der von Löw forcierte Umbruch nun abgebrochen werden müsse und es nicht nur ein Comeback von Müller, sondern auch von dessen Teamkollegen beim FC Bayern München, Jérôme Boateng, sowie Verteidiger Mats Hummels von Borussia Dortmund geben müsse, sagte Beckenbauer: "Wenn es im März bei den letzten drei Länderspielen vor der EM nicht funktioniert, muss Jogi umsteuern." Löw hatte die drei Weltmeister von 2014 im Frühjahr 2019 assortiert, um jüngeren Spielern mehr Chancen geben zu können.

Das Spanien-Spiel hakte Beckenbauer ab: "Das war nix von der deutschen Mannschaft. Ein totaler Blackout." So etwas passiere halt. "Jetzt lacht die Welt über uns. Solche Ausfälle gibt es doch bei der Nationalmannschaft zum Glück nur ganz selten. Deshalb: Die Kirche im Dorf lassen." Es gebe in Löws Team aber ein "Führungsproblem auf dem Platz. Ich habe kein Aufbäumen erlebt, nichts. Du brauchst Leader gerade dann, wenn es nicht läuft." Das 0:6 in der Nations League war die höchste Pflichtspielniederlage einer A-Nationalmannschaft in der Geschichte des DFB.

Max Eberl: Löw hat den Umschwung geschafft

Auch Mönchengladbachs Sportchef Max Eberl machte sich für Löw stark. "Jogi Löw hat aus meiner Sicht das Vertrauen verdient. Er hat den Umschwung geschafft, indem er sich mit sehr vielen jungen und talentierten Spielern als Gruppenerster für die Europameisterschaft qualifiziert hat", sagte Eberl in einem Interview der "Frankfurter Rundschau".

Dass Löw derzeit so negativ gesehen werde, hänge auch mit "einer emotionalen Befangenheit" zusammen. "Momentan sieht man lieber das halbleere Glas als das halbvolle. Wir alle gemeinsam haben viel zu tun, um unsere Wahrnehmung wieder zu verbessern. Wir sollten wieder das Licht sehen", meinte Eberl.

− dpa

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